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Die Todesstrafe für Vergewaltiger fordert diese Frau in Neu-Delhi.

© AFP

Härtere Strafen für Vergewaltiger in Indien: Parlament verabschiedet neues Gesetz

Um die Gewalt gegen Frauen einzudämmen, verschärft das Unterhaus in Delhi das Strafgesetz. Gruppenvergewaltigungen werden künftig mit 20 Jahren bis lebenslänglich bestraft. Frauenrechtlerinnen lobten die Änderungen, mahnten aber an, dass sie nicht ausreichend seien.

Viele Inderinnen trauen sich nach sieben Uhr abends kaum aus dem Haus. Auch Touristinnen sind verunsichert. Die Berichte über Vergewaltigungen in Indien reißen nicht ab. Nun will Delhi mit härteren Strafen die Gewalt eindämmen. Drei Monate nach der brutalen Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin verabschiedete das Unterhaus ein "Anti-Vergewaltigungs-Gesetz". Nach dem Willen der Regierung soll es einen grundlegenden Mentalitätswandel anstoßen. Innenminister Sushil Kumar Shinde verspricht sich davon sogar eine “Revolution“ in dem Land.

Die wichtigste Neuerung: Gruppenvergewaltigungen werden künftig mit 20 Jahren bis lebenslänglich bestraft. Bisher drohten maximal zehn Jahre Haft. Obwohl es keine sicheren Zahlen gibt, scheinen Gruppenvergewaltigungen zuzunehmen. Wissenschaftler sehen in dieser Mobgewalt ein Instrument, um Frauen kollektiv zu terrorisieren, in alte Rollenzwänge zu pressen und die Macht der Männer zu zementieren.

Bei Tötungsdelikten droht auch die Todesstrafe. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrere „Sexmörder“ zum Tode am Galgen verurteilt. Todesurteile werden aber in Indien nur höchst selten vollstreckt. Erstmals werden auch Voyeurismus und Stalking unter Strafe gestellt. Stalking ist in Indien ein Riesenproblem. Nicht nur auf der Straße werden Frauen belästigt, begrabscht und von Männern etwa in Autos verfolgt, auch unflätige SMS, Mails oder Anrufe sind Alltag.

Für Säureattacken, die die Opfer zeitlebens entstellen, wurde die Strafe von sieben auf bis zu zehn Jahre erhöht. Erstmals werden auch Polizisten, die sich weigern, eine Anzeige aufzunehmen, mit Strafe bedroht. Frauenrechtlerinnen lobten das Gesetz als „ersten wichtigen Schritt“, mahnten aber weitere Maßnahmen an. Auf Kritik stieß, dass Vergewaltigung in der Ehe weiter keine Straftat ist. Außerdem hegten sie Zweifel an der Umsetzung.

Die Welle von Vergewaltigungen droht auch das Image Indiens als Urlaubsland zu beschädigen. Am Freitag war eine Schweizer Lehrerin vor den Augen ihres Ehemannes von mehreren Männern vergewaltigt worden. Am Dienstag sprang eine 25-jährige Britin in Panik aus dem zweiten Stock eines Hotels in Agra, als der Manager nachts in ihr Zimmer eindrang.

Mehrere Länder haben Reisehinweise für Frauen erlassen. Anlass zur Panik gibt es aber nicht. Indien ist immer noch ein relativ sicheres Reiseland. Frauen sollten allerdings einsame Orte meiden, nach Einbruch der Dunkelheit am besten in Gruppen ausgehen und nicht allein Taxis oder Rikschas anhalten. (mit Reuters)

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