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Die Staats- und Regierungschefs der G 20-Staaten berieten am Dienstag unter italienischem Vorsitz über humanitäre Hilfe für Afghanistan.

© AFP / Press Office of Palazzo Chigi

Humanitäre Lage in Afghanistan: Über Hilfe aus dem Westen dürfen nicht die Taliban bestimmen

Die Bevölkerung braucht Hilfe, Europa gibt viel Geld. Doch darüber, wie die Hilfe die Bedürftigen erreicht, hört man beim Sondergipfel wenig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Viele Afghanen bedürfen der Hilfe, im Zweifel weit mehr als vor der Machtübernahme der Taliban. Denn die können nicht ausgleichen, was durch den Abzug der westlichen Militärs alles weggebrochen ist, von medizinischer Versorgung über besser bezahlte Jobs bis zu Entwicklungshilfe.

Andererseits sind Europa und die USA hilfsbereit, im Zweifel hilfsbereiter als vor der Rückkehr der Taliban. Denn sie plagt ein schlechtes Gewissen wegen der Umstände des überstürzten Abzugs.

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Das Problem ist jedoch: Hilfsbereite und Hilfsbedürftige finden nicht mehr so leicht zusammen. Die Taliban können die Tür öffnen oder einen Riegel vorschieben. Sie sind sich dieser Macht bewusst, verlangen politische Anerkennung und wollen, dass Hilfsgelder über ihre Kassen fließen.

Das liegt aber nicht im Interesse Europas. Hilfe muss dort ankommen, wo sie gebraucht wird, ohne Rücksicht auf Propagandainteressen der Taliban. Über diesen Zwiespalt war bei den doppelten Afghanistan-Gesprächen gestern wenig zu hören. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wollte beim G-20-Sondergipfel mit einer Milliarde Euro Hilfszusagen glänzen. Die härtere Aufgabe hatten deutsche und EU-Diplomaten in Doha: durchzusetzen, dass die Helfer Einfluss darauf haben, wer wo und wie ihre Hilfe bekommt.

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