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In 31 von 50 Bundesstaaten der USA ist die Todesstrafe erlaubt. Meist wird mit der Giftspritze hingerichtet.

© Paul Buck/dpa

Hinrichtungen in den USA: Giftspritze an Ostern

Der US-Bundesstaat Arkansas will sieben zum Tode Verurteilte noch im April hinrichten lassen - aus einem makaberen Grund.

Von Antje Sirleschtov

Asa Hutchinson ist Gouverneur des amerikanischen Bundesstaats Arkansas und man darf annehmen, dass er ein gläubiger Mann ist. Gern lässt sich der Gouverneur in den Kirchen seines Landes fotografieren. Jeden Sonntag twittert Hutchinson ein Bibelwort. An diesem Sonntag feiern die Christen auf der ganzen Welt das Fest der Auferstehung. Der Ostersonntag ist ein Tag der Hoffnung, des Friedens. Welches Bibelwort wird der Gouverneur von Arkansas wohl an diesem Sonntag auswählen?

Schon einen Tag später, am Ostermontag, so hat es der Republikaner Hutchinson erst vor wenigen Tagen bekräftigt, will er zwei Männer hinrichten lassen. Zwei von sieben. Sie alle sind verurteilte Mörder, sie alle sitzen seit vielen Jahren in Gefängnissen. Arkansas hat seit mehr als zehn Jahren kein Todesurteil mehr vollstreckt.

Doch jetzt, so hat Gouverneur Asa Hutchinson erklärt, sei „Eile geboten“. Bis zum 27. April sollen alle sieben Männer hingerichtet werden. Warum? Man mag die Begründung gar nicht aufschreiben, so zynisch klingt sie: Das Narkosemittel Midazolam, das für die Hinrichtungen in Arkansas mit der Giftspritze verwendet wird, hat ein Haltbarkeitsdatum – und das läuft Ende April ab. Und weil sich der Bundesstaat Arkansas keine formalen Fehler bei der Vollstreckung der Todesstrafe vorwerfen lassen will, müssen die sieben Männer bis Ende April hingerichtet werden. So hat es Gouverneur Hutchinson Anfang März erläutert und in der vergangenen Woche wiederholt.

John Grisham fordert Stopp des „Hinrichtungswahnsinns“

Die Anwälte der Männer sprechen von „Fließband-Hinrichtungen“, sie haben Berufungsanträge gestellt – ein achter Betroffener konnte vor einigen Tagen von der Liste gestrichen werden. Amnesty International appellierte an den Bundesstaat, die Hinrichtungen zu stoppen. Auf den Straßen, in den Medien, tobt seit Wochen der Protest. Kirchen appellieren an Hutchinson, der aus Arkansas stammende Bestsellerautor John Grisham fordert den Stopp des „Hinrichtungswahnsinns“ und selbst die Hersteller der Mittel für die Giftspritze, darunter das deutsche Pharmaunternehmen Fresenius, wehren sich gegen den Einsatz ihrer Produkte bei Hinrichtungen.

Seit Langem versuchen sie zu verhindern, dass ihre Substanzen in die Hände der US-Justiz gelangen, die sie dann bei Hinrichtungen einsetzen. Aus eigenem Interesse. Und offenbar mit Erfolg – Arkansas will nun den letzten Rest Midazolam nutzen, bevor das Verfallsdatum erreicht ist. Die Todesstrafe ist in 31 von 50 Bundesstaaten legal. Und Ostermontag ist in Amerika kein Feiertag.

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