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Unter Staatschefs: Königin Elizabeth II. und US-Präsident Donald Trump bei der Gedenkfeier zum D-Day in Portsmouth.

© Chris Jackson/Pool via Reuters

Gedenkfeier zum D-Day: Staats- und Regierungschefs danken Veteranen für die Invasion

Am Vortag des „D-Day“ gedenken 16 Staats- und Regierungschefs der Invasion in der Normandie vor 75 Jahren. Im Mittelpunkt stehen aber 300 Veteranen.

Auf der gewaltigen Bühne am Southsea-Strand, südlich der englischen Hafenstadt Portsmouth, hatte John Jenkins, 99, mit klarer Stimme über die Ereignisse vor 75 Jahren gesprochen, als die größte Flotte der Weltgeschichte zur Rückeroberung des europäischen Kontinents ansetzte. Jene Operation Overlord am 6. Juni 1944, dem „längsten Tag“, sei „ein großer Teil seines Lebens“ gewesen, sagte Jenkins.

Als Antwort erhob sich in der Mitte der mit politischer Prominenz vollbesetzten Tribüne die 93-jährige Königin Großbritanniens. Mit Demut und Freude, so Elizabeth II., sage sie „im Namen des Landes, ja im Namen der gesamten freien Welt: Danke.“

Die Gedenkfeier am Vortag der Invasion in der Normandie stellte gleichzeitig Höhe- und Endpunkt des Staatsbesuchs von Donald Trump auf der Insel dar. Mit den Staats- und Regierungschefs von 14 anderen Nationen gedachten der US-Präsident und seine Gastgeberin Theresa May der anglo-amerikanischen Waffenbruderschaft im zweiten Weltkrieg.

Gedenkfeier ohne Putin, aber mit Merkel

Von den damals gegen Nazi-Deutschland verbündeten oder von Hitlers Armeen besetzten Ländern fehlte Russlands Präsident Wladimir Putin wegen der illegalen Besetzung der Krim. Ausdrücklich begrüßt wurde hingegen Kanzlerin Angela Merkel als Vertreterin des damaligen Feindes. „Unsere Nationen sind längst versöhnt und stehen Seite an Seite beim Streben nach Weltfrieden“, betonte die offizielle Sprecherin Celia Imrie.

Das 90-minütige Multimedia-Event enthielt Testimonials von damals Beteiligten, Lesungen von Zeitdokumenten und Musik aus den 1940er Jahren; zum Weltkriegs-Schlager „We’ll meet again“ schunkelten die Beweglicheren der rund 300 versammelten Veteranen, die meisten von ihnen hoch in den Neunzigern. Trump verlas ein berühmtes Gebet seines Amtsvorgängers Franklin Roosevelt, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trug den Abschiedsbrief des 1943 im Alter von 16 Jahren hingerichteten Widerstandskämpfers Henri Fertet an seine Eltern vor.

Zwei Szenen aus dem preisgekrönten Theaterstück „Pressure“ verdeutlichten den enormen Druck, unter dem die kommandierenden Generäle, angeführt von Dwight D. Eisenhower, und ihre Meteorologen standen. Nach dem ungewöhnlich heißen Mai war Anfang Juni 1944 das Wetter in England umgeschlagen, plötzlich tobten im zuvor spiegelglatten Kanal gewaltige Atlantikstürme. Der britische Chefmeteorologe James Stagg, dargestellt von David Haig, bewegte den Generalstab zur Verschiebung der Invasion um 24 Stunden, was Dutzende der kleinen Landungsboote vor dem Kentern und das Unternehmen insgesamt vor dem beinahe sicheren Scheitern bewahrte.

Veteranen wollen mit dem Fallschirm abspringen

Die Gedenkveranstaltung endete mit dem Vorbeiflug historischer und aktueller Flugzeuge der Royal Air Force, darunter ein Spitfire-Kampfflugzeug sowie die berühmte Fliegerstaffel Red Arrows. Am Nachmittag wollten die Veteranen Harry Read, 95, und John Hutton, 94, gemeinsam mit französischen Kameraden und heutigen Fallschirmspringern über der Normandie abspringen. Dort gehen die Gedenkfeiern am Donnerstag, dem eigentlichen Jahrestag der Landungen, unter Macrons Ägide weiter.

Soldaten einer amerikanischen Landeeinheit helfen ihren Kameraden während der Landung der alliierten Truppen an Land. (Archivbild 06.06.1944)
Soldaten einer amerikanischen Landeeinheit helfen ihren Kameraden während der Landung der alliierten Truppen an Land. (Archivbild 06.06.1944)

© Louis Weintraub/Pool International News Photo/AP/dpa

Die demnächst aus dem Amt scheidende Premierministerin nutzte die Gedenkveranstaltung, um ihren schwierigen amerikanischen Gast erneut auf intensivere internationale Zusammenarbeit festzulegen. Eine gemeinsame Erklärung der 16 versammelten Staats- und Regierungschefs verpflichtet ihre Länder „zur Suche nach friedlichen Konfliktlösungen“.

Mays Gastgeschenk an Trump in ihrem Amtssitz an der Downing Street war eine Kopie der Atlantik-Charta, einem der Gründungsdokumente der UN. Beim Staatsbankett am Montagabend hatte Königin Elizabeth II. von der Bedeutung jener internationalen Institutionen zum Schutz des Friedens gesprochen, bei deren Entstehung die beiden Alliierten eine entscheidende Rolle gespielt hatten.

Trump reiste am Mittwoch auf die grüne Nachbarinsel Irland weiter. Nach einem Treffen mit dem irischen Premier Leo Varadkar erholt sich der 72-Jährige auf seinem Golfkomplex im westirischen Bezirk Clare.

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