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Verärgert: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

© Michael Kappeler/dpa

Gesundheitsminister verteidigt Strategie: Lauterbach geht Kassenärzte-Chef wegen Corona-Impfungen an

Streit über die Notwendigkeit der zweiten Corona-Booster-Spritze und die Impfpläne: Lauterbach weist die Kritik von Gassen scharf zurück.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich verärgert über Äußerungen des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, zur Corona-Impfung gezeigt. "Ich halte es für problematisch, wenn der Eindruck erweckt wird, die Impfung für Ältere im Herbst sei nicht notwendig", sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) nach Angaben vom Sonntag.

Zumindest für die über 60-Jährigen sei unumstritten, dass die Booster-Spritze wichtig sei, "um schwere Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle zu verhindern". Von einem Ärztefunktionär erwarte er, "dass er das klarmacht".

Gassen hatte sich gegen den Appell des Gesundheitsministers an unter 60-Jährige gewandt, sich rasch eine zweite Boosterimpfung zu holen. "Unter anderem aus israelischen Studien wissen wir, dass ein zweiter Booster bei jüngeren Gesunden nicht sinnvoll ist", sagte Gassen.

Lauterbach sei mit seiner Empfehlung zum zweiten Booster "ziemlich exklusiv unterwegs. 30- oder 40-Jährigen pauschal eine vierte Impfung zu empfehlen, das halte ich für falsch."

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Auch im Herbst sehe er dafür aktuell keine Notwendigkeit, solange es nicht neue und deutlich gefährlichere Varianten gebe. "Ich werde mir jedenfalls keinen zweiten Booster geben lassen", sagte Gassen. Und führte dann weiter aus: "Selbst bei den gesunden älteren Menschen wäre ich mit der Viertimpfung zurückhaltend, insbesondere, wenn sie gerade schon eine Omikron-Infektion überstanden haben."

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Zugleich wies Lauterbach Kritik von Gassen an der umfangreichen Bestellung von Impfdosen durch die Bundesregierung zurück. Gassen hatte vorhergesagt, wegen überhöhter Schätzungen müssten am Ende Vakzine für bis zu 100 Millionen Euro weggeworfen werden.

Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Andreas Gassen.
Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Andreas Gassen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

"Offenbar weiß Herr Gassen schon, welcher Impfstoff im Herbst benötigt und bevorzugt wird", konterte Lauterbach ironisch. Tatsächlich sei das aber nicht bekannt. Deshalb habe die Regierung mehrere Impfstoffe parallel bestellt: Wir haben so eingekauft, dass wir auf jeden Fall den Impfstoff, der dann der beste sein wird, jedem anbieten können. Lauterbach plant bis zu 60 Millionen Impfungen in Herbst und Winter.

Zuvor hatte Gassen dem Gesundheitsminister eine falsche Impfstrategie vorgeworfen. Das Ziel der Bundesregierung von 50 bis 60 Millionen Impfungen sei unrealistisch, sagte Gassen der "Neuen Osnabrücker Zeitung. "Die KBV hat das mal kalkuliert: Bei einem zweiten Booster für alle ab 60, einem ersten Booster für alle Jüngeren und einem üppigen Kontingent für Ungeimpfte – ohne große Hoffnung, dass bisherige Impfskeptiker sich jetzt impfen lassen – kommen wir, großzügig gerechnet, auf rund 30 Millionen Impfungen." Das Ziel von 50 bis 60 Millionen Impfungen "ist unseres Erachtens unrealistisch". (AFP)

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