„Ich weiß, dass ihr überleben wollt“: Selenskyj ruft russische Soldaten zur Kapitulation auf

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Schuldigen für die schweren Kriegshandlungen in seinem Land ohne Nachsicht zur Verantwortung ziehen. „Wir arbeiten mit den Partnern an neuen Strafmaßnahmen gegen den russischen Staat“, sagte er in einer in der Nacht zu Dienstag veröffentlichten Videobotschaft.

„Jeder, der für den Krieg verantwortlich ist. Jeder, der für die Zerstörung der Demokratie verantwortlich ist. Jeder, der für Repressionen gegen Menschen verantwortlich ist. Jeder bekommt eine Antwort“, sagte Selenskyj.

[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen]

Das russische Militär sei definitiv verantwortlich für Kriegsverbrechen, für eine „bewusst geschaffene humanitäre Katastrophe“ in ukrainischen Städten, sagte er in dem Clip, der ihn in Militärkluft im Präsidialamt in Kiew zeigt.

Russland beginne zu erkennen, dass es mit dem Krieg nichts erreichen werde. „Einen solchen Widerstand hatten sie nicht erwartet. Sie glaubten ihrer Propaganda, die seit Jahrzehnten über uns lügt.“ Die russische Armee habe binnen 19 Kriegstagen in der Ukraine höhere Verluste erlitten als während der beiden Tschetschenien-Kriege, sagte Selenskyj. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

[Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen.] 

Der ukrainische Präsident rief die russischen Soldaten auf, die Waffen niederzulegen. Aus abgehörten Telefonaten russischer Soldaten mit ihren Familien zuhause wisse man, was viele „wirklich über diesen Krieg“ denken. „Ich weiß, dass ihr überleben wollt“, sagte er. „Ich biete euch eine Chance an, zu überleben.“

Mehr zum Ukraine-Krieg bei Tagesspiegel Plus:

• „Informationen sind in diesem Krieg zentral“: Wie junge Ukrainer auch ohne Waffen ihr Land verteidigen
• Was zieht junge Deutsche in den Ukraine-Krieg? „Sie spüren einen starken Druck, ihre Männlichkeit auszubilden“
• Die Kreml-Versteher der CIA: „Putin lesen“ – die angesagteste Disziplin unter Geheimdienstlern
• Russlands Volk und die Propaganda des Kreml: „Alle meine Freunde unterstützen Putin“

Er sei jenen Russen dankbar, „die nicht aufhören, die Wahrheit zu sagen“, meinte Selenskyj unter Verweis auf Anti-Kriegs-Proteste in Russland. Als Beispiel nannte er eine Frau, die mit einem Protestplakat und lauten Rufen im russischen Staatsfernsehen für eine Unterbrechung der abendlichen Hauptnachrichtensendung gesorgt hatte.

Er bestätigte, dass die Gespräche der Unterhändler beider Länder an diesem Dienstag fortgesetzt werden sollen. Die Delegationen hatten sich am Montag wegen einer „technischen Pause“ vertagt. (dpa)