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Eine Frau misst den Armumfang eines Jungen in einer Nothilfeeinrichtung in Maiduguri im Nordosten Nigerias.

© Unicef/NOTIMEX/dpa

Hunger in Afrika: Wo gekämpft wird, haben die Menschen nicht genug zu essen

In Afrika hungern Millionen Menschen. In der Tschadsee-Region liegt es an Boko Haram, im Südsudan an der eigenen Regierung und am Horn von Afrika an einer Dürre.

Der junge Mann schaut etwas fassungslos auf seine Hand. In einer Tüte hält er vielleicht 200 Gramm Mehl in der Hand. Das ist die Essensration, die zwei Monate halten muss. Dazu hat er noch eine Berechtigungskarte zum Einkaufen in den Läden der Flüchtlinge bekommen. Doch die haben ganz oft gar nichts zu verkaufen, weiß er aus Erfahrung. „Ich koche einmal, und dann ist das verbraucht“, sagt er verzweifelt. Im Flüchtlingslager Kakuma im Nordosten Kenias mussten die Vereinten Nationen vor Weihnachten die Nahrungsmittelhilfe mal wieder halbieren. Hier leben Zehntausende Südsudanesen, die vor der Gewalt in ihrer Heimat ein wenig nördlich geflüchtet sind. Sie sind nicht die einzigen Opfer gewalttätiger Auseinandersetzungen, die in Afrika hungern.
Die internationale Gemeinschaft stellt mehrere hundert Millionen Euro bereit, um die Not in der Tschadsee-Region zu lindern. Auf einer Geberkonferenz in der norwegischen Hauptstadt Oslo versprachen Regierungen und internationale Organisationen, die Länder am Tschadsee mit mindestens 672 Millionen Dollar zu unterstützen. Dies sei ein großer Sprung nach vorne, sagte UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien auf Twitter.

Hungersnot am Tschadsee

Die Bevölkerung in Nigeria, Niger, Kamerun und dem Tschad leidet unter der brutalen Gewalt der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram, einer heftigen Dürre und allgegenwärtiger Armut. Etwa 10,7 Millionen Menschen in der Region sind nach UN-Angaben auf Nothilfe angewiesen, rund 1,5 Milliarden US-Dollar werden dafür benötigt. In den improvisierten Flüchtlingslagern sind nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen besonders viele Kinder dramatisch unterernährt. Deutschland hat die Konferenz zusammen mit Norwegen und Nigeria organisiert. Die Bundesregierung sagte 120 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Stabilisierungsmaßnahmen zu, verteilt auf die nächsten drei Jahre. „Es geht buchstäblich um das nackte Überleben von Millionen von Menschen“, sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach Ansicht des Ministers ist es allein mit humanitärer Hilfe jedoch nicht getan. „Wir müssen stärker als bisher auch krisenvorbeugend und stabilisierend wirken, um dem grausamen Terror den Nährboden zu entziehen“, sagte Gabriel. Die EU-Kommission kündigte einen Beitrag von 105 Millionen Euro an. „Dieses Geld wird helfen, die existenziellen Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerungen zu befriedigen“, sagte der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides in Oslo.

Die Bundesregierung kündigte auf der Osloer Konferenz zudem humanitäre Hilfe für eine weitere Krisenregion an: den Südsudan. Berlin will für die Versorgung der aktuell rund 5,8 Millionen Hungernden 40 Millionen Euro bereitstellen. Im Südsudan leben nur neun Millionen Menschen. Die Not in der Region sei nur schwer erträglich, sagte Gabriel. Die UN haben in zwei Bezirken des Südsudan eine Hungersnot ausgerufen, weitere Regionen könnten folgen. Auch am benachbarten Horn von Afrika, in Somalia, Kenia und Äthiopien, haben Millionen Menschen nicht genug zu essen. Bereits am Montag hatte Deutschland 16,5 Millionen Euro für die drei Länder zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld soll vor allem die Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung sowie die Koordinierung der Hilfe unterstützt werden.

Hilfsorganisationen sehen Sicherheitsrisiken

Während in Kenia und Äthiopien die anhaltende Dürre zum akuten Lebensmittelmangel führt, liegt die Hungersnot im Südsudan vor allem an einem seit 2013 andauernden Machtkampf zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und seinem inzwischen entmachteten Vize Riek Machar. Millionen von Südsudanesen sind auf der Flucht.
Nachdem im vergangenen Juli die Kämpfe wieder mit voller Wucht ausbrachen, mussten auch die meisten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen im Südsudan das Land verlassen. Inzwischen haben die Johanniter, die Welthungerhilfe und die Aktion Medeor sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Allen ist die Verunsicherung anzumerken, weil „die Sicherheitslage nur schwer einzuschätzen ist“, wie Till Wahnbaeck, der Geschäftsführer der Welthungerhilfe sagt. Die Johanniter bedauern vor allem, dass Landtransporte auch außerhalb der Regenzeit nur noch schwer möglich seien. Die Armee, die nur noch selten bezahlt wird, überfällt immer öfter Hilfstransporte, die eigentlich die hungernde Bevölkerung in den Krisenprovinzen erreichen soll. mit epd

Die Autorin hat auf Einladung der „Aktion Deutschland hilft“ das Flüchtlingslager Kakuma besucht.

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