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Immer noch unbegreiflich: Reste des WTC im Schutt und Rauch nach den Anschlägen.

© Alexandre FUCHS / AFP

Gedenken an 9/11 in schwierigen Zeiten: USA begehen 20. Jahrestag der Terroranschläge

In New York werden die Namen der fast 3000 Anschlagsopfer verlesen. Präsident Joe Biden wird im Verlauf des Tages alle Anschlagorte von 9/11 besuchen.

Die Wunden sind noch nicht verheilt. 20 Jahre liegen die Terroranschläge vom 11. September 2001 zurück, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden wurde vor zehn Jahren von US-Elitesoldaten erschossen, und wo einst das World Trade Center stand, ragt jetzt mit dem One World Trade Center ein neuer glitzernder Wolkenkratzer in die Höhe.

Doch für viele Opferangehörige ist der Schmerz noch präsent: "Es fühlt sich an, als wäre es gerade erst passiert", sagt Monica Iken-Murphy, die ihren Ehemann bei den Anschlägen verlor.

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Am Samstag begehen die USA den 20. Jahrestag der Terroranschläge von 9/11, bei denen fast 3000 Menschen getötet wurden. In New York werden am früheren Standort des World Trade Centers bei einer Zeremonie die Namen der fast 3000 Anschlagsopfer verlesen (ab 08.30 Uhr; 14.30 Uhr MESZ). Präsident Joe Biden wird im Verlauf des Tages alle Anschlagorte von 9/11 besuchen.

Und während das Gedenken an die Opfer für gewöhnlich ein Moment der Einkehr und des nationalen Zusammenhalts ist, fällt der Jahrestag in eine sehr schwierige Zeit.

Die USA haben gerade mit einem chaotischen Truppenabzug ihren Militäreinsatz in Afghanistan beendet, den sie nach den Anschlägen von 2001 begonnen hatten. Präsident Joe Biden wollte das Ende des längsten Krieges der US-Geschichte zum Jahrestag von 9/11 als Erfolg präsentieren. Doch die rasante Machtübernahme der radikalislamischen Taliban, die Al-Kaida einst Unterschlupf gewährt hatten, wurde für die Weltmacht zu einer Demütigung, die mit dem Tod von 13 US-Soldaten bei einem Anschlag in Kabul noch verheerender wurde.

Das Afghanistan-Debakel hat dem Präsidenten schwer zugesetzt, auch innenpolitisch knirscht es zunehmend - ganz abgesehen davon, dass die Coronakrise sich wieder deutlich verschärft hat. Am Samstag wird Biden versuchen, sich als Vater der Nation zu präsentieren, der das politisch zerstrittene Land in der schmerzhaften Erinnerung zusammenhält.

Charlie Eckert and Jorge Bittencourt von der Broward Fire Rescue Honor Guard tragen die amerikanische Flagge bei einer Gedenkveranstaltung.
Charlie Eckert and Jorge Bittencourt von der Broward Fire Rescue Honor Guard tragen die amerikanische Flagge bei einer Gedenkveranstaltung.

© Joe Raedle/Getty Images/AFP

Er reist mit seiner Ehefrau Jill zunächst nach New York, wo am Morgen bei einer Zeremonie am früheren Standort des World Trade Center die Namen aller Anschlagsopfer verlesen werden. In der Millionenstadt, in der die Al-Kaida-Angreifer zwei entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme gesteuert hatten, gab es am 11. September 2001 die mit Abstand meisten Todesopfer - 2753.

Anschließend besucht der Präsident im Bundesstaat Pennsylvania den Absturzort einer von den Islamisten entführten Maschine, die auf dem Boden zerschellte, nachdem die Passagiere sich gegen die Angreifer aufgelehnt hatten. 40 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie die vier Entführer starben. Bidens letzte Station wird das US-Verteidigungsministerium vor den Toren der Hauptstadt Washington sein, in das die Islamisten die vierte entführte Maschine gesteuert hatten. Hier gab es 184 Todesopfer.

[Lesen Sie auch: Das Trauma von 9/11: Vom Schock der Anschläge hat sich der Westen nie erholt (T+)]

Während Biden derzeit an vielen politischen Fronten kämpft, gab es kürzlich auch Ärger um die Gedenkveranstaltungen. Opferangehörige erklärten den Präsidenten zur Persona non grata, sollte er nicht geheime Dokumente zu den Ermittlungen zu 9/11 veröffentlichen. Hintergrund ist der Verdacht, dass Saudi-Arabien in die Anschläge verwickelt war. Vergangene Woche ordnete Biden schließlich eine Freigabe wichtiger Dokumente im Verlauf von sechs Monaten an.

Gegenwind bekam Biden zuletzt auch von Angehörigen der bei dem Anschlag in Kabul getöteten 13 US-Soldaten. Nach einer Zeremonie bei der Ankunft der Särge in den USA äußerten sich Opferfamilien wütend über den Präsidenten, der Empathie zu einem zentralen Element seines Politikstils gemacht hat. Der 78-Jährige habe nur über seinen Sohn Beau reden wollen, der 2015 an einem Hirntumor gestorben war, erklärte eine Mutter - und lud später Bidens Vorgänger Donald Trump zur Beerdigung ihres Sohns ein.

Ex-Präsident Trump wiederum hat für den Jahrestag von 9/11 ganz eigene Pläne, die wenig mit stiller Einkehr zu tun haben: Er wird am Samstagabend für einen TV-Streamingsender einen Boxkampf des früheren Schwergewichts-Weltmeisters Evander Holyfield kommentieren. (AFP)

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