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Auf dem Weg ins TV-Studio: Björn Höcke am Wahlabend.

© dpa

Höcke im TV am Wahlabend: Das ist nicht normal und darf es auch nicht sein

Der AfD-Rechtsaußen, der Faschist genannt werden darf, wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen präsentiert wie einer unter vielen. Ein Zwischenruf.

Ein Zwischenruf von Ariane Bemmer

Und da stand er dann mitten in der Runde: Björn Höcke. Der AfD-Mann war in der Live-Sendung des MDR zur Wahl in Thüringen am Sonntagabend einer von sechs geladenen Gästen. Die anderen vertraten die Linkspartei, SPD und CDU, die Grünen und die FDP. Und wieso sollte Höcke auch nicht dort stehen?

Seine Partei ist gewählt worden. Sie hat sogar in einem Ausmaß Stimmen hinzugewonnen, von dem andere nur träumen können – oder schlimmer noch, in einem Ausmaß, in dem andere höchstens noch Verluste kennen.

Das Mikrofon, das der Reihe nach Statements zum Wahlausgang abfragt, kommt irgendwann auch bei Höcke an. Seine Sätze an die Wähler, jenseits der „Stolz“-Vokabel, klangen nicht so viel anders als das, was man von anderswo gewöhnt ist.

Und doch schaudert es einen. Höcke als einer unter vielen? Es sah aus wie eine Normalität - und ist doch keine. Das soll man nicht vergessen. Shimon Stein und Moshe Zimmermann haben in einem Gastbeitrag beschrieben, warum der Dialog mit Demokratiefeinden eine Gefahr sein kann: weil er ein Einfallstor ist für jene, die die Offenheit ausnutzen, um sie zu zerstören.

Dann sieht man diese Thüringer Politrunde im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und mittendrin einen Politiker, dessen antidemokratische Einstellung so notorisch ist, dass er gerichtsfest als „Faschist“ bezeichnet werden darf. Und der sich dort unwidersprochen über „Hass und Hetze“ beklagt. Danach kam ein Interview mit ihm in den „Tagesthemen“, deren Moderator Ingo Zamperoni als Eingangsfrage aufwartet mit: „Wieder ein erfolgreicher Wahlabend, Herr Höcke. Ihr Verdienst oder der der Partei?“

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Was soll man halten von diesen Bildern, von diesen Fragen, die so tun, als sei alles normal?

Was denken diejenigen, die sich ohnehin nur flüchtig für Politik interessieren, wenn sie auf dem Weg zum Lieblingssender bei ARD oder MDR vorbeizappen und einen kurzen Blick auf die Studiogäste erhaschen? Ach siehste, der Höcke in den Tagesthemen oder im MDR-Wahlstudio, dann kann er so schlimm ja nicht sein, oder?

Die Moderatorin der MDR-Runde, Wiebke Binder, war nach der Sachsenwahl für ihre Formulierung „bürgerliche Koalition“ mit Blick auf CDU und AfD heftig kritisiert worden. Der MDR hatte sie mit der Begründung in Schutz genommen, das sei eine Live-Sendung gewesen, da seien Versprecher nicht auszuschließen.

Nun stand sie wieder in einer Live-Sendung an einer Wortfindungs- und Umgangsdefinierungsfront. Zusammen mit einem rhetorisch unbeeindruckbaren Mann, der als Vertreter des rechtsradikalen AfD-Flügels über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt ist, und der zugleich mit sanfter Stimme den Schafspelz über seine wölfischen Absichten zieht.

Man hätte sich jemand anderen und andere Fragen an den Moderations-Mikros gewünscht. Fragen, die klarstellen, worum es sich bei der Thüringen-AfD handelt, und Frager, bei denen man mehr in Sicherheit ist. Die einem den Schauder ausreden. Andererseits: Je eher man sich dem Schauder und dem, was dahinter steckt, stellt, desto früher kann man auch reagieren.

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