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SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kann nicht verstehen, dass sich so wenig medizinisches Personal impfen lassen will.

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Hohe Gefahr, schwer an Corona zu erkranken: Lauterbach kritisiert geringe Impfbereitschaft unter Gesundheitspersonal

Viele Ärzte und Pflegekräfte in Deutschland wollen sich nicht impfen lassen. Dabei ist eine schwere Corona-Erkrankung bei ihnen deutlich wahrscheinlicher.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat eine zu geringe Bereitschaft des Gesundheitspersonals in Deutschland kritisiert, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. „Es überrascht mich, dass die Impfbereitschaft beim medizinischen Personal nicht deutlich höher ist und es eine so große Zurückhaltung gibt“, sagte Lauterbach der Funke Mediengruppe. 

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Vermutlich stehe dahinter die Einschätzung vieler Mediziner und Pflegekräfte, nicht zur Hochrisikogruppe gehören und durch Spezialkleidung gut geschützt zu sein. Lauterbach, der selber Mediziner ist, wandte sich jedoch gegen eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen.

Eine Impfung gegen Covid-19 müsse die freiwillige Entscheidung jedes Einzelnen sein. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte kürzlich auf eine Umfrage verwiesen, wonach die Impfbereitschaft in Deutschland seit dem Frühjahr stetig gesunken ist und beim medizinischen Personal sogar geringer ist als beim Rest der Bevölkerung.

Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), erwartet jedoch, dass die Impfbereitschaft bei Ärzten und Pflegekräften zunehmen wird, sobald Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Impfbereitschaft des medizinischen Personals steigen wird, wenn es ein konkretes Impfangebot gibt“, sagte Schmidtke den Funke-Zeitungen.

Einer britischen Studie zufolge ist die Gefahr einer schweren Covid-19-Erkrankung für Ärzte, Pflegekräfte und Rettungssanitäter wesentlich höher als für Menschen in sogenannten nicht-essenziellen Berufsgruppen. In Großbritannien ist die Rate siebenmal so groß, wie Epidemiologen der Universität von Glasgow in einer Studie ermittelt haben. Die Forscher verglichen dabei nicht die Zahlen der Corona-Infektionen, sondern nur die der Covid-19-Patienten in britischen Kliniken inclusive der Gestorbenen.

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Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits im September berichtet, dass 14 Prozent aller weltweit gemeldeten Corona-Infektionen auf Menschen in Gesundheitsberufen entfielen. In manchen Ländern liege die Quote gar bei 35 Prozent, obwohl deren Anteil an der Bevölkerung insgesamt in den meisten Ländern bei unter 3 Prozent liege.

Das britische Team nutzte unter anderem die UK Biobank, die Einträge zu rund einer halben Million Menschen enthält, sowie britische Corona-Daten aus dem ersten Lockdown, der in Großbritannien von Mitte März bis Ende Juli dauerte. Die Studie im Fachblatt „Occupational & Environmental Medicine“ umfasste gut 120.000 Menschen zwischen 49 und 64 Jahren.

Über 35.000 (29 Prozent) Menschen übten dabei einen sogenannten essenziellen Beruf aus: Sie arbeiteten im Gesundheitswesen (9 Prozent), im Sozial- und Erziehungswesen oder in den Bereichen Polizei, Transport und Lebensmittelzubereitung. Insgesamt traten bei den Teilnehmern 271 Covid-19-Fälle mit Klinikaufenthalt oder gar Todesfolge auf.

Versorgung mit Schutzkleidung in Deutschland besser

Angehörige des Gesundheitswesens - Ärzte, Apotheker, medizinisches Hilfspersonal, Pflegekräfte und Rettungssanitäter - hatten der Studie zufolge siebenmal häufiger eine schwere Covid-19-Erkrankung als Vertreter nicht-essenzieller Berufe.

Beim medizinischen Hilfspersonal war dieses Risiko sogar neunmal höher. Die Studie betone die Wichtigkeit adäquater Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen und der Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstung etwa für Menschen im Gesundheitsbereich, schreiben die Autoren.

In Deutschland scheint zumindest die Versorgung mit Schutzkleidung für medizinisches Personal mittlerweile besser zu sein als noch im Frühjahr. Das ergaben Mitgliederbefragungen einiger Landesverbände des Marburger Bundes. Diese stellten aber auch fest, dass etwa regelmäßige Pausen für zwei Drittel der Befragten oder mehr gar nicht oder nicht ausreichend möglich seien. Hinzu komme wachsende Personalnot. Jener Stress schade der Gesundheit des medizinischen Personals, wobei Infektionen eine zusätzliche Belastung darstellten. (AFP, dpa)

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