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Für viele Menschen wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

© Imago

Housing Day am Samstag: Corona-Pandemie verschärft Wohnsituation in Europa

Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum könnte durch die Pandemie weiter steigen. Zu diesem Schluss kommt der Bericht des Housing-Europe-Netzwerkes für ganz Europa. 

Die Corona-Pandemie hat besonders deutlich gemacht, wie stark der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Europa ist. Zu diesem Schluss kommt der vierte Bericht „State of Housing in Europe“ des Housing-Europe-Netzwerkes, der am Freitag vorgestellt wurde.

Das Netzwerk sammelte im vergangenen Jahr mit Hilfe von 21 Partnerorganisationen Informationen zum europäischen Wohnungsmarkt. Während bereits vor der Pandemie für 35,4 Prozent der EU-Bevölkerung mit geringem Einkommen die Wohnkosten belastend waren, so geht Housing Europe davon aus, dass sich diese Situation aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung weiter verschärfen wird. Aufgrund der Pandemie soll die Armutsgefährdungsquote weiter ansteigen, von 16,8 auf 18,6 Prozent.

„‚StayAtHome‘ muss für alle möglich sein und der Bedarf an mehr sozialen und bezahlbaren Wohnungen ist real“, heißt es in dem Bericht. Wie eng Gesundheit und Wohnsituation zusammenhängen, zeigen Studien, die der Bericht zitiert.

Darin heißt es: Steigt die Zahl der Haushalte mit schlechten Wohnsituationen um fünf Prozent, so liegt das Risiko, an einer Corona-Infektion zu sterben, um 42 Prozent höher.

Eine der wichtigsten Forderungen ist deshalb, dass Maßnahmen für Mieter:innen in der Coronakrise nicht kurzfristige Maßnahmen bleiben. Dazu gehören etwa Mietaufschub oder der Verzicht auf Zwangsräumungen. Es müsse eine Verlagerung von Notfallmaßnahmen hin zu langfristigen Investitionen stattfinden.  

Nicht nur Investments, auch Regulierungen könnten helfen

Die Länder sollten dazu nicht nur mehr Angebote für bezahlbaren Wohnraum schaffen, sondern auch Renovierungsprogramme für den Bestand unterstützen – mit Fokus auf energetische Sanierungen. Für Housing Europe ist klar: Nicht nur Investments können die Situation für bezahlbaren Wohnraum verbessern. Mit entsprechenden Regulierungen können Regierungen ebenfalls dem Trend der steigenden Mieten entgegenwirken. 

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Dabei gehen die europäischen Länder unterschiedlich mit den Auswirkungen der Pandemie auf den Wohnungsmarkt um, wie die Länderprofile des Reports zeigen. Während zahlreiche Länder, darunter Deutschland, ein Räumungsverbot bei verpassten Mietzahlungen beschlossen, wurden in Irland und Spanien zusätzlich die Mieten eingefroren.

Auch wenn in Deutschland viele Eigentümer auf Mieterhöhungen verzichteten, so ist dem Bericht zufolge trotzdem zu erwarten, dass die Mietschulden in Zukunft steigen. 

Es gibt zu wenig Sozialwohnungen

Ein weiteres Problem in Deutschland: Es stehen immer weniger Sozialwohnungen zur Verfügung. Die Wohnungswirtschaft Deutschland (GdW) geht dabei von 80.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr aus, gebaut wurden 2019 25.600.

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Nach Schätzungen von Housing Europe fehlen in Deutschland 225.000 Sozialwohnungen, in England sind es sogar um die 1,6 Millionen. Hier müsste die Regierung laut den Experten die Fördermittel und Anreize erhöhen, um annähernd den Bedarf der kommenden Jahre decken zu können.  

Immerhin gibt es auch positive Nachrichten: Den Analysen zufolge bemühten sich öffentliche und soziale Wohnungsanbieter sowie Genossenschaften, in Kontakt mit ihren Mieter:innen zu bleiben und sie zu unterstützen. Und zwar europaweit in einer Vielzahl von Ländern.

Housing Europe-Präsident Brent Madsen betonte am Freitag bei der Vorstellung des Berichts, dass Gemeinschaftsbereiche in der Nachbarschaft zugänglich sein müssten für Menschen aller Altersgruppen und Einkommensgruppen. Auch das habe die Pandemie zur Folge: Verbindungen zu Nachbar:innen und der Gesellschaft in der Nachbarschaft seien gestärkt worden.  

Am 27. März findet in Europa der Housing Day statt – mit Demonstrationen und Aktionen in Duzenden Städten. In Berlin startete die Demonstration um 12 Uhr am Roten Rathaus.

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