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Kyriakos Mitsotakis.

© Reuters

Griechenlands neuer Oppositionsführer: Alte Elite oder Hoffnungsträger

Kyriakos Mitsotakis ist ein Reformer mit Harvard-Abschluss. Kein Wunder, dass der neue Konservativen-Chef den Europäern gefällt. Ein Porträt

Griechenlands neuer Oppositionsführer ist vor allem eins: ehrgeizig. Schon als er zur Wahl für den Chefposten der konservativen „Nea Dimokratia“ (ND) antrat, verkündete Kyriakos Mitsotakis, eigentlich ginge es dabei bereits um die Wahl von Griechenlands zukünftigem Ministerpräsidenten. Das Scheitern der linken Syriza-Regierung sei schließlich nur eine Frage der Zeit.

Den ersten Schritt in Richtung Staatsspitze hat er demnach geschafft: Die Anhänger der politischen Rechten und größten Oppositionspartei entschieden sich am Sonntag nach Monaten innerer Flügelkämpfe überraschend deutlich für den 47-Jährigen, der für eine wirtschaftsliberalere Ausrichtung der Partei steht. Viele Beobachter hatten in der Stichwahl eher auf den traditionell konservativen Interims-Parteichef Evangelos Meimarakis gesetzt.

Sein Englisch ist hervorragend, sein Auftreten leise und höflich, aber bestimmt

Die Troika, also die Vertreter der internationalen Geldgeber, dürfte diese Wahl freuen, denn Mitsotakis gilt in Brüssel als überzeugter Reformer. In der vergangenen ND-Regierung, die im Januar 2015 von Syriza-Premier Alexis Tsipras abgelöst wurde, war Mitsotakis als Minister für die Verwaltungsreform zuständig und damit unter anderem für den geforderten Abbau von bis zu 150 000 Stellen im öffentlichen Dienst. Zudem gehört er einer jungen kosmopolitischen Elite in Griechenland an, hat in Harvard und Stanford studiert und jahrelang im Finanzsektor gearbeitet. Sein Englisch ist hervorragend, sein Auftreten leise und höflich, aber bestimmt. Für die europäischen Konservativen, die sich mit den veralteten und teils korrupten Strukturen der Schwesterpartei schwertaten, ist er ein Hoffnungsträger für einen Neuanfang.

Seine Kritiker allerdings halten wenig vom Erneuerer-Image, schließlich stammt Mitsotakis aus einer politischen Dynastie: So war bereits sein Vater, Konstantinos Mitsotakis, zu Beginn der 90er Jahre Premier. Seine Schwester war Bürgermeisterin Athens, später Außenministerin und hat bis heute großen Einfluss in der Partei. Mitsotakis wird nun versuchen, sich als wirtschaftsfreundlicher Gegenspieler zu Tsipras zu positionieren, dessen Regierung und deren „Inkompetenz“ er für die weiterhin prekäre Wirtschaftslage verantwortlich macht. Griechenland brauche nicht weniger, sondern mehr und härtere Reformen. Offen bleibt, ob die Mehrheit in Griechenland diesen Kurs mitgeht oder in Mitsotakis eher einen Vertreter der alten klientelistischen Elite sehen wird.

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