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Iwan Safronow (2.v.l) soll für die Nato Informationen gesammelt haben.

© Sofia Sandurskaya, dpa

Geheimnisse über Waffen und Auslandseinsätze: Rätsel um angeblichen Nato-Spion in Russland

Ein Militärkorrespondent wurde wegen Hochverrats festgenommen. Seine Kollegen glauben nicht an die Vorwürfe.

Ein mysteriöser Fall von Spionage bewegt seit Tagen die russische Öffentlichkeit – vor allem die Journalisten. Ein früherer Kollege, Iwan Safronow, war am Dienstag von Mitarbeitern des Geheimdienstes FSB unter Spionageverdacht verhaftet worden. Er soll dem tschechischen Geheimdienst Materialien über russische Waffenlieferungen nach Afrika und den Einsatz russischer Militärs in Afrika und in Nahost zugespielt haben. Am Ende habe die CIA die Informationen erhalten. Safronow streitet das ab.

Er berichtete viele Jahre für die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ über den militärisch-industriellen Komplex. Seit Kurzem ist er Medienberater für den Chef der Weltraumagentur Roskosmos, Dmitri Rogosin. Der wiederum war zuvor in der Regierung als Vizepremier für Rüstung zuständig. Safronow ist in der Vergangenheit wegen seiner Recherchen in sensiblen Sicherheitsbereichen viele Male vom Geheimdienst überprüft worden. Zuletzt geschah dies im Mai, als er seine Arbeit bei Roskosmos aufnahm. Warum war da nie etwas gefunden worden? Warum erfolgte gerade jetzt der Zugriff? Die Antwort lässt der FSB bisher offen.

Ein Fall von Einschüchterung?

Kollegen Safronows glauben die Spionagegeschichte nicht und solidarisieren sich. Einige vermuten, der Geheimdienst habe Safronow „Beweismittel“ untergeschoben, um eine ganze Berufsgruppe einzuschüchtern. So wie im Fall von Iwan Golunow vor einem Jahr. Der Investigativreporter der kremlkritischen „Nowaja Gaseta“ war Opfer einer Intrige hoher Geheimdienstler geworden. Auf Druck der Öffentlichkeit musste sich Präsident Wladimir Putin damals persönlich einschalten. Die Intriganten verloren ihre Posten. Danach sieht es diesmal bislang nicht aus. Im Fall Safronow erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow seinen Chef für nicht zuständig. Der Leiter des Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, warnte am Freitag mit Blick auf die Solidarisierung und die Proteste von Journalisten, er rate „niemandem, Druck auf die Ermittlungen auszuüben“. Naryschkin ist ein enger Vertrauter Putins aus Petersburger Zeiten.

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