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Mutter mit Kind.

© Getty Images/iStockphoto

Geschlechtergerechtigkeit: Lasst die Mütter nicht allein!

Im Home Office arbeiten Männer mehr für den Job, Frauen für die Kinder. Die Politik muss der traditionellen Rollenverteilung entgegenwirken. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hannes Soltau

Für viele Deutsche ist die Aussicht auf Home Office ein Heilsversprechen. 68 Prozent unterstützen laut einer Umfrage das Vorhaben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, ein Recht auf Heimarbeit festzuschreiben. Unter anderem, weil flexibles Arbeiten als wichtiger Faktor für eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf gilt.

Ein Wunschtraum, wie sich nun herausstellt. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass durch den heimischen Schreibtisch keine Entlastung von Berufstätigen stattfindet. Sondern schlicht mehr Arbeit. Und, dass diese zusätzliche Selbstausbeutung je nach Geschlecht verschiedene Auswirkungen hat. So investieren Mütter mehr Zeit in die Kinderbetreuung, Väter hingegen in ihren Job.

Home Office schafft also negative Anreize, die das ohnehin bestehende, eklatante Ungleichgewicht bei der Kinderbetreuung weiter verstärkt. Die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern wird gefestigt.

Das ist kein gutes Signal.  

Väter sind noch immer die Ernährer

Ausgerechnet in der Woche des Frauentags wirft das ein betrübliches Bild auf Geschlechtergerechtigkeit in diesem Land: Noch immer wird dem Vater tendenziell die Ernährerrolle in der Familie zugeschrieben, während der Mutter der häusliche Arbeitsbereich zukommt. Oft wird es Männern schwerer als Frauen gemacht, beim Arbeitgeber Zeit für familiäre Verpflichtungen durchzusetzen. Es braucht dringend Leitplanken und Anreize für Unternehmen sowie Väter, die diese überkommenen Leitbilder aufbrechen.

Einige Beispiele nennt die an der Studie beteiligte Forscherin Yvonne Lott: Die Zahl der Partner-Monate beim Elterngeld könnten erhöht werden. Männern sollte außerdem in Zukunft die Teilzeitarbeit schmackhafter gemacht werden. Zudem sollte das Ehegattensplitting, das offensichtlich eine ungleiche Verteilung zwischen Eltern fördert, abgeschafft werden. Solange aber vermeintlich progressive Vorschläge die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, in dem sie traditionelle Geschlechterrollen verstärken, kann nicht von einem Fortschritt gesprochen werden.

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