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Jugendliche in Hannover. Das Vertrauen der Jüngeren in die Politik hat in der Pandemie massiv gelitten.

© Moritz Frankenberg/dpa

Generation Corona: Der Frust der jungen Menschen muss jeden Politiker alarmieren

84 Prozent der unter 26-Jährigen fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Die Politikverdrossenheit ist mit Corona gefährlich gewachsen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Da wächst ein Problem heran, und mit jedem Monat Corona wird die Gesellschaft mehr davon erfasst. Man kann auch sagen: infiziert. Und zwar mit dem Virus der Angst vor der Zukunft – vor allem bei den jungen Menschen. Was das absolut Beunruhigende daran ist.

Befragt wurden 1500 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Von denen haben bereits 70 Prozent große Angst beim Gedanken an ihre Zeit in 50 Jahren. Das mag noch weit hin erscheinen, doch die repräsentative Umfrage der „Generationen Stiftung“ wurde anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl vorgenommen, und die könnten die Jungen schon nutzen, ihre Unzufriedenheit zu dokumentieren. Dann wird die Stimmabgabe, oder eben Nicht-Abgabe, zum Denkzettel.

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Unabhängig davon, dass das ein schleichender Prozess in der vergangenen Legislaturperiode war, will sagen: in den zurückliegenden vier Jahren, hat das Corona-Jahr den Unwillen beschleunigt.  Die Umfrage besagt nämlich, dass das Vertrauen über die Jahre hinweg gelitten hat; so sehr, dass erschreckende knapp 84 Prozent erklären, die derzeitige Regierung ignoriere die Interessen junger Menschen trotz vieler zwischenzeitlicher Proteste. Um es mal so zu fassen: Fridays for Future waren auch nur schwarze Tage.

Was in Summe gefährlich werden kann für den Blick auf die Leistungsfähigkeit der Demokratie. Mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen, fast 55 Prozent, sieht sich schon von keiner der zur Wahl stehenden Parteien mehr vertreten.

Schutzmaßnahmen werden mehrheitlich als bloße Einschränkungen empfunden

Zumal damit ein durch Studien dokumentiertes, weit verbreitetes Gefühl der Vereinsamung der Jungen einhergeht. Keiner da, der mich versteht?

Hier liegt logischerweise der Schluss nahe, dass die heranwachsende Generation von den Schüler:innen bis zu den Studierenden sich jetzt schon als politisch vernachlässigt ansieht. Eher Firmen als Menschen – so sind die Bemühungen angekommen. Die Bedürfnisse würden gering geschätzt, dieses Gefühl hat sich verbreitet.

Da geht es einmal die Psyche, aber daneben auch um die Ausstattung mit Lernmitteln, beides zusammen wichtig für ein Fortkommen im allerbesten Sinn: hinein ins selbstbestimmte Leben. Schutzmaßnahmen werden mehrheitlich als bloße Einschränkungen empfunden.

Und die politischen Parteien tun selbst jetzt, in der Wahlkampfzeit, wenig bis nichts, ihr Tun und dessen Zukunftsausrichtung besser zu erklären. Wo das doch mindestens opportun wäre, damit die zukünftig Handelnden erkennen lassen, dass sie das Problem schon vor der Wahl erkannt haben. Denn auch der Jugend gehört die Zukunft.

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