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Eine junge Frau hebt in Valencia, Spanien, den Daumen, nachdem sie gegen das Coronavirus geimpft wurde.

© dpa/Rober Solsona/EUROPA PRESS

Hohe Inzidenz trotz hoher Impfquote: Spanien impft sich an die Weltspitze

Spaniens Impfkampagne läuft gut. So gut, dass es für die Regierung nicht notwendig war, mit Sanktionen oder besonderen Anreizen für Impfwillige nachzuhelfen.

„Impfen, Impfen, Impfen“, das sei der beste Weg, um die Pandemie zu besiegen und den Sommer halbwegs genießen zu können, predigt der spanische Premier Pedro Sánchez – und kaum jemand widerspricht ihm. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung hat inzwischen den vollen Schutz, auf Mallorca sind es sogar schon 66 Prozent.

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Mit diesem guten Ergebnis gehört Spanien nicht nur zu den Impf-Musterschülern in Europa sondern auch in der Welt. Nach der Statistik der Forscher-Webseite „Our World in Data“ standen innerhalb der EU nur wenige Länder wie etwa Island, Dänemark oder Malta noch besser da. Dabei ist zu bedenken, das in Malta etwas 500.00 und in Island etwa 350.000 Menschen leben.

In Deutschland lag die Impfquote nach dieser vergleichenden Statistik bei etwa 55 Prozent, in Österreich bei 54 und in der Schweiz bei 49. Der EU-Schnitt liegt demzufolge momentan bei etwa 52 Prozent, für den gesamten europäischen Kontinent bei 42. „Wir kommen weiter auf dem Weg zur kollektiven Immunisierung“, twitterte Spaniens Premier Pedro Sánchez aus seinem Urlaubsdomizil auf der Kanareninsel Lanzarote. Bis Ende August soll eine Impfquote von 70 Prozent erreicht werden.

Ursprünglich war dies der Wert, mit dem die „Herdenimmunität“ erlangt werden sollte. Doch nach dem Auftreten von neuen Virusvarianten sehen Spaniens Virologen die Marke für die Gruppenimmunität eher bei 85 bis 90 Prozent.

Auch Spanien ist somit noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt. Zumal ein weiteres Problem hinzukommt. Der Impferfolg kann nicht verhindern, dass das südeuropäische Land seit Wochen eine der höchsten Infektionsraten Europas aufweist. Laut Johns Hopkins Universität hatte Spanien zuletzt eine 7-Tage-Inzidenz von 254 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Höchste Impfquote, aber auch die höchste Zahl von Ansteckungen

„Es ist paradox“, schreibt Spaniens nationale Zeitung El Mundo: „Wir haben mit die höchste Impfquote, aber auch die höchste Zahl von Ansteckungen, Viruskranken im Hospital und Corona-Toten.“

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Aber immerhin muss Spanien weder gegen Impfmüdigkeit noch gegen Skeptiker kämpfen: Nach der neusten Erhebung des staatlichen Umfrageinstituts CIS lehnen nur 2,6 Prozent der Bevölkerung die Anti-Covid-Impfung ab. Anfang des Jahres, zum Start der nationalen Impfkampagne, war die Zahl der Neinsager erheblich größer – wohl auch, weil es noch sehr viel weniger Informationen gab.

Zur großen Impfakzeptanz beigetragen hat vermutlich, dass Spanien seit Beginn der Pandemie eines der am heftigsten von Covid betroffen Länder Europas ist: 4,6 Millionen durch Test bestätigte Infektionen und mehr als 82.000 Covid-Tote wurden bisher registriert.

[Mehr zum Thema: Neue Daten zur Corona-Mutante :Die Lambda-Variante ist hochinfektiös – aber nicht schlimmer als Delta (T+)]

Nach der Statistik des EU-Zentrums für Krankheitsvorbeugung (ECDC) gab es in Spanien bisher pro eine Million Einwohner 1739 Todesopfer, deutlich mehr als zum Beispiel in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Sehr viele Spanier haben in ihrem Umfeld einen Menschen durch Covid verloren – das hat offenbar das Bewusstsein geschärft, dass die Impfung Leben rettet.

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Überall im Land entstanden riesige Impfzentren. In Madrid zum Beispiel wird unter anderem im Fußballstadion von Atlético de Madrid, dem aktuellen spanischen Meister, geimpft. Rund 5000 Impfdosen werden hier pro Tag verabreicht. Der Andrang ist riesig. Vor dem Stadion, wie auch vor anderen Impfstationen, bilden sich immer wieder lange Schlangen. Deswegen wird in Madrid inzwischen sogar nachts geimpft und auch zu nachtschlafenden Zeiten ist der Andrang groß.

Nur in der westspanischen Region Galicien hatte man bisher versucht, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen – allerdings bisher ohne praktische Auswirkungen. Ein entsprechendes Gesetz, das Strafen von bis zu 60.000 Euro für Impfverweigerer vorsah, wurde inzwischen vom spanischen Verfassungsgericht suspendiert, weil die Entscheidung über die Impfpflicht eine Kompetenz der Staatsregierung ist, die jegliche Zwangsmaßnahmen ablehnt.

Spaniens Regierung stellte klar, dass derzeit ein Impfzwang nicht in Frage kommt. „Die Covid-Impfung geschieht auf freiwilliger Basis“, erklärt das Gesundheitsministerium, „so wie es auch mit allen anderen Schutzimpfungen in Spanien der Fall ist.“

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