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Ukrainische Soldaten bei einem Training in Odessa Mitte der Woche.

© Oleksandr Gimanov/AFP

Hilfe bei Logistik und Ausbildung: Westliches Kommando-Netzwerk soll in der Ukraine aktiv sein

Kommandos aus 20 Staaten und Dienste wie die CIA helfen der Ukraine einem Medienbericht zufolge bei Waffentransporten. Zudem schulen sie demnach Kiews Truppen.

Im Kampf gegen die russischen Invasoren ist das ukrainische Militär in immer größerem Ausmaß von der Hilfe der USA und der westlichen Verbündeten abhängig. Es geht um Waffenlieferungen, nachrichtendienstliche Informationen und Schulungen der Soldaten Kiews. Einem Bericht der „New York Times“ (NYT) zufolge wird all dies von einem geheimen internationalen Kommando-Netzwerk gesteuert, an der auch US-Spezialeinheiten und Geheimdienste beteiligt sein sollen.

Dem Bericht zufolge soll ein Großteil dieser Arbeit außerhalb der Ukraine stattfinden, zum Beispiel auf Stützpunkten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Allerdings sei das Netzwerk auch in der Ukraine aktiv.

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US-Präsident Joe Biden hat wie die anderen westlichen Staats- und Regierungschefs seit Beginn des russischen Angriffskriegs stets betont, dass keine US- beziehungsweise Nato-Truppen in der Ukraine stationiert werden.

Zwar gibt es auch ganz offiziell westliche Hilfe: So bildeten deutsche Soldaten ukrainische Kollegen an Waffen aus, die dann ins Kriegsgebiet geliefert werden sollen. In Idar-Oberstein lernten im Mai 60 Soldaten aus Kiew von der Bundeswehr, wie die Panzerhaubitze 2000 benutzt wird. Auch Großbritannien führt solche Trainings durch, zum Teil sogar in Polen. 60 ukrainische Soldaten wurden vor kurzem an modernen Mehrfachraketenwerfern der USA auf der US-Basis in Ramstein trainiert.

Aber, so die NYT, es seien einige Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes CIA auch weiterhin im Geheimen in der Ukraine – vor allem in der Hauptstadt Kiew – im Einsatz. Sie würden einen Großteil der riesigen Informationsmengen, die die USA mit den ukrainischen Streitkräften austauschten, steuern und koordinieren.

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Auch Kommandoeinheiten aus anderen Nato-Ländern, darunter Großbritannien, Frankreich, Kanada und Litauen, sollen in der Ukraine tätig sein. Die USA haben ihre eigenen 150 Militärausbilder abgezogen, bevor der Krieg im Februar begann. Aber die Kommandotruppen dieser Verbündeten seien entweder im Land geblieben oder seither ein- und ausgeflogen, um ukrainische Truppen auszubilden, zu beraten und Waffen und andere Hilfsgüter vor Ort zu liefern, schreibt die NYT unter Berufung auf drei Beamte der US-Administration.

„Über die Tätigkeit der CIA-Mitarbeiter oder der Kommandotruppen wurden nur wenige Einzelheiten bekannt, aber ihre Anwesenheit im Land – zusätzlich zu den diplomatischen Mitarbeitern, die zurückkehrten, nachdem Russland die Belagerung von Kiew aufgegeben hatte – deutet auf das Ausmaß der geheimen Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine hin, die im Gange sind, und auf die Risiken, die Washington und seine Verbündeten eingehen“, schreibt die US-Zeitung.

Kurz nach dem von Russlands Präsidenten Wladimir Putin befohlenen Einmarsch habe zudem die 10. Spezialeinheit des US-Heeres, die vor dem Krieg ukrainische Kommandos auf einem Stützpunkt im Westen des Landes ausgebildet habe, in aller Stille eine Planungszelle in Deutschland eingerichtet, um die militärische Unterstützung für ukrainische Kommandos und andere Einheiten zu koordinieren. An dieser Zelle sollen inzwischen 20 Nationen beteiligt sein.

Die Armeestaatssekretärin Christine E. Wormuth habe im vergangenen Monat auf einer Veranstaltung des Atlantic Council Einblick in die Operation gegeben, so die NYT weiter. Die Sondereinsatzzelle trage dazu bei, die Lieferung von Waffen und Ausrüstung in die Ukraine zu steuern. „Während die Ukrainer versuchen, diese zu transportieren und den Russen auszuweichen, die möglicherweise versuchen, Konvois ins Visier zu nehmen, versuchen wir dabei zu helfen, den Transport all dieser verschiedenen Arten von Lieferungen zu koordinieren“, sagte sie demnach. „Eine weitere Sache, bei der wir helfen können, sind Informationen darüber, wo die Bedrohungen für diese Konvois liegen könnten.“

Die Zelle, heißt es im Bericht weiter, sei Teil eines umfassenderen Pakets operativer und nachrichtendienstlicher Koordinierungseinheiten, die vom Europäischen Kommando des Pentagon geleitet würden, um die Unterstützung der ukrainischen Truppen durch die Alliierten zu beschleunigen. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland beispielsweise berate ein Team der US-Luftwaffe und der Nationalgarde mit dem Namen „Grey Wolf“ die ukrainischen Luftstreitkräfte unter anderem in taktischen und technischen Fragen, sagte demnach ein Militärsprecher.

Ukrainische Soldaten feuern eine französische Haubitze ab.
Ukrainische Soldaten feuern eine französische Haubitze ab.

© Imago Images/Cover-Images

Die Kommandotruppen sind nicht mit den ukrainischen Truppen an der Front, schreibt die NYT unter Berufung auf amerikanische und andere westliche Beamte weiter. Sie beraten das ukrainische Militär demnach von Standorten in anderen Teilen des Landes aus oder aus der Ferne über verschlüsselte Kommunikation. „Die Anzeichen für die heimliche logistische, schulungstechnische und nachrichtendienstliche Unterstützung sind jedoch auf dem Schlachtfeld spürbar“, so das Blatt. Von offizieller Seite wurden die Aktivitäten der CIA und des internationalen Kommando-Netzwerks in der Ukraine nicht bestätigt.

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Obwohl die Verantwortlichen in den USA die internationale Zusammenarbeit der Spezialeinheiten der NYT zufolge als „eine unglaubliche Geschichte“ bezeichnen, gebe es auch große Probleme bei den Ausbildungsbemühungen. Ehemalige US-Militärs, die mit den ukrainischen Truppen zusammengearbeitet hätten, zeigten sich demnach frustriert darüber, dass es nach wie vor Schwierigkeiten gebe, verwundete Soldaten von der Front wegzubringen.

Die USA sollten die Erste-Hilfe-Ausbildung für die Front verstärken und die Ukrainer beim Aufbau eines Netzes mobiler Feldkliniken beraten, um die Verwundeten zu stabilisieren und zu transportieren, so die ehemaligen US-Militärs. Ein US-Militärbeamter sagte demnach, dass die „Green Berets“ – die älteste Spezialeinheit der US-Armee, vor kurzem in Deutschland mit der medizinischen Ausbildung ukrainischer Soldaten begonnen habe.

Über die hohen Verluste der ukrainischen Truppen hatten zuletzt auch Präsident Wolodymyr Selenskyj und der Generalstab geklagt. „Sie verlieren jeden Tag 100 Soldaten. Das ist fast so schlimm wie für uns zu Zeiten des Vietnamkriegs. Es ist schrecklich“, zitiert die NYT einen ehemaligen Beamten der Trump-Administration. „Und sie verlieren eine Menge erfahrener Leute.“

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