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Kardinal Parolin ist der Chefdiplomat des Papstes.

© Edgard Garrido/REUTERS

Hoher Besuch aus dem Vatikan: Kardinalstaatssekretär Parolin reist nach Deutschland

Mitten in der Krise der katholischen Kirche schickt der Papst seinen Chefdiplomaten nach Berlin. Mit schwierigen Missionen für den Heiligen Stuhl kennt er sich aus.

Deutsche Katholiken blicken in diesen Tagen auf den Vatikan, denn es werden Entscheidungen erwartet. Der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, hat seinen Rücktritt eingereicht und befindet sich seitdem in einer vom Vatikan bestätigten „Auszeit“.

Das Schicksal des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki und seiner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ist zumindest unklar. Während die Weihbischöfe ihren Rücktritt angeboten haben, schließt Woelki diesen aus.

Angesichts in die Höhe schnellender Kirchenaustritte und einer auch öffentlich immer stärker sichtbaren Zerrüttung in der für die katholische Kirche in Deutschland so wichtigen Erzdiözese Köln hatte der Papst erst vor kurzen zwei apostolische Visitatoren, den Schweden Anders Arborelius und den Niederländer Hans van den Hende in die Stadt am Rhein entsandt.

Zerrüttete Erzdiözese

Sie sollten die Verhältnisse in der in jeder Hinsicht zerrütteten Erzdiözese unter die Lupe nahmen. Ihr Bericht wird nicht veröffentlicht. Er dürfte aber mittlerweile dem Papst vorliegen. Und als der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Erzbischof Georg Bätzing, in der vergangenen Woche im Vatikan zu Gast war, wurde ebenfalls über die schwierige Lage in Köln und Hamburg gesprochen.

Zumal die Frist, die das Kirchenrecht dem Vatikan für die Annahme der Rücktritte von Heße und Schwaderlapp setzt, eigentlich schon ausgelaufen ist.

Hoher Besuch aus dem Vatikan

In dieser Situation gab es am Dienstag hohen Besuch aus dem Vatikan. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin kam nach Berlin, traf sich am Dienstag unter anderem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundekanzlerin Angela Merkel (CDU). Geplant war auch die Teilnahme an einem Symposium am Institut für katholische Theologie der Humboldt-Universtät.

Der offizielle Anlass der Reise: Das 100-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen, die 1920 zwischen dem damaligen Deutschen Reich und dem Vatikan aufgenommen worden waren. Es sollte schon im vergangenen Jahr gefeiert werden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben.

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Parolin ist nach dem Papst die Nummer zwei im Vatikan, jedenfalls im weltlichen Teil des Kirchenstaats. Der aus der Gegend von Vicenza stammende Theologe ist ein vatikanischer Karrierediplomat, der in der Vergangenheit zahlreiche, und auch schwierige Missionen für den Heiligen Stuhl unternommen hatte.

Seit 2013 steht er als Nachfolger von Tarcisio Bertone an der Spitze des vatikanischen Staatssekretariats, das für die Politik und die Vertretung des Heiligen Stuhls nach Außen zuständig ist.

Situation in den deutschen Bistümern ist wohl Thema

Vor die Presse treten will Parolin im Laufe seines Besuchs allerdings nicht, auch Interviewanfragen lehnte er ab. Doch man kann relativ sicher sein, dass die Lage in den deutschen Bistümern ein Thema seiner Reise ist.

So kamen auch am Dienstagabend alle wichtigen Akteure zu einer lateinischen Messe in Berlin zusammen: Nicht nur der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing und der Berliner Ortsbischof Heiner Koch feierten mit dem Kardinalstaatssekretär in der Neuköllner St. Johannis-Basilika ein Hochamt aus Anlass des Festes der Apostel St. Petrus und Paulus, auch Woelki und der erst kürzlich nach seinem Rücktrittsschreiben vom Papst im Amt bestätigte Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx suchten die Nähe Parolins.

In seiner Predigt ging der Kardinalstaatssekretär dann auch tatsächlich auf die Situation der Kirche in Deutschland ein: Er erinnerte daran, dass Franziskus die deutschen Katholiken, schon vor zwei Jahren ermahnte, bei allen Reformbemühungen die Einheit der Kirche im Blick zu behalten.

„Es ist in der Tat wichtig, sich wieder auf eine Einheit zu besinnen, die nicht von der Zustimmung zu gemeinsamen Visionen und Orientierungen abhängt, wie in der Politik üblich, sondern von der theologisch-spirituellen Verwurzelung in Gott“, so Kardinal Parolin.

Er zitierte dabei Papst Franziskus aus dessen diesjähriger Pfingstpredigt: „Wir retten niemanden, nicht einmal uns selbst, mit unseren eigenen Kräften.“ Wenn man den eigenen Projekten, Strukturen und Reformplänen den Vorrang gebe, verfalle wir in einen Funktionalismus und ein Leistungsdenken. „So werden wir keine Früchte bringen.“

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