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Thomas Strobl (links), der Landesvorsitzende der CDU Baden-Württemberg, und der CDU-Fraktionschef Guido Wolf.

© Bernd Weißbrod/dpa

Grün-Schwarz in Baden-Württemberg: Thomas Strobl - der Verteiler der Felle

Inhaltlich ist noch nichts geklärt, da klärt einer schon einmal die Personalien. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Im Ländle ist vielleicht was los. Erst bei der Wahl, jetzt auch danach. Die grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen sind abgeschlossen, bevor sie richtig begonnen haben – so jedenfalls werden sie von den Schwarzen geführt. Dass CDU-Landeschef und Bundesvize Thomas Strobl schon geradezu feierlich seine Bereitschaft erklärt hat, Minister und Vizeministerpräsident in Stuttgart zu werden, zeigt das deutlich, überdeutlich. Nur ja in die Regierung, Opposition ist Mist: eine eher durchschaubare Strategie. Selbst wenn es richtig ist, regieren zu wollen. Dass er, der Unionsfraktionsvize in Berlin, gedrängt worden sei, sich zu erklären, ist noch kein Argument; es findet sich immer der eine oder andere, der drängt.

Guido Wolf war eher wie ein ängstliches Geißlein

Allerdings wird dadurch der Satz, dass es zuerst ums Land, dann um die Partei und zum Schluss erst um die Person geht, ins Gegenteil verkehrt, nicht wahr? Noch sind fürs Land keine nachvollziehbar, überprüfbar guten Ergebnisse erzielt, für die CDU auch nicht, bloß die Sache mit den Personen, die wird gleich mal vorab geklärt. Zumal Guido Wolf, der sich im Wahlkampf eher wie ein ängstliches Geißlein verhielt und entsprechend abschnitt, auch ein schönes Amt bekommen soll. Und es deshalb zufrieden ist. Was daran erinnert, dass der von Strobl jüngst noch zu einer Art Mantra erklärte Satz, der ursprünglich von Erwin Teufel stammt – dem Säulenheiligen der CDU im Ländle, der gewissermaßen als Rollenvorbild für den heutigen grünen Regierungschef Winfried Kretschmann wirkt –, schon für Teufel nicht recht stimmte. Aber einerlei, nun ist es, wie es ist, und die Grünen bekommen leichteres Spiel als erwartet. Mit diesem Verhandlungspartner, der erkennbar unbedingt Koalitionär werden will.

Zwei aus einer Familie in der Bundesregierung geht nicht

Bei der CDU kann vor allem Strobl profitieren. Zum Ersten ist es eine Genugtuung: Wolf war ihm als Spitzenkandidat vorgezogen worden, eine für ihn schon bittere Abfuhr. Zum Zweiten kann Strobl jetzt seine Regierungsfähigkeiten unter Beweis stellen. In Berlin ist ihm das solange nicht möglich, wie sein Schwiegervater Wolfgang Schäuble Bundesfinanzminister ist. Zwei aus einer Familie in der Bundesregierung, das geht nicht, auch vom Länderproporz her schon nicht.

Zum Dritten sichert Strobl damit trotz der krachenden Wahlniederlage seine Position als stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Ihn zu schwächen verbietet sich, wenn die Bundesvorsitzende, Angela Merkel, 2017 Bundeskanzlerin bleiben soll. Baden-Württemberg ist als Land einfach zu wichtig. Nur wenn die CDU dort gut abschneidet, schneidet die Partei im Bund gut ab. Strobl muss das (wie 2013) garantieren. Wenn nicht, dann ist nach der Bundestagswahl noch mehr los.

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