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Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stellt im Willy-Brandt-Haus in Berlin die Biographie "Helmut Schmidt. Die späten Jahre" von Thomas Karlauf vor.

© dpa

Gerhard Schröder stellt Buch über Helmut Schmidt vor: Von Ruhm und Nachruhm eines Altkanzlers

Altkanzler Gerhard Schröder ist 1963 in die SPD eingetreten. Ein ausschlaggebender Grund sei sein Vorgänger Helmut Schmidt gewesen, sagt er.

Elder Statesmen werden verehrt; je älter sie werden, desto mehr, das ist beinahe ein Naturgesetz. Dennoch hat Helmut Schmidt die erstaunlichste Alterskarriere erlebt. Konrad Adenauer und Willy Brandt waren Monumente bereits, als sie noch im Amt waren. Helmut Schmidt aber verließ 1982 den Bonner Kanzlerbungalow als ein nicht nur vom politischen Gegner Geschlagener, sondern, schlimmer noch, als von den eigenen Gefolgsleuten Verlassener, ja Verfemter.

Der immerhin 33 Jahre messenden Alterskarriere Schmidts hin zum beliebtesten Deutschen hat der langjähriger Lektor seiner Bücher, Thomas Karlauf, nun ein eigenes Buch gewidmet, „Helmut Schmidt. Die späten Jahre“ (Siedler Verlag, 26,99 €), und kein Geringerer – und Geeigneterer – als Altbundeskanzler Gerhard Schröder stellte es gestern im Willy-Brandt-Haus vor. „Meine Resozialisierung in der SPD schreitet unabwendbar voran“, hob Schröder ironisch an, der weiß, wie sich das Verlassensein seitens der eigenen Partei anfühlt.

Sodann war Schröder – graue Haare dürfen mittlerweile den vollen Schopf durchziehen – eifrig bemüht, Verständnis für, ja Nähe zum überlebensgroßen Helmut Schmidt zu beteuern und gehabte Differenzen herunterzuspielen. Wen auch in gewundener Form. Zum Nachrüstungsbeschluss, der Schmidts letzte Jahre im Amt geradezu verdüsterte, gab Schröder mit Blick auf das gleichzeitige „weitreichende Verhandlungsangebot“ zu, „dass Schmidts Position wohl doch nicht falsch war“. So spricht einer, der dermaleinst für seine eigene Prinzipienfestigkeit gerühmt werden will, und sei es die gegen den verehrten Schmidt.

Die besaß Schmidt zweifellos; er konnte, so Karlauf, Minderheitsmeinungen vertreten: „Wenn ein anderer sie geäußert hätte, hätte man den in der Luft zerrissen.“ Von besonderem Interesse ist Schmidts letztes Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin im Dezember 2013. Da kam das Wertgefüge Schmidts zum Ausdruck, als er, der ehemalige Wehrmachtsoffizier im Russlandfeldzug, sagte, „dass es zwischen Russen und Deutschen keinen Hass gebe, zähle für ihn zu den schönsten Erfahrungen am Ende seines Lebens“.

Von vergleichbarem Erfahrungshintergrund kann Schröder nicht zehren. Auf die Beurteilung Angela Merkels als Kanzlerin angesprochen, äußerte Schröder erheitert, „der Politikstil von Helmut Schmidt war wohl doch weit zupackender“. Das ist, jenseits aller auch nachträglich nicht mehr zu glättenden inhaltlichen Differenzen, diejenige Übereinstimmung mit dem Altkanzler, die Schröder für sich in Anspruch nimmt.

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