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HSV Fans brennen am 24. Spieltag bei der Begegnung Werder Bremen - Hamburger SV im Bremer Weserstadion Pyrotechnik ab.

© picture alliance / Carmen Jasper / dpa

Gerichtsurteil zu Krawall-Kosten: Klassisches Eigentor der Fußball-Liga

Wer Spiele mit hoher Krawall-Wahrscheinlichkeit veranstaltet, sollte für die Sicherheit zahlen. Dem Steuerzahler sind sie nicht aufzubürden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jost Müller-Neuhof

Sie gehören einfach dazu, diese hochgerüsteten Frauen und Männer. Sie eskortieren Fans ins Stadion. Sie fangen sie ein, wenn sie dort Unsinn machen. Sie lesen sie von der Straße auf, auf der sie nach dem Match besoffen liegen. Die Polizei macht es möglich, dass rund 13 Millionen Menschen pro Saison die Bundesliga live erleben dürfen, ohne dass ihnen der vergleichsweise kleine Teil notorischer Krawallmacher das Spiel verdirbt. Dankbar sein dürfen aber auch die Vereine samt ihres gemeinsamen Veranstalters Deutsche Fußball Liga (DFL). Sie ziehen aus dem Einsatz den größten Profit. Ihr Geschäft wird damit vom Steuerzahler mitfinanziert – auch von solchen, für die Fußball alles andere ist als ihr Leben.

Zu sehr an Kloppe, Scherben und Bengalos gewöhnt

Insofern darf es verwundern, dass sich die DFL mit ihrem Präsidenten Reinhard Rauball beharrlich einem Bremer Gebührenbescheid widersetzt, der das Unternehmen für die Kosten von Zusatzkräften bei gewaltträchtigen Risikopartien in Anspruch nimmt. Der Steuerzahler löhnt für die Sicherheit in und um die Stadien – aber warum soll er ein Sonderopfer für die Umtriebe von Randale-Fans erbringen? Das Bundesverwaltungsgericht hat die Bremer Linie jetzt per Grundsatzurteil bestätigt und zugleich fortgeschrieben. Ein klassisches Eigentor der DFL. Nun gibt es auch für andere Länder eine stabile Grundlage, das Geld einzufordern.

Die Kosten aufzuteilen, war eine fortschrittliche Idee; gerade am Widerstand gegen sie erwies sich, dass sich alle an Kloppe, Scherben und Bengalos etwas zu sehr gewöhnt hatten. Gewalt gehört nicht zur Folklore. Leider ist sie beim Fußball dennoch manchmal programmiert.

Eben weil diese Verbindung so unauflösbar erscheint, hätte sich die DFL besser gefügt. Denn manchmal liegt die Frage nahe, warum Spiele überhaupt stattfinden, wenn recht sicher zu prognostizieren ist, dass sie außerhalb des Stadions im Chaos enden. Und um das liebe Geld kann es nicht gegangen sein. Denn mit einigen hunderttausend Euro für ein Spiel wird lediglich eine Summe fällig, die Gutverdiener der Liga in einem Monat mit nach Hause nehmen.

Wenn manche Landespolitiker jetzt generös davon sprechen, die Kosten weiterhin zu übernehmen, sollten sie sich das gut überlegen. Für jeden Krawall mit Ansage die Kosten auf die Bürger abzuwälzen, strapaziert vielleicht nicht die öffentlichen Kassen über alle Maße. Aber es schürt Unverständnis und markiert augenfällig ein Gerechtigkeits- und Verteilungsproblem. Profifußball ist zu sehr zum Geschäft geworden, als dass er weiter zur Gemeinschaftsaufgabe verklärt werden könnte. Dafür hat die Liga selbst gesorgt.   

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