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Politik: Gentechnik-Debatte: Import ja, Produktion nein

Der Nationale Ethikrat ist für den Import von embryonalen Stammzellen - und die Enquete-Kommission des deutschen Bundestages dagegen. Ein deutliches Zeichen, wie gespalten Forscher wie Politiker in dieser Frage sind.

Der Nationale Ethikrat ist für den Import von embryonalen Stammzellen - und die Enquete-Kommission des deutschen Bundestages dagegen. Ein deutliches Zeichen, wie gespalten Forscher wie Politiker in dieser Frage sind. Ein weiteres Fass hat zudem der Theologe und SPD-Politiker Richard Schröder aufgemacht. Als Mitglied des Ethikrates vertritt er die Ansicht, wenn Importe erlaubt werden, dann solle man konsequent sein und die Produktion von embryonalen Stammzellen auch in Deutschland freigeben. "Wer A sagt, muss auch B sagen", findet Schröder. Dazu dürfte es aber voraussichtlich nicht kommen, denn dann verlören Gegner und Befürworter jede gemeinsame Basis.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Die Vorsitzende der Enquete-Kommission, Margot von Renesse, die sich in einem Minderheitenvotum für die Tolerierung des Importes unter strengen Voraussetzungen ausgesprochen hatte, weist die Argumentation Schröders als widersinnig zurück. "Wir gehen jeden Schritt in Freiheit", sagt sie. Renesse erkennt eine "Annäherung" zwischen ihrer Haltung und der des Ethikrates, da die Forschung an embryonalen Stammzellen nur unter strengen Einschränkungen und unter Aufsicht eines neutralen Kontrollgremiums befürwortet wird. Die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) hingegen sieht einen "Riesenunterschied" zum Beschluss der Enquete-Kommission. Sie hätte nicht erwartet, dass sich der Ethikrat "aktiv positiv" zum Import bekennen würde. Fischers Unwille ist deutlich zu spüren. Forderungen, embryonale Stammzellen in Deutschland zu produzieren, sind für sie "eine Provokation". Wer das wolle, laufe Gefahr, dass man "gar nicht mehr miteinander reden" könne. Grafik: Stammzellengewinnung Weil daran aber offenkundig keiner Interesse hat, hält sich beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) auch mit einem Urteil zurück. Obwohl die DFG in einem Drei-Stufen-Plan diese im Mai noch gefordert hatte, heißt es jetzt in Bonn, nach den neuesten Erkenntnissen würden die weltweit vorhandenen Stammzelllinien ausreichen - man brauche keine eigene Produktion in Deutschland. Langfristig ist dieses Thema damit aber nicht beendet. Katherina Reiche (CDU), die das Votum des Ethikrates "ausdrücklich begrüßt", wäre für die Produktion. "Aber", sagt sie wissend um die Brisanz der Frage, "das steht derzeit nicht auf der Agenda".

Die Parlamentarier werden am 30. Januar über den Stammzellenimport entscheiden. Lebensschutz contra Forschungsfreiheit oder Lebensschutz durch praktizierte Vorschungsfreiheit, das sind die Pole in der Auseinandersetzung. Es gibt Spekulationen über den Ausgang. Danach wird der Import wahrscheinlich nicht gesetzlich verboten. Denn auch die Kritiker wissen: Ein Verbot hätte vermutlich wenig Bestand vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe.

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