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Trauerfeier für einen getöteten Demonstranten in Yangon

© AFP/Stringer

Gewalt gegen Demonstranten: Mehr als 200 Tote seit dem Militärputsch in Myanmar

Der Protest gegen die Militärjunta in Myanmar reißt trotz der Brutalität von Polizei und Armee nicht ab. Die Lage wird immer unübersichtlicher.

Seit dem Putsch in Myanmar sind durch die Gewalt des Militärs und der Polizei Schätzungen zufolge mindestens 202 Menschen ums Leben gekommen. Fast 2200 Menschen wurden nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP seit Anfang Februar zumindest vorübergehend festgenommen, fast 1900 sitzen immer noch in Haft - darunter Politiker, Journalisten, Aktivisten, aber auch einfache Bürger.

Trotz des brutalen Durchgreifens der Einsatzkräfte gingen auch am Mittwoch wieder landesweit Tausende Menschen gegen die Generäle auf die Straße. Die Zahl der Opfer steigt.

Am Dienstagabend wurde im Stadtteil Mingalar Taung Nyunt in der größten Stadt Yangon (früher: Rangun) ein 28-Jähriger erschossen, wie seine Schwester der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Sie sind gegen 20.00 Uhr gekommen und haben angefangen, zu schießen“, erklärte die Frau, die anonym bleiben wollte. Zu dieser Zeit habe es vereinzelt Protestaktionen in dem Viertel gegeben. Die Armee habe Tränengas, Gummigeschosse und scharfe Munition eingesetzt. „Mein Bruder wurde am Bauch getroffen. Wir haben versucht, ihn zu retten, aber am frühen Morgen ist er gestorben.“

Die Lage wird derweil immer unübersichtlicher. Seit Wochenbeginn sperrt die Junta nun auch tagsüber weitgehend den Internetzugang auf Mobilgeräten. Bereits seit Wochen wird das Internet jede Nacht blockiert. Seit dem Umsturz haben Beobachter immer wieder Fotos und Videos der Gewalt in sozialen Netzwerken gepostet.

„Ich habe vergangene Nacht mehrere Tote gesehen, aber es gab keine Internetverbindung und keine Medien vor Ort“, sagte ein Demonstrant aus dem Arbeiterviertel Hlaing Tharyarn in Yangon, in dem das Militär zuletzt besonders hart gegen die Proteste vorgegangen war. Seit Montag gilt hier, wie in weiteren Stadtteilen, das Kriegsrecht. „Jeder kann jetzt unter dieser neuen Regel getötet werden“, sagte der Mann.

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Das Militär hatte nach dem Putsch vom 1. Februar die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam genommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. (dpa)

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