zum Hauptinhalt
hristian Lindner, FDP-Parteivorsitzender

© Sebastian Kahnert/dpa

Gute Gründe für Rot-Gelb-Grün: Ampel-Gespräche, wie von der FDP bestellt – ganz ohne Gehampel

Wer sucht, der findet. Das gilt auch für eine FDP-Koalition mit SPD und Grünen. Denn einer in der Union stößt sie ab – und zwar nicht Laschet. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Einerlei, was vorher war, egal, was ihr Vorsitzender vorher immer gesagt, ja beteuert hat - die FDP muss jetzt einen Grund für Ihren Schwenk zur Ampel suchen. Einen guten Grund. Und sie findet ihn. Sogar inzwischen mehrere.

Einen hat die FDP - auch - selbst gemacht. Es geht um die Kritik am Bruch der Vertraulichkeit in Sondierungen, vermeintlich allein von den Unionsparteien ausgehend. So kommt es in der Öffentlichkeit an - so stimmt es aber nicht ganz. Christian Lindner hatte ja bereits vor dem Gespräch mit CDU und CSU über die „Bild am Sonntag“, eine bekannt öffentlichkeitswirksame Zeitung, erklärt: Die FDP sei schon noch zu Jamaika bereit, CDU und CSU müssten aber klären, ob sie wirklich eine derartige Regierung führen wollten. Sprich: könnten.

Genau das wurde dann nach der Sondierung berichtet. Als ein Leak. Überraschend war diese Meldung zwar nicht, die FDP-Haltung allen bekannt, die Folge aber klar: Lindner und seine Gefolgsleute zeigten sich sauer, die Unionsparteien auf der anderen Seite wirkten fassungs- und zugleich führungslos.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Und mit solch unzuverlässigen Partnern soll die FDP koalieren? Das geht doch nicht! Das muss doch jeder verstehen, oder? Zumal bei dieser Argumentation: dass der Sinn von Verhandlungen darin besteht, ein Ergebnis zu erzielen und deshalb erfolgreiche nicht auf offener Bühne geführt werden. Wie anders - und wie bestellt - dagegen die Gespräche zur Ampel: ohne jedes Gehampel, von keiner Seite.

Ein weiterer Grund ist: Markus Söder. Die FDP ist wirklich abgestoßen, und zwar im doppelten Wortsinn, vom Verhalten des CSU-Chefs. Einmal gegenüber dem Unionskanzlerkandidaten.

Kritik an „Blutgrätschen“ gegen Lascht

Armin Laschet hat bei den Liberalen ungeachtet aller Fehler im Wahlkampf immer noch einen guten Ruf und auch Kredit; immerhin regierte man bisher gemeinsam mit ihm und weitgehend reibungsfrei in Nordrhein-Westfalen. Söders permanente „Blutgrätschen“ gegen Laschet werden deshalb auch bei den Freidemokraten immer deutlicher kritisiert.

Hinzu kommt, dass die sehr selbstgewiss erscheinende Corona-Politik des bayerischen Ministerpräsidenten schon länger von der FDP sehr skeptisch gesehen wird. Gerichte geben ihr recht. Ausgerechnet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bescheinigte Söder ein fragwürdiges Menschenbild.

Gerade erst kassierte er eine Lockdown-Maßnahme, die Ausgangssperre vom März 2020, als rechtswidrig. Und mit solchen Partnern soll die FDP koalieren? Wir sehen: Ihre Skepsis hat schon Gründe. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false