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Ein Video-Standbild zeigt Jamal Khashoggi und seine Verlobte Hatice Cengiz wenige Stunden vor seinem Tod.

© dpa

Update

Getöteter saudischer Journalist: Khashoggis Verlobte verlangt Bestrafung der Täter

Im Fall Khashoggi fordert seine türkische Verlobte Strafen für alle am Tod des Journalisten Beteiligten. Präsident Erdogan kündigt neue Beweise an.

Die türkische Verlobte des getöteten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat die Bestrafung sämtlicher Verantwortlicher gefordert. Hatice Cengiz sagte dem Fernsehender Habertürk am Freitag: "Ich verlange, dass alle in diese Brutalität Verwickelten - von der niedrigsten bis zur höchsten Ebene - vor Gericht gebracht und bestraft werden."

Cengiz erzählte, sie habe mit Khashoggi in Istanbul und den USA leben wollen. Für die Hochzeit habe er die Bestätigung gebraucht, dass er geschieden sei. Vor einem ersten Besuch des Konsulats in der Woche vor seinem Tod sei er sehr besorgt gewesen. „Das konnte man ihm ansehen“, sagte Cengiz. Aber er sei erleichtert wieder herausgekommen und habe sich über die Freundlichkeit gefreut, die ihm im Konsulat entgegengebracht worden sei. Man habe ihm gesagt, er solle am 2. Oktober wiederkommen, bis dahin wolle man seine Dokumente vorbereiten.

Am 2. Oktober kam dann Khashoggi aus dem Konsulat nicht mehr heraus. Wie die saudische Führung mittlerweile zugegeben hat, warteten drinnen die Täter auf ihn, die ihn ermordeten.

Cengiz sagte dem Sender schluchzend, sie habe "am ganzen Körper gezittert", als sie verstanden habe, dass ihrem Verlobten etwas zugestoßen sei. "Plötzlich hat mich eine immense Furcht erfasst." Nach mehreren Stunden des Wartens - ihr war nicht erlaubt worden, das Konsulat zu betreten - habe sie beim Empfangsschalter des Konsulats angerufen. Ihr sei gesagt worden, dass niemand mehr da sei.

Danach habe sie mit einem Freund Khashoggis telefoniert, Yasin Aktay, einem Berater des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan. Daraufhin sei die Polizei eingeschaltet worden, und die Ermittlungen hätten begonnen. Khashoggi war nach den Worten seiner türkischen Verlobten mit Präsident Erdogan befreundet.

"Als ich verstanden habe, was vorgeht, habe ich angefangen zu zittern. Ich hatte unglaubliche Angst. Ich fühlte mich zu schwach zu gehen. Ich werde diese Angst nie vergessen“, sagte sie. 25 Tage seien seitdem vergangen und sie sei seither „jeden Tag gestorben“.

Erdogan spricht von neuen Beweisen

Am Sonntag wird der Chefankläger Saudi-Arabiens in der Türkei erwartet, um sich mit den türkischen Ermittlern auszutauschen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Freitag in Ankara, Riad entsende den Generalstaatsanwalt in die Türkei. Die Ermittler seines Landes hätten überdies neue Beweise in dem Fall gesammelt.

Der türkische Präsident Erdogan nannte den Tod Khashoggis einen "politischen Mord".
Der türkische Präsident Erdogan nannte den Tod Khashoggis einen "politischen Mord".

© REUTERS

Al-Muadschab wird demnach seinen türkischen Kollegen Irfan Fidan in Istanbul treffen. "Es ist nicht so, dass wir keine weiteren Informationen, weitere Dokumente in unseren Händen hätten", sagte Erdogan.

Der türkische Präsident warf erneut die Frage nach dem Verbleib von Khashoggis Leichnam auf. Und an Riad gewandt fragte er: "Wer hat einen solchen Befehl gegeben?" Die saudiarabischen Behörden müssten sich erklären, um sich vom bestehenden Verdacht zu befreien.

Am Donnerstag hatte die saudiarabische Generalstaatsanwaltschaft unter Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von Riad offiziell verbreitete Version zu dem Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des saudiarabischen Konsulats in Istanbul bei einem "Faustkampf" zu Tode gekommen sei. Diese Darstellung wird international jedoch stark angezweifelt.

Erdogan spricht von einem "politischen Mord". Die türkischen Ermittler gehen davon aus, dass ein Killerkommando aus Saudi-Arabien den regierungskritischen Journalisten am 2. Oktober im Konsulat in Istanbul ermordete. Der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman steht im Verdacht, in die Ermordung seines Kritikers verwickelt zu sein. Der Thronfolger sprach von einem "abscheulichen Vorfall".

Russland glaubt Saudi-Arabien im Fall Khashoggi

Unterdessen hat Russland im Fall Khashoggi keinen Zweifel an der Darstellung Saudi-Arabiens zum Tod des Regierungskritikers. Niemand sollte irgendwelche Gründe haben, den offiziellen Aussagen des saudischen Königs Salman nicht zu glauben, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. „Der Rest ist eine Frage der Ermittlungen.“ Riad habe die Tat verurteilt und eine Untersuchung zu dem Vorfall angekündigt. „Das begrüßen wir.“

Nach Angaben des Kremls war der Tod des Journalisten Gegenstand eines Telefonats des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit König Salman. Bei dem Gespräch am Donnerstag habe Saudi-Arabien die Schritte zur Aufklärung des Falls erläutert. (AFP, dpa)

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