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Die Haare müssen sitzen. Allein für Haarstyling gab Trump 70.000 Dollar aus – und setzte es von der Steuer ab.

© Evan Vucci/dpa

Haarstyling, Privatjet und Casinos: Wie Trump es schaffte, jahrzehntelang kaum Steuern zu zahlen

Die „New York Times“ berichtet mit Bezug auf Trumps Steuerunterlagen, dass der US-Präsident fast 20 Jahre hohe Steuerzahlungen vermied. Offenbar ohne Skrupel.

Der umfassende Bericht über zahlreiche Strategien, Steuern zu vermeiden, kommt für US-Präsident Donald Trump wenige Wochen vor der US-Wahl zur Unzeit. Trump ist laut „New York Times“ der erste US-Präsident seit Richard Nixon, der die Offenlegung seiner Steuererklärungen verweigert.

Der amerikanischen Zeitung liegen nach eigenen Angaben Steuerunterlagen aus einem Zeitraum von etwa zwei Jahrzehnten vor. In elf der 18 Steuerjahre soll Trump gar keine Einkommensteuer gezahlt haben. Der Grund sei, dass Trump mehr Verluste als Gewinne deklariert habe. Allein 2016 und 2017 soll er jeweils nur 750 Euro an Steuern gezahlt haben.

Es ist nichts Neues, dass die Steuern von wohlhabenden US-Amerikanern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen haben, weil sie immer bessere Schlupflöcher finden. Die meisten von ihnen zahlen allerdings noch immer hohe Beträge an Einkommenssteuer. In 2017 mussten die obersten 0,001 Prozent der Steuerzahler in den USA laut dem Bericht rund 24 Prozent ihres Einkommens abgeben.

Deshalb macht der Fall Donald Trump stutzig. Dieser nämlich zahlte in den vergangenen zwei Jahrzehnten der „New York Times“ zufolge mehr als 400 Millionen Dollar weniger als vergleichbar gut Verdienende. Allerdings soll er einem „Forbes“-Reporter zufolge über die Jahre auch mehr als eine Milliarde Euro an Schulden angehäuft haben, die in den kommenden Jahren fällig werden.

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Tatsächlich habe Trump in den vergangenen 18 Jahren Steuern gezahlt, und zwar rund 95 Millionen Dollar – allerdings hat er laut „New York Times“ rund 72 Millionen zurückerstattet bekommen. Somit beliefen sich seine jährlichen Steuerausgaben in diesem Zeitraum laut dem Bericht auf lediglich etwa 1,4 Millionen Dollar – vergleichbar reiche Amerikaner zahlten mehr als 25 Millionen.

Er gab gerade bei seinen Golfplatz-Resorts oft große Verluste an. Trump soll unter anderem seit dem Jahr 2000 mehr als 315 Millionen Dollar mit seinen Golfplätzen verloren haben. Das „Trump International Hotel Washington DC“ in der US-Hauptstadt soll dem US-Präsidenten in den vergangenen vier Jahren zudem 55 Millionen Dollar Verlust gebracht haben. Nur der Trump-Tower soll 20 Millionen Dollar an Gewinnen pro Jahr erwirtschaften.

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Donald Trump soll allerdings mit seiner Marke so viel Geld eingenommen haben, dass die Einnahmen die Verluste ungefähr aufwogen. Trump reagierte auf den Bericht der „New York Times“ auf seine Art und auf Twitter:

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Konkrete Beispiele, wo Trump Steuern vermied, sind folgende:

Trump zieht sich angeblich aus Casino zurück, doch verdient weiter.
Ein Trick könnte laut „New York Times“ besonders justiziabel sein. Und zwar gab er bei der Rückerstattung der Steuern an, dass er sich komplett aus den Casinos in Atlantic City, die große Verluste schreiben, zurückgezogen hat. Allerdings soll er fünf Prozent der neuen Casino-Firma besitzen, die gegründet wurde, nachdem er sich zurückgezogen haben soll. Somit verdient er weiterhin an den Casinos. Die Steuerbehörde hat den Fall bis heute nicht geklärt.

Trump deklarierte Golfplatz, Haarstyling und Makeup als Firmenausgaben.
Weitere Tricks scheinen besonders perfide. Trump schrieb nämlich einen Großteil seiner privaten Freizeitaktivitäten als Geschäftsausgaben ab. So zum Beispiel die Ausgaben seiner Golfplatz-Resorts, auf denen er sich in seiner Freizeit aufhält, oder des Privatjets, mit dem er sich zwischen seinen Wohnsitzen hin- und herfliegen lässt.

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Dem Bericht zufolge ist das allerdings noch nicht alles: Während der Zeit, in dem er in der TV-Sendung „The Apprentice“ auftrat, ließ er sämtliche 70.000 Dollar als Geschäftsausgaben laufen – und zwar für Haarstyling. Weitere 100.000 Dollar fallen in die gleiche Kategorie – für Hairstyling und Makeup seiner Tochter Ivanka Trump.

Trump deklarierte sein Anwesen in Bedford als Investmentobjekt.
Dass Trump Freizeit- und Geschäftsausgaben vermischt, wird in einem anderen Fall laut Bericht noch deutlicher: Er deklarierte sein Anwesen Seven Springs in Bedford als Investmentobjekt statt persönliche Residenz. Seit 2014 konnte er damit 2,2 Millionen Dollar an Eigentumssteuer sparen – obwohl es seit 2017 für gewöhnlich nur erlaubt ist, bis zu 10.000 Dollar an Eigentumssteuer abzuschreiben.

Trump setzte in mehreren Fällen angebliche Beratertätigkeiten ab.
Laut dem Bericht soll Trump rund ein Fünftel der Einnahmen, die er mit seinen Firmen, generiert, als Beratertätigkeiten abgesetzt haben. Der Clou: Trump zahlte einmal rund 740.000 Dollar an eine nicht benannte Beraterfirma – auf den Geschäftsberichten einer anderen Beraterfirma taucht ein Betrag in genau dieser Höhe auf. Eine der Besitzerinnen der Firma ist: seine Tochter Ivanka Trump.

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