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Spitzenverdiener unter den Kassenchefs: Jens Baas von der Techniker Krankenkasse.

© Daniel Reinhardt/dpa

Gesundheitssystem: Mehr Geld für Krankenkassenchefs

Ob Techniker, Barmer oder AOK: Für die Chefs der gesetzlichen Krankenkassen stiegen die Jahresgehälter erheblich. Teilweise waren die Aufschläge fünfstellig.

Die gesetzlichen Krankenkassen schwimmen im Geld – warum sollen es ihre Chefs da nicht auch krachen lassen? Knappe drei Prozent haben sich die Vorstandsvorsitzenden der beiden größten Krankenversicherer im vergangenen Jahr mehr genehmigt. Jens Baas, der Chef der Techniker Krankenkasse, kommt mit einem Plus von 9437 Euro nun auf 323.997 Euro. Christoph Straub von der Barmer legte um 8413 Euro zu, er hat jetzt 288.847 Euro auf dem Gehaltszettel.

Die Zahlen stammen aus dem Bundesanzeiger, wo sie jedes Jahr im Frühjahr veröffentlicht werden müssen, die "Ärztezeitung" berichtete als erste darüber. Baas und Straub sind demnach die Bestverdiener unter den Kassenfunktionären – kein Wunder, ihre Anbieter sind mit 10,1 Millionen beziehungsweise 9,4 Millionen Versicherten bundesweit auch die größten.

Kein Vergleich zur Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Doch im Vergleich zur Gegenseite sind Baas und Straub noch bescheiden. Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), bekam schon im Jahr davor 344.260 Euro aufs Konto. Für 2017 wurde sein Salär bislang nicht dokumentiert. Jedoch ist anzunehmen, dass der KBV-Chef wieder merklich an das Skandalgehalt seines Vorgängers Andreas Köhler heranrückt, der sich vor sieben Jahren 350.000 Euro überweisen lassen wollte und sich dann nur aufgrund vehementen Protests des Gesundheitsministers mit 20.000 Euro weniger begnügte.

In den Vorstandsetagen der kleineren Kassen blieben die Aufschläge geringer. Der Chef der DAK, Andreas Storm, etwa begnügte sich mit einem Plus von knappen zwei Prozent, sein aktuelles Gehalt wird mit 270.000 Euro angegeben. Seine Krankenkasse ist Deutschlands drittgrößte, sie hat sechs Millionen Versicherte.

Bayerns AOK-Chef langte vor Abschied nochmal kräftig zu

Überholt hat ihn damit inzwischen der Chef der deutlich kleineren AOK Bayern, Helmut Platzer, der zum Abschied nochmal ordentlich zulangte. Der scheidende Vorsitzende von Bayerns größter Kasse (4,5 Millionen Versicherte) kam mit fixer und variabler Vergütung auf 272.000 Euro. Das ist ein Plus von 16.400 Euro, was satten 6,4 Prozent entspricht.

Mit nicht mal einem Drittel dieses Aufschlags, nämlich 4500 Euro, gab sich sein Kollege Christopher Hermann aus Baden-Württemberg zufrieden, das Gesamtgehalt des dortigen AOK-Chefs (4,2 Millionen Versicherte) liegt bei 260.000 Euro. Bei der finanziell blendend dastehenden AOK plus (für Sachsen und Thüringen, mehr als drei Millionen Versicherte), verzichtete man ganz auf eine Gehaltssteigerung, für Vorstandschef Rainer Striebel blieb es bei 234.400 Euro.

12,6 Prozent mehr für einen BKK-Chef

Von den Chefs der Innungskassen verdiente der Vorstandschef der IKK classic, Frank Hippler, mit rund 249.000 Euro am besten. Seine Kasse kommt auf 3,3 Millionen Versicherte. Bei der Betriebskasse Mobil Oil mit über einer Million Versicherten reichte es für Vorstandschef Mario Heise sogar für einen Aufschlag von knapp 19.000 auf insgesamt 169.732 Euro. Das ist ein Plus von 12,6 Prozent, binnen eines Jahres

Auch die Verbandschefs mussten nicht darben. So kassierte der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, im vergangenen Jahr mit Fixgehalt und variablem Anteil insgesamt 244.250 Euro. Die Chefin des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, kam auf 252.000 Euro, die Vorstandsvorsitzende des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, auf 208.000 Euro.

Rekordreserve von 19,2 Milliarden Euro

Die gesetzlichen Krankenkassen erzielten im vergangenen Jahr einen Überschuss von 3,15 Milliarden Euro - und sie verfügen mittlerweile über eine Rekordreserve von 19,2 Milliarden Euro. Dennoch haben zum Jahreswechsel nur 18 Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag gesenkt, acht haben ihn sogar erhöht. Das ärgert auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Das Potenzial für Beitragssatzsenkungen sei bislang nicht ausgeschöpft worden, teilte sein Ministerium mit.

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