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Ein Mann testet sich selbst auf das Coronavirus.

© dpa/Matthias Balk

Geimpft, getestet und trotzdem infiziert: Wie verlässlich sind Corona-Schnelltests?

Die Nachfrage nach Antigen-Schnelltests ist wieder stark gestiegen. Doch Virologen warnen vor einem falschen Gefühl der Sicherheit, vor allem bei Geimpften.

Sie hatten sich sicher gefühlt, waren geimpft und getestet. Die Antigen-Schnelltests aus dem Handel waren alle negativ. Doch kurz nach einem privaten Treffen mit Freunden kam die böse Überraschung: Zehn der 20 Anwesenden hatten sich mit dem Coronavirus infiziert.

So schilderte ein Twitter-Nutzer seine Erfahrung. Die Symptome seien unterschiedlich ausgefallen – von hohem Fieber über Geschmacks- und Geruchsverlust bis zu Erkältungssymptomen oder gar keinen.

Für den Virologe Christian Drosten ist das kein Einzelfall, sondern ein Hinweis darauf, dass Corona-Schnelltests nur begrenzt aussagekräftig sind. Er teilte den Tweet des Betroffenen und äußerte Zweifel an der 3G-Regel, die Geimpften, Genesenen und Getesteten Zugang zu Einrichtungen oder Veranstaltungen gewährt. „Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug. Daher meine Zweifel an 3G“, schrieb er auf Twitter.

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Der Bundesrat hatte am Freitag für das von SPD, Grünen und FDP vorgelegte Infektionsschutzgesetz gestimmt. Das bedeutet 3G am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen. Zudem dürfen Geimpfte und Genesene nach den Beschlüssen des Bundes mit den Ländern unter bestimmten Umständen, die sich an der Belastung der Kliniken orientieren, nur mit einem negativen Testergebnis in bestimmte Veranstaltungen oder Einrichtungen (2G plus).

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Auch im privaten Umfeld werden die Antigen-Schnelltests wieder stärker genutzt, um sich und andere vermeintlich vor Infektionen zu schützen. In Drogerien waren die Test zeitweise vergriffen.

„Seit September verzeichnen wir einen kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage nach Corona-Selbsttests“, teilte die Drogeriekette Rossmann der dpa mit. „Die Verfügbarkeit ist grundsätzlich gesichert, es kann jedoch aufgrund der derzeit hohen Nachfrage punktuell zu kurzfristigen Engpässen kommen.“

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Auch beim Konkurrenten DM, erklärte ein Sprecher, könne es dazu kommen, dass Selbsttests zeitweise ausverkauft sind. Die Märkte würden aber regelmäßig mit neuer Ware beliefert.

Tests unterscheiden sich sehr stark in der Qualität

Doch wie verlässlich sind die Schnelltests aus dem Handel? Das Paul-Ehrlich-Institut hat insgesamt 122 COVID-19-Antigen-Schnelltests auf ihre Sensitivität untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Tests sehr stark in der Qualität unterscheiden: „96 Antigen-Schnelltests erfüllten die geforderten Kriterien, teilweise mit sehr guten Ergebnissen, 26 Tests boten nicht die geforderte Sensitivität.“

Als minimal akzeptierte Sensitivität gelte ein Wert von 75 Prozent, heißt es in der Studie. Diese Empfindlichkeit beschreibt die Fähigkeit des Tests, das Virus in der Probe korrekt nachzuweisen.

Problematisch sei dabei, dass Hersteller ihre Tests bisher selbst zertifizieren können, heißt es in der Studie. Erst ab Mai 2022 soll sich das ändern. Dann müssen die Tests von einem unabhängigen Institut untersucht werden, bevor sie auf den Markt kommen.

Wie sinnvoll sind Schnelltests bei Geimpften?

Der Virologe Christian Drosten, der ebenfalls an der Studie mitgearbeitet hat, weist außerdem darauf hin, dass die Empfindlichkeit der Schnelltests bei Geimpften schlechter zu sein scheint als bei Ungeimpften.

„Es sieht nach meiner vorläufigen Einschätzung so aus, als ob Infektionen bei Geimpften gerade in den ersten Tagen der Infektion nicht so gut durch den Antigen-Schnelltest nachzuweisen sind. Leider ist die Studienlage dazu aber noch nicht ausreichend“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

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Der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, sagte der „Bild“-Zeitung, gerade bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten sei der PCR-Test dem Antigen-Schnelltest deutlich überlegen. „Hier stellt die deutlich geringere Sensitivität eines Antigen-Schnelltestes ein Problem dar.“

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Der Virologe an der Universität Hamburg, Jonas Schmidt-Chanasit, rät deshalb vor allem beim Kontakt mit vulnerablen Gruppen zu mehr Vorsicht. „In kritischen Bereichen wie Altenheimen oder Kliniken sollte man auf zuverlässigere PCR-Pooltests setzen.“ Dabei werden Proben mehrerer Personen gleichzeitig geprüft und nur bei einem positiven Ergebnis noch einmal einzeln untersucht.

Welche Vorteile haben die Schnelltests?

Trotzdem können Schnelltests dabei helfen, das Infektionsgeschehen besser zu erfassen. Das Robert-Koch-Instituts (RKI) hatte frühzeitig darauf hingewiesen, dass die Abschaffung der kostenlosen Schnelltests „zu einer Erhöhung der Untererfassung“ in bestimmten Altersgruppen führen könnte. Tatsächlich konnte sich die vierte Corona-Welle weitgehend unbemerkt und schnell aufbauen, weil die Dunkelziffer an Infektionen so hoch war.

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Virologe Drosten hält die Anwendung von Schnelltests außerdem bei Geimpften mit Symptomen für sinnvoll, sagte er der „Bild“-Zeitung. Auch die Studie des Paul-Ehrlich-Instituts sieht gewisse Vorteile in den Schnelltests: „Bei entsprechender Güte erlauben Antigen-Schnelltests eine zeitnahe Identifizierung akut infizierter und potenziell infektiöser Personen und ermöglichen unmittelbare Maßnahmen, um die Virusausbreitung einzudämmen.“ Außerdem könnten so wertvolle Ressourcen bei den Labortests gespart werden.

Trügerisches Gefühl der Sicherheit

Trotzdem warnen Virologen vor einem Gefühl der falschen Sicherheit durch Antigen-Tests. So könne es auch bei Veranstaltungen, bei denen „2G Plus“ gilt, also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene plus Schnelltest, zu Ansteckungen kommen, schrieb der Virologe Alexander Kekulé bei „Focus Online“.

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Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält die 2G-Regeln mit Beschränkungen für Ungeimpfte für nicht ausreichend, um die vierte Welle zu brechen. „Wir haben eine Lage, die alles übertreffen wird, was wir bisher hatten“. Die Fallzahlen würden sich momentan alle zwölf Tage verdoppeln. Dies gelte auch für die Belegung der Intensivbetten.

Der exponentielle Anstieg müsse schnell gestoppt werden, forderte die Kanzlerin. Virologe Drosten empfiehlt dafür „Impflücken schließen, boostern und bis dahin Kontakte reduzieren.“

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