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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) am Donnerstag im Bundestag bei der Gedenkfeier für Helmut Kohl.

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Update

Gedenkfeier im Bundestag: Lammert erinnert an „außergewöhnlich sture Persönlichkeit“ Kohls

Bundestagspräsident Lammert wies während der Gedenkfeier für Helmut Kohl auch auf Schwächen des ehemaligen Bundeskanzlers hin.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat in einer Gedenkfeier des Bundestags für Helmut Kohl auch an die Niederlagen und Schwächen des Altkanzlers erinnert. „Kohls Weg säumten nicht zuletzt Verletzungen - die er selbst erlitt und die er anderen zufügte“, sagte Lammert zu Beginn der Parlamentssitzung am Donnerstag in Berlin.

Er erinnerte auch an Kohls Spendenaffäre 1999: „Manche Fehler räumte Kohl selbst ein. Dass sein Abschied nach dem Verlust der Regierungsverantwortung auch aus der aktiven Politik so wurde, wie es in der Formulierung seines Biografen Hans-Peter Schwarz die Umstände der „kreativen Verschleierung von Parteispenden“ am Ende erzwangen, hängt wieder mit der außergewöhnlichen, bisweilen auch außergewöhnlich sturen Persönlichkeit Kohls zusammen.“

Der Altkanzler war mit 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorben. Im Dezember 1999 sorgte Angela Merkel als CDU-Generalsekretärin mit einer öffentlichen Distanzierung in Kohls Spendenaffäre wesentlich für seinen Sturz.

Aber Lammert hob vor allem die historischen Verdienste Kohls für die deutsche Einheit und ein friedliches Europa hervor. Der am Freitag nach langer Krankheit gestorbene Pfälzer sei „ein Glücksfall für Deutschland und für Europa“ gewesen.

An der Würdigung Kohls im Parlament nahmen neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und zahlreichen Mitgliedern ihres schwarz-roten Kabinetts auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie dessen Amtsvorgänger Joachim Gauck und Horst Köhler teil. Am Ende erhoben sich die Abgeordneten aller Fraktionen zu einer Schweigeminute. Kein Bundeskanzler war bisher länger im Amt als Kohl, der Deutschland von 1982 bis 1998 regierte.

Der einzige nationale Gedenkakt

Die Gedenkstunde des Bundestages wird voraussichtlich der einzige nationale Gedenkakt für den im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim gestorbenen Altkanzler sein. Am 1. Juli wird es für ihn im Europaparlament in Straßburg den ersten europäischen Trauerakt für einen Politiker geben. Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angeregte Feier soll Zeichen für die besonderen Verdienste Kohls um die Einheit Europas sein. Die Gestaltung der Gedenkfeiern für Kohl ist auch wegen der Wünsche von Kohls zweiter Ehefrau Maike Kohl-Richter nicht einfach.

Lammert sagte über Kohl: „Wir verdanken es wesentlich ihm, dass sie heute Realität ist, die friedliche Einheit unseres Landes in einem freien und befriedeten Europa.“ Die große Anteilnahme in den Nachbarstaaten und weltweit unterstrichen die herausragende Leistung Kohls als Ehrenbürger Europas. Art und Ort der Würdigung einer solch herausragenden politischen Lebensleistung in und für Deutschland seien aber „bei allem Respekt nicht nur eine Familienangelegenheit“. Der Bundestag sei dafür der bestmögliche Ort.

Die Persönlichkeit Kohls lasse fast niemanden gleichgültig, erinnerte Lammert. „Legendär sind seine integrierende Kraft wie seine polarisierende Wirkung - im Übrigen zwischen den Parteien ebenso wie innerhalb der Union.“ In politischen wie privaten Dingen sei Kohls Gedächtnis phänomenal gewesen. (dpa)

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