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Putsch in Sudan. Das Militär will die Macht nicht mehr teilen.

© Tayeb Siddig/Reuters

Hafen in Port Sudan blockiert: Putsch mit Ansage

Sudans Generäle erklären die Regierung für aufgelöst. Der Übergang zur Demokratie ist vorerst gescheitert.

Einen Überraschungsschlag kann man Sudans Generälen nicht vorwerfen. Sie haben ihren Putsch vom Montag seit Wochen vorbereitet und sogar angekündigt. Sie karrten Anfang vergangener Woche Hunderte von Anhängern in die Hauptstadt Khartum, die dort lauthals einen Militärcoup forderten. Bereits zuvor hatte eine regionale Miliz den wichtigsten Hafen des Landes in Port Sudan blockiert. Auch dahinter sollen Berichten aus dem Land zufolge die Militärs gestanden haben. Sie wollten auf diese Weise die wirtschaftliche Not in dem Übergangsstaat zu einem Höhepunkt bringen, um dann mit ihrem Putsch das sich anbahnende „Chaos“ verhindern zu können.

Seit Wochen gibt es im Sudan Demonstrationen 

Am frühen Montagmorgen war es schließlich soweit. Soldaten setzten den zivilen Regierungschef Abdallah Hamdok sowie mehrere seiner Minister fest, Streitkräftechef Abdel Fattah al-Burhan rief den Ausnahmezustand aus, das Internet wurde lahmgelegt, Soldaten strömten aus ihren Kasernen und eröffneten das Feuer auf Tausende von Demonstranten, die sich zur Verteidigung der abgesetzten Zivilregierung auf die Straßen Khartums begeben hatten.

Die Vereinbarung, die die aufständische Zivilbevölkerung vor gut zwei Jahren mit den Militärs über eine Übergangsregierung getroffen hatte, ist aufgekündigt. Demnach sollte das Land gemeinsam von einem „Souveränen Rat“ und einer zivilen Regierung geführt werden. Dem Rat gehörte eine gleiche Zahl von Militärs und Zivilisten an, sein Vorsitz sollte diesen November vom Streitkräftechef al-Burhan an einen Zivilisten übergehen. Der Zeitpunkt für den Putsch hängt wohl mit diesem bevorstehenden Wechsel zusammen. Premierminister Hamdok hatte noch am Freitag vor der „schlimmsten und gefährlichsten Krise“ der Übergangszeit gewarnt.

Al Bashir sitzt hinter Gittern

Schon seit dem Höhepunkt der Revolution im April 2019 war klar, dass sich die Armee keineswegs an die Seite des Volkes gestellt hatte, auch wenn die Generäle ihren vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagten Chef Umar al Bashier seinerzeit fallen ließen. Al Bashir sitzt seitdem in Khartum hinter Gittern. Ob er tatsächlich, wie von der Zivilregierung geplant, nach den Haag ausgeliefert wird, gilt jetzt als eher unwahrscheinlich. Selbst nach dem Abgang al Bashirs richteten die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) unter ihrem berüchtigten Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagolo noch ein Blutbad an. Für die Ermordung von 78 friedlichen Demonstranten im Juni 2019 wurde bislang niemand zur Verantwortung gezogen.

Hamdoks Regierung tat sich von Anfang an schwer, sowohl gegen die Militärs wie gegen die sich zuspitzende Wirtschaftskrise vorzugehen. Die politische Plattform „Kräfte für Freiheit und Wandel“ erwies sich als brüchig, die ökonomischen Reformen, die unter anderem die zu teuren Subventionen für Treibstoff abschafften, waren unpopulär.

Konzerne werden von Militärs beherrscht

Vor allem aber scheiterte Premier Hamdok an der Umstrukturierung der staatlichen Konzerne. Sie machen 80 Prozent des Wirtschaftsvolumens des Landes und werden seit ewigen Zeiten von Militärs beherrscht.

Zumindest die westlichen Geberländer werden womöglich ihre Unterstützung einstellen. Das muss die Obristen nicht aber unbedingt schrecken. Sie können sich der Hilfe aus Ägypten, Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Russland sicher sein.

Johannes Dieterich

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