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Holocaust-Aussagen: Nazi-Jägerin verteidigt Sarkozy

In Frankreich hat die Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld den konservativen Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy gegen Kritik an seinen Äußerungen zur deutschen Veranwortung für den Holocaust in Schutz genommen.

Paris - "Es ist klar, dass Nicolas Sarkozy Recht hat", sagte sie. "Frankreich hat die Endlösung nicht erfunden und wünschte nicht den Tod seiner jüdischen Bevölkerung." Klarsfeld erwartet demnach von Sarkozy bei einer Wahl zum Staatsoberhaupt keine Abkehr von der Politik von Amtsinhaber Jacques Chirac, der als erster Präsident Frankreichs eine Mitschuld seines Landes an der Deportation von Juden eingeräumt hatte.

Sarkozy hatte in Wahlkampfveranstaltungen und einem Interview gesagt, Frankreich brauche "vor seiner Geschichte nicht zu erröten". Sein Land habe weder "einen Völkermord begangen" noch "die Endlösung erfunden". Für ihn sei es ein "Rätsel", wie das deutsche Volk "durch seine Stimmabgabe am Nazi-Wahnsinn teilnehmen" konnte. Dies hatte ihm scharfe Kritik seiner Hauptkonkurrenten im Präsidentschaftswahlkampf, der Sozialistin Ségolène Royal und des Liberalen François Bayrou, eingebracht, die dadurch die Beziehungen zu dem langjährigen EU-Partner Deutschland belastet sahen.

Klarsfeld erwartet klares Bekenntnis

"Wenn er zum Präsidenten gewählt worden ist, wird Sarkozy sich sicher mit der feierlichen Erklärung von Präsident Chirac vom 16. Juli 1995 solidarisch erklären", sagte die in Deutschland geborene Klarsfeld. "Diese Erklärung hat mit denen seiner Vorgänger gebrochen und die anti-jüdischen Handlungen der Vichy-Regierung anerkannt, die im Namen Frankreichs begangen wurden." Chirac habe dabei aber auch darauf verwiesen, dass "ein anderes Frankreich existierte", betonte Klarsfeld. So habe er auf den während der deutschen Besatzung aus dem Exil gegen das Vichy-Regime kämpfenden General Charles de Gaulle, den inneren Widerstand der Résistance-Bewegung und die Franzosen verwiesen, die Juden versteckt und in Sicherheit gebracht hätten.

Die 68-jährige Klarsfeld hat sich mit ihrem Mann Serge die Erinnerung an den Holocaust und die Verfolgung von NS-Tätern zur Lebensaufgabe gemacht. So wurde 2001 auf ihren Antrag hin der Österreicher Alois Brunner, die rechte Hand des "Endlösungs-Organisators" Adolf Eichmann, in Frankreich in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Weltweit bekannt machte Beate Klarsfeld 1968 ihre Ohrfeige für Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, um auf dessen Mitgliedschaft in der NSDAP während der Nazi-Zeit hinzuweisen. Zuletzt hatte sie in Frankreich die Ausstellung "11.000 jüdische Kinder. Mit der Reichsbahn in den Tod" organisiert, die in französischen Bahnhöfen gezeigt wurde. (tso/AFP)

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