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Wirklich innig scheint das Verhältnis nicht zu sein.

© Tobias Schwarz/Pool via Reuters

Hat Annalena Baerbock die „Frauenkarte“ gezogen?: Wenn Habeck södert

Politiker sind nur so gut, wie sie mit Niederlagen umgehen können. Das gilt für Markus Söder - wie für Robert Habeck. Ein Kurzkommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Wer an Niederlagen zerbricht, nachtragend ist oder auf Rache sinnt, schadet als Politiker vor allem der eigenen Partei, oft auch sich selbst. Das derzeit bekannteste Beispiel dafür ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Weil er bis heute nicht verdaut hat, den unionsinternen Wettstreit um die Kanzlerkandidatur gegen Armin Laschet verloren zu haben, setzt er sich gegen den NRW-Ministerpräsidenten in Szene, so oft es nur geht. Der wiederum kontert mit der Methode Merkel: gar nicht ignorieren.

Ein verblüffend ähnliches Spektakel liefern nun auch die Grünen. Hier ist es Co-Chef Robert Habeck, der die Entscheidung für Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nicht verwunden zu haben scheint. Sandra Maischberger wollte jetzt von ihm wissen, ob Baerbocks Geschlecht als Frau womöglich den Ausschlag gegeben habe und den Grünen der Feminismus wichtiger sei als die Qualität ihres Kandidaten.

Jeder entlarvt sich am besten selbst

Darauf Habeck: „Annalena hat viele Qualitäten. Die Frage von Gleichberechtigung, von Emanzipation, also der Frauenkarte (das Wort setzte er mit den Fingern in Anführungszeichen), ist ein und auch ein entscheidendes Kriterium gewesen. Das heißt aber nicht, dass nicht andere Qualitäten ebenfalls vorliegen.

Habeck hatte die Frage schon oft beantworten müssen, und er ist zu klug, um die Wirkung seiner Worte nicht ganz genau abschätzen zu können. Die Frauenkarte also, die war’s: Das bleibt hängen – und soll es wohl auch.

Baerbock täte gut daran, darauf nun ihrerseits auf die Merkel-Art zu reagieren: gar nicht. Denn jeder entlarvt sich am besten selbst. Politiker wollen gestalten. Um gestalten zu können, brauchen sie Macht. Das Streben nach Macht gehört folglich zu ihrem Wesen. Langfristig hat aber nur Erfolg, wer mit Niederlagen umgehen kann.

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