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Rauchen - ja, im Mief sitzen - nein. Meist wird bei offenem Fenster gequalmt. Aber dann zieht's drinnen.

© dpa

Gesetzesinitiative im Bundesrat: Rauchverbot in Autos mit Kindern ist nutzlose Verbotspolitik

Deutschland bekommt nicht mal ein Tabakwerbeverbot geregelt. Aber dem Einzelnen ins Auto regieren, das geht? Auch das sollte man verbieten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Wie oft sind Ihnen in jüngster Zeit im Straßenverkehr Autos aufgefallen, in denen geraucht wurde, während hinten drin Kinder saßen? Sie erinnern sich nicht? Geht mir genauso.

Dennoch wird dieser Kombination jetzt von Gesetzes wegen der Kampf angesagt. Am Freitag steht im Bundesrat eine Gesetzesinitiative auf dem Programm, die das Rauchen in Pkw verbieten will, wenn Kinder oder Schwangere an Bord sind.

Rauchfreie Umgebungen für Kinder und Ungeborene sind natürlich zweifelsohne wünschenswert. Aber sind sie nicht auch nahezu durchgängig üblich? Hat sich wirklich irgendwo noch nicht herumgesprochen, dass Nikotinqualm ausgesprochen gesundheitsschädlich ist? Wo also soll sich der entsprechende Nutzen dieser Gesetzgebungsanstrengung niederschlagen?

Wer so denkt und fragt, dem kommt das Gesetzesvorhaben, das auch von Berlin unterstützt wird, wie eine überflüssige Anstrengung vor. Fast ist man geneigt, die entsprechenden Mitwirkenden aufzurufen, sich dafür doch bitte in ihrer Freizeit zu engagieren.

Das Rauchverbot für Pkw ist – das gehört zur Wahrheit dazu – keine Erfindung aus Deutschland. Es gibt das bereits in mehreren Ländern, darunter Griechenland, Italien oder auch Österreich, und mancherorts sind Geldstrafen von bis zu 5000 Euro möglich. Das mag in den Ohren von Haushältern verlockend klingen. Aber das allein ist ja auch kein Grund für irgendwas.

Was ist mit Cabrios?

Nun muss man gar nicht erst die Frage bemühen, wer denn bei welchen Gelegenheiten dieses Verbot kontrollieren soll. Oder was mit Cabriofahrern ist. Oder was mit Schwangeren, die selbst rauchen. Oder ob Verkehrskontrolleure lernen müssen nachzuweisen, dass eine Frau schwanger ist und nicht nur eine Wampe hat. Das könnte alles höchst schwierig werden.

Man könnte auch ganz grundsätzlich finden, dass der Staat nur dort Verbote erlassen sollte, wo sie unvermeidbar sind. Und nicht auch schon dort, wo Anstand, Vernunft und Verantwortungsgefühl Anlass genug geben (sollten), sich auch ohne gesetzgeberischen Druck so zu verhalten, wie ein Gesetzgeber es sich wünschen würde.

Wer Kinder umfassend vor den Folgen des Passivrauchens schützen will, der kann sich ohnehin nicht mit Autos begnügen. Wie lange sitzt so ein Mensch schon mit einem Kind an Bord im Auto? Viel länger halten Menschen sich doch in Wohnungen und Häuser auf. Dann muss man da ran.

Tabakwerbung wird auch nicht verboten

Und wenn man schon dabei ist, kann man das Rauchen auch gleich ganz verbieten. Ist doch ohnehin für den Einzelnen ausschließlich schädlich – und für die Gemeinschaft ein enormer Kostenfaktor. Stattdessen bekommt Deutschland auf Druck der geneigten Lobby bis dato nicht mal ein Tabakwerbeverbot geregelt. Aber dem Einzelnen ins Auto regieren - das soll gehen?

Zum Schluss noch eine andere Frage: Wie oft haben Sie in jüngster Zeit Kinderwagen oder gar schwangere Frauen gesehen, die an mehrspurigen Straßen entlang unterwegs waren? Zu Hauptverkehrszeiten? Bei Stau und ohne Wind? So mitten im Auspufffeinstaubriesel also? Sollte man hier vielleicht auch mal mit einem Verbot ran?

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