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Die Öffnung der Schulen ist umstritten. (Symbolfoto)

© dpa/Mascha Brichta

Geringes Corona-Risiko bei Kindern: Das steckt hinter der Mediziner-Forderung nach Schulöffnungen

Vier medizinische Fachgesellschaften haben gefordert, dass die Schulen wieder komplett öffnen. Ein Überblick über ihre Argumente - und die Reaktionen des Berliner Senats.

Es ist eine unmissverständliche Aufforderung an Bund und Länder: Vier medizinische Fachgesellschaften fordern, Kindergärten und Schulen trotz der Corona-Pandemie wieder vollständig zu öffnen.

„Zahlreiche Erkenntnisse sprechen gegen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Kinder“, heißt es in der 13-seitigen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, der Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin und des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte. Bei Kindern unter 10 Jahren sprächen die Daten auch für eine geringere Infektionsrate.

Bisher sind nur in Sachsen seit dieser Woche Grundschulen und Kitas wieder für alle geöffnet. In der Bundesregierung gelten die nach einer Bund/Länder-Konferenz im Kanzleramt sukzessive in allen 16 Bundesländern erfolgten Schul- und Kitaschließungen als eine der umstrittenste Maßnahmen.

[Aktuelle Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Die Entwicklungen speziell in Berlin an dieser Stelle.]

Experten warnen vor sozialen Folgen der Schulschließungen

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach der Sitzung am 13. März noch betont, in Regionen mit einem dynamischen Ausbruchsgeschehen sei die vorübergehende Schließung eine Option. Doch anschließend erklärten, trotz unter Virologen unterschiedlicher Einschätzungen, alle Bundesländer flächendeckende Schul- und Kitaschließungen.

Fachleute haben wiederholt die sozialen und psychischen Folgen der Schließungen betont, gerade in Haushalten, wo Kinder auf engstem Raum leben.

So hatte der Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, vor neuen Spaltungen gewarnt, Millionen Schüler könnten durch fehlende Unterstützung durch die Eltern beim Lernen abgehängt werden. Zudem gibt es viele Indizien für eine Zunahme von häuslicher Gewalt gegen Kinder in der Coronakrise.

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Bundesweit hat es in 59 Kreisen seit einer Woche keine Neuinfektionen mehr gegeben, insgesamt gibt es nur noch rund 10.000 aktive Coronavirus-Fälle.

Nur sehr wenige Kinder infiziert

Die medizinischen Fachgesellschaften betonen, der Anteil von Kindern bis 10 Jahre an allen positiv getesteten Patienten liege bislang bei ein bis zwei Prozent und erreiche maximal sechs Prozent bis zum Alter von 20 Jahren. Von rund 175.000 Infektionen in Deutschland seien bis 17. Mai 3295 Kinder unter 10 Jahren und 7524 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren gewesen.

Eine Wiederöffnung von Kitas, Kindergärten und Grundschulen sei für die Kinder ohne Kleinstgruppenbildung, Abstandswahrung und Maskentragen möglich. Entscheidender als die Gruppengröße sei die Frage „der nachhaltigen Konstanz der jeweiligen Gruppe und Vermeidung von Durchmischungen“. 

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Kinder könnten zudem in Grundregeln der Hygiene spielerisch unterwiesen werden. Dies hätte auch „ erhebliche positive Auswirkungen auf die Ausbreitung“ vieler anderer Erreger in solchen Einrichtungen.

Berlin bleibt beim Kurs der schrittweisen Öffnung

Die Senatsbildungsverwaltung in Berlin sieht aber keinen Anlass am Kurs der schrittweisen Schul- und Kitaöffnungen etwas zu ändern.

„So lange es der Infektionsschutz erfordert, halten wir an den entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln fest, zum Wohl der Kinder und Jugendlichen und des pädagogischen Personals“, sagte ein Sprecher von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). In Berlin sind inzwischen mehrere Jahrgangsstufen für einen, wenn auch eingeschränkten Präsenzunterricht an die Schulen zurückgekehrt.

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In Kitas findet für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen eine Notbetreuung statt, seit vergangener Woche können auch Vorschulkinder und ihre Geschwister wieder halbtags in die Kitas, eine stufenweise Ausweitung auf weitere Jahrgänge ist vorgesehen.

Der als „R-Wert“ bezeichnete Reproduktionsfaktor ist in Berlin binnen einer Woche von 0,79 auf 1,07 angestiegen. Damit droht ein Umspringen einer der drei im Frühwarnsystem des Senats angelegten Ampeln auf Gelb. Dies tritt ein, wenn der Wert drei Tage in Folge über 1,1 liegt.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) sprach Dienstag von einer „fragilen Situation“. Gleichzeitig kündigte er für „Ende Mai/Anfang Juni“ weitere Lockerungen an. Davon könnten Fitnessstudios und Freiluftkinos profitieren. Auch die Aufhebung sämtlicher Beschränkungen der Versammlungsfreiheit dürfte dann erfolgen, erklärte Geisel.

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