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Satellitenaufnahme von Butscha vom 18. März 2022

© AFP/Maxar Technologies

Update

Gräueltaten in Butscha: Satellitenfotos zeigen Leichen schon vor russischem Abzug – Selenskyj will Aufklärung

Satellitenbilder bestätigen Berichte über den Mord an Zivilisten bereits vor dem Rückzug der Russen. Selenskyj will Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen.

Am Montag veröffentlichte US-Satellitenbilder bestätigen, dass einige der in dem Kiewer Vorort Butscha gefundenen Leichen bereits vor dem Abzug der russischen Truppen dort gelegen haben. Die hochauflösenden Bilder „bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen“, erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma Maxar Technologies.

Auf den Satellitenbildern einer Straße in Butscha von Mitte März sind mehrere Leichen mutmaßlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. AFP-Fotografen hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen - einige davon mit gefesselten Händen.

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Das russische Verteidigungsministerium hatte die Bilder als Fälschungen bezeichnet. Demnach seien die Leichen noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren. Maxar-Satellitenbilder etwa vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-Straße in Butscha befanden.

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Die „New York Times“ verglich die Satellitenbilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass einige der Leichen sich bereits drei Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten. Mindestens 11 Leichen hätten seit 11 März auf der Yablonska Straße gelegen, schreibt die Times. Die ersten Hinweise auf Leichen seien demnach zwischen dem 9. und 11. März aufgetaucht. Die Objekte seien bis zur Befreiung der Stadt nicht bewegt worden.

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Laut "NYT" sind die Todesursachen bisher unklar. Manche Leichen hätten neben Löchern gelegen, die Einschlagkrater sein könnten. Andere hätten neben Autos gelegen, andere neben Fahrrädern. Erste Fotos und Videos der Szenen waren am Samstag öffentlich geworden. Laut Augenzeugenberichten wiesen viele der Leichen Schusswunden auf. Die Autos sind laut "NYT" erstmals zwischen dem 20. und 21. März auf den Satellitenbildern zu sehen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat betont, die Verbrechen von Butscha und anderen ukrainischen Städten lückenlos aufklären zu wollen. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer Videobotschaft, die in der Nacht zu Dienstag veröffentlicht wurde. Die Verantwortlichen sollen für die Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Selenskyj will am Dienstag per Video zum UN-Sicherheitsrat sprechen.

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„Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von seinen Mitbürgern (in der Ukraine) gemordet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat“, sagte Selenskyj. Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. „Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!“

Selenskyj berichtete in der Videobotschaft von seinem Besuch in Irpin und Butscha. „Die Städte sind einfach zerstört.“ Die Leichen auf den Straßen seien demnach bereits von den meisten Straßen geborgen worden. In den Hinterhöfen und Häusern lägen aber immer noch Tote. Selenskyj befürchtete, dass russische Truppen nun versuchten, „die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen“ - anders als in Butscha.

In Butscha wurden auch Massengräber nahe einer Kirche entdeckt. Mehr als 150 Tote sollen darin gelegen haben, wie Offizielle und Medien vor Ort berichten. CNN-Reporter Frederik Pleitgen berichtete am Montag von vor Ort:

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Selenskyj sagte, in den Regionen Kiew, Tschernihiw und Sumy weiter nördlich und östlich hätten die Besatzer Dinge getan, die die Einheimischen nicht einmal während der Nazi-Besetzung vor 80 Jahren erlebt hätten. Die ukrainischen Behörden haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über die gesamte Region Kiew und andere Bezirke wiederhergestellt.

Es breche ihm das Herz, sagte Selenskyj, dass er erst jetzt „von allen führenden Politikern der Welt Äußerungen höre, „die schon vor langer Zeit hätten gemacht werden sollen, als bereits alles völlig klar war.“ Er forderte erneut stärkere Sanktionen gegen Russland. „Aber war es wirklich notwendig, darauf zu warten, um Zweifel und Unentschlossenheit abzuwehren? Mussten Hunderte unserer Leute qualvoll sterben?“ (dpa, AFP)

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