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Elefanten in der Manege könnten bald Geschichte sein.

© Felix Hörhager/dpa

„Haben in der Manege nichts verloren“: Julia Klöckner will Wildtiere in Zirkussen verbieten

Für das Tierwohl: Die Landwirtschaftsministerin will keine wilden Tiere mehr in Wanderzirkussen – das gilt allerdings nicht für alle Arten.

Tanzende Nilpferde, dressierte Affen und Elefanten, die sich auf den Kopf stellen – in vielen Zirkussen gehören Wildtiere traditionell dazu. Tierschutzverbände kritisieren schon lange, dass eine artgerechte Haltung der Tiere in reisenden Zirkussen nicht möglich ist, Verbotsversuche sind jedoch in Deutschland bisher gescheitert.

Julia Klöckner, Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung (CDU), will das Zurschaustellen bestimmte Wildtiere in Wanderzirkussen nun verbieten und legte einen entsprechenden Verordnungsentwurf vor.

„Wildtiere haben in der Mange nichts verloren“, sagte sie am Donnerstag in Berlin. Die Ministerin will verbieten, dass Wanderzirkusse Giraffen, Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Primaten und Großbären neu anschaffen dürfen. Für die Tiere sei das Leben in den Zirkussen eine große Belastung, begründete Klöckner die Entscheidung.

Klöckner würde gern auch Großkatzen verbieten

Sie würden an bis zu 50 Orte im Jahre reisen, Gehege und Ausläufe seien beengt. Außerdem soll es strengere Vorschriften für die Haltung der Tiere geben, was etwa die Unterbringung, die Versorgung und die Transportmittel angeht.

Großkatzen wie Tiger und Löwen sollen weiter auftreten dürfen. Derzeit werden nach Angaben von Tierschutzverbänden etwa 150 in deutschen Wanderzirkussen gehalten. Für Großkatzen würde die wissenschaftlichen Erkenntnisse fehlen, um die Rechtssicherheit für ein Verbot zu gewährleisten, so Klöckner.

Ihr „Bauchgefühl“ sage ihr aber, dass auch Großkatzen nicht in die Manege gehören. „Es ist mein persönliches Ziel, das Verbot noch auszuweiten“, sagte die Ministerin. Trotzdem müsse man sich an die Verfassung halten und dafür sorgen, dass ein Verbot rechtssicher ist.

Für Tierschutzverbände ist das Verbot nicht ausreichend

Kritik an Klöckners Vorstoß kam sowohl von Zirkus- als auch von Tierschutzverbänden. „Die Verordnung reicht bei weitem nicht aus“, sagte James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund dem Tagesspiegel. Es sei unverständlich, warum Tiger und Löwen nicht mit eingeschlossen werden. „Wir Tierschutzverbände haben mehrmals unsere Expertise angeboten“, sagte Brückner. Das sei aber vom Ministerium abgelehnt worden.

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Julia Klöckner stellt in Berlin ihren Entwurf vor.
Julia Klöckner stellt in Berlin ihren Entwurf vor.

© imago images/Political-Moments

Grundsätzlich sei der Entwurf ein Schritt in die richtige Richtung, mit den genannten Tierarten würden Wanderzirkusse aber ohnehin kaum noch arbeiten. So reisten nur noch ein Flusspferd und zwei Giraffen mit deutschen Zirkussen, Nashörner und Großbären gebe es nicht mehr. Die etwa 20 Elefanten, die noch mit auf Tour genommen werden, seien ältere Tiere, da der Neuerwerb aus Naturschutzgründen bereits nicht mehr möglich sei.

Es ist unklar, was mit den bereits vorhandenen Tieren passiert

„Elefanten sind sehr soziale Tiere und leiden erheblich unter den Zirkusbedingungen“, sagt Brückner. Kunststücke wie etwa der Kopfrüsselstand hätten nichts mit artgerechter Haltung zu tun. Gerade für die langlebigen Elefanten sei es deshalb wichtig, Übergangsfristen zu setzen, bis sie in Auffangstationen, Zoos oder anderen Stationen adäquat untergebracht werden können.

Klöckner reagierte ausweichend auf die Frage, was mit den bereits in den Zirkussen vorhandenen Wildtieren geschehen soll, wenn das Verbot beschlossen wird. Es würde in jedem Einzelfall von Tierärzten geprüft, ob die Tiere vor Ort verbleiben können oder nicht. Das ließe sich nicht pauschal in der Verordnung regeln, sagte die Ministerin.

Zirkusverbände prüfen, ob sie rechtlich vorgehen wollen

Die Zirkusse sehen sich derweil als Opfer der Tierschutzverbände. „Den Tieren geht es im Zirkus gut“, sagt Ralf Huppertz, Vorstandvorsitzender des Verbandes deutscher Circusunternehmen. Das Tierwohl würde regelmäßig durch Tierärzte überprüft, es würden bereits strenge Vorschriften gelten, was die Tierhaltung angeht. „Den wenigen schwarzen Schafen wurde so der Garaus gemacht“, sagt Huppertz.

Die Arbeit mit den Tierlehrern sei „psychisch und physisch eine gute Sache“ für die Tiere. Huppertz ist es vor allem wichtig, dass die vorhandenen Tiere nun nicht aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden. Die Zirkusse würden noch prüfen, ob sie rechtlich gegen die Verordnung vorgehen wollen.

Klöckners Entwurf geht nun die Anhörung von Ländern und Verbänden. Im Anschluss befasst sich der Bundesrat damit. In über 20 Ländern Europas ist die Wildtierhaltung in Zirkussen bereits verboten.

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