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Besucher des Weihnachtsmarktes legen im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags Blumen am Breitscheidplatz nieder.

© John MacDougall/AFP

Gedenken am Breitscheidplatz: Die Moschee des Herrn Matar

Über den Imam von der Gedenkfeier, der Kontakte zu Islamisten pflegt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Frank Bachner

Mohamed Matar ist, womit niemand ein Problem hat, Diplom-Verwaltungswirt und Student der Islamwissenschaften. Aber er ist auch als Seelsorger und Jugendbetreuer im Verein „Neuköllner Begegnungsstätte“ (NBS) tätig. Und das ist nicht unproblematisch. Vor allem, weil Matar bei der Gedenkfeier zum Jahrestag des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz ein Gebet gesprochen hat, neben Vertretern des Christen- und Judentums, eingeladen von der Evangelischen Kirche.

Die Gemeinde der Dar-as-Salam-Moschee, zu der die „Neuköllner Begegnungsstätte“ gehört, wird vom Verfassungsschutz beobachtet, die NBS taucht in dessen Berichten auf, weil sie der islamistischen Muslimbruderschaft nahestehen soll. Die will nach Ansicht von Experten einen fundamentalistischen Islam durchsetzen: In Gaza regiert sie als Hamas seit Jahren terroristisch. Die NBS will vor dem Verwaltungsgericht erreichen, dass sie aus dem Verfassungsschutzbericht 2016 gestrichen wird. Die NBS bestreitet jede Verbindung zur Muslimbruderschaft. Die „Bild“-Zeitung bezeichnet Matar als „Radikal-Imam“, das American Jewish Committee ist hochgradig empört über Matars Auftritt bei der Gedenkfeier.

„Radikal-Imam“, das geht auch auf einen Facebook-Kommentar von Matar im Mai 2017 zurück. Zum Foto einer 16-jährigen Palästinenserin, die in Jerusalem erschossen am Boden liegt, weil sie versucht haben soll, Sicherheitskräfte zu erstechen, schrieb er: „So friedlich, wie du da zu liegen scheinst, bin ich mir sicher, dass deine Seele gerade jeden Frieden und jede Barmherzigkeit erfährt.“ Kurz darauf löschte Matar den Kommentar. Seine Begründung: Er habe erst jetzt erfahren, dass die Jugendliche Soldaten habe töten wollen. Für ihn sei sie bis dahin ein unschuldiges Opfer gewesen. Es gibt allerdings auch ein Foto, auf dem Matar vier hochgestreckte Finger zeigt, die Unterstützer-Geste der Muslim-Bruderschaft.

Doch die Hinterbliebenen der Anschlagsopfer haben mit Matars Auftritt offenbar kein Problem. „Bei mir hat sich noch niemand von ihnen gemeldet“, sagt Roland Weber, Opferbeauftragte des Landes Berlin. „Und sie hätten sicher zum Hörer gegriffen, wenn ihnen etwas bitter aufgestoßen wäre.“ Weber vertraut der Einschätzung von Pfarrer Martin Germer. „Er würde nichts machen, das nicht passt.“ Der Pfarrer der Gedächtniskirche hat Matar eingeladen. Er hatte ihn bei einer Veranstaltung zum Dialog zwischen Christentum und Islam kennengelernt. Dort habe sich Matar, sagte Germer, sehr differenziert über den Koran geäußert. Matar befindet sich derzeit auf Pilgerreise. Zuvor hatte er sich im „Spiegel“ vehement verteidigt: „Ich verurteile ohne Ausnahme jede Form von Terror und Gewalt, egal von wem eine solche ausgeht.“

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