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Holocaust-Opfer: Massengräber sollen Mahnmale werden

1,5 Millionen Juden wurden im Zweiten Weltkrieg von sogenannten Einsatzgruppen und anderen Tätern auf dem Gebiet der Sowjetunion erschossen. Orte des Gedenkens gibt es kaum - das soll sich ändern.

Berlin - Sie sind die vergessenen Opfer des Holocaust.Während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Gebiet der Sowjetunion mehr als 1,5 Millionen Juden von sogenannten Einsatzgruppen und anderen Tätern erschossen. An vielen Orten Osteuropas erinnert kein Gedenkstein, kein Mahnmal an diese Verbrechen. Die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt. Wo diese Gräber liegen, ist kaum bekannt. Eine Woche vor dem Holocaust-Gedenktag hat sich nun ein Bündnis mehrerer Organisationen dafür ausgesprochen, die Massengräber zu finden, als Grabstätten zu schützen und so die Erinnerung an die Ermordeten zu bewahren.

Den Anstoß für die Initiative, die unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland und das American Jewish Committee unterstützen, gab die Arbeit eines katholischen Priesters aus Frankreich. Vor einigen Jahren hat sich Patrick Desbois in der Ukraine auf die Suche nach den Massengräbern gemacht. In den Dörfern fragte er ältere Menschen, ob sie sich an die Erschießungen von Juden erinnern und ob sie ihm den Ort zeigen können, an dem die Opfer begraben wurden. Mehr als 1500 Augenzeugen der nationalsozialistischen Verbrechen hat Desbois so aufgespürt. Außerdem recherchierte sein Team in Archiven, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zugänglich wurden. Auf diese Weise habe er 400 Stätten entdeckt, an denen es meist mehrere Massengräber gebe, berichtete Desbois am Mittwoch in Berlin. An vielen Orten wurden die Gräber geöffnet und von Grabräubern geplündert.

Eine wichtige Rolle bei dem Projekt könnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge spielen, sagte Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden. Der Volksbund wäre nach Angaben seines Präsidenten Reinhard Führer durchaus zur Zusammenarbeit bereit. Dazu müsse die Organisation aber vom Auswärtigen Amt den Auftrag und finanzielle Mittel erhalten, sagte Führer. Auch die anderen Initiatoren setzen auf deutsche Hilfe: „Ich hoffe, dass die Bundesregierung hier eine führende Rolle spielen wird“, sagte Rabbi Andrew Baker vom American Jewish Committee. Im Auswärtigen Amt hieß es dazu, man werde eine Unterstützungsanfrage prüfen. Die Bundesregierung hat die Organisation von Patrick Desbois bereits 2009 mit 500 000 Euro unterstützt. Claudia von Salzen

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