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Wegener leitete in Mogadischu einen nahezu perfekten Einsatz gegen den Terrorismus.

© Oliver Berg, dpa

GSG-9-Gründer Ulrich Wegener: Der "Held von Mogadischu" ist tot

Ulrich Wegener stürmte 1977 mit der GSG 9 die entführte „Landshut“ der Lufthansa und befreiten 86 Geiseln. Jetzt ist er mit 88 Jahren gestorben.

Von Frank Jansen

Der Begriff „Held“ klingt in unseren angeblich postheroischen Zeiten altmodisch. Doch wenn es in der Geschichte der Polizei der Bundesrepublik eine Person gibt, die solches Pathos verdient, dann Ulrich Wegener. Mit einem Kommando der von ihm geführten Spezialeinheit GSG 9 stürmte er in der Nacht zum 18. Oktober 1977 die von Terroristen gekaperte, auf dem Flughafen von Somalias Hauptstadt Mogadischu stehende Lufthansa-Maschine „Landshut“.

Die Truppe erschoss in der „Operation Feuerzauber“ drei der vier palästinensischen Geiselnehmer. Die 86 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder, darunter mehr als 20 Deutsche, kamen nach tagelangem Albtraum frei. Deutschland atmete auf. Wegener war der „Held von Mogadischu“. Zwei Terroristen soll er selbst getötet haben.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist der Mann, dem die Bundesrepublik einen der größten Erfolge im Kampf gegen den Terrorismus zu verdanken hat, bereits am 28. Dezember verstorben. Wegener wurde 88 Jahre alt. In der kollektiven Erinnerung des Landes wird er der Elitepolizist bleiben, der nach dem Einsatz in Mogadischu, das dunkelgrüne Barett auf dem Kopf und das vor der Uniformbluse baumelnde Große Bundesverdienstkreuz, die Gratulation des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt entgegennimmt. Ein ikonisches Bild. Den Orden bekam Wegener auch stellvertretend für das Team, das in Mogadischu dabei war.

Konsequenz aus einem Desaster

Der Einsatz lief nahezu perfekt. Kein Polizist, kein Passagier und keines der noch übrig gebliebenen Besatzungsmitglieder starb. Den Chefpiloten der Maschine, Jürgen Schumann, hatten die Terroristen bei einem Zwischenstopp im jemenitischen Aden erschossen. Doch ihr Ziel, die Freipressung von in Deutschland inhaftierten Mitglieder der Roten Armee Fraktion, verfehlten sie dank des Wagemuts von Wegener, seiner Einheit und von Helmut Schmidt, der dem Terror nicht nachgab.

Dass Wegener die GSG 9 von 1972 an aufbauen konnte, war allerdings die Konsequenz aus einem Desaster des Rechtsstaats. Wegener hatte im September 1972 miterlebt, wie am Flughafen Fürstenfeldbruck die Befreiung israelischer Olympioniken scheiterte, die sich in der Gewalt palästinensischer Terroristen befanden – alle Geiseln starben. Beraten von britischen und israelischen Experten schuf Wegener im Bundesgrenzschutz, heute Bundespolizei, die GSG 9. Ein qualitativer Sprung im Antiterrorkampf.

1979 gab Wegener das Kommando ab, er wurde „Ständiger Vertreter des Inspekteurs des Bundesgrenzschutzes“. 1989 ging er als General in Pension. Den militärischen Rang gab es, obwohl in der Polizei abgeschafft, für ihn noch.

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