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Ein Gerichtszeichner skizziert Christian Wulff im Prozess

© AFp

"Ganz oben Ganz unten": Christian Wulff veröffentlicht Buch über seinen Rücktritt

Christian Wulff trat als Bundespräsident zurück, musste sich vor Gericht wegen Korruption verantworten - und wurde freigesprochen. Nun will er in einem Buch aufdecken, was wirklich hinter der Affäre um seine Person steckte - und ob alles mit rechten Dingen zuging.

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff hat ein Buch über seinen Rücktritt - und seine Sicht auf die begleitende "öffentliche Demütigung" - geschrieben. Unter dem Titel "Ganz oben Ganz unten" soll das Buch in zwei Wochen am 11. Juni erscheinen. Veröffentlicht wird Wulffs Buch im Verlag C.H.Beck, es schildert seine Sicht, wie die Affäre um seine Person inszeniert wurde und was sich hinter den Kulissen abspielte.

Christian Wulff war am 17. Februar 2012 nach Korruptionsvorwürfen als Bundespräsident von seinem Amt zurückgetreten. Obwohl ihn ein Gericht aller Vorwürfe enthob, "reichte die öffentliche Demütigung noch über den Tag des Freispruchs hinaus", heißt es in der Presseankündigung des Verlags. Wulff will daher aufzeigen, wie Medien und Öffentlichkeit ihn vor und nach seinem Rücktritt hetzten. "Niemals zuvor haben die Medien unseres Landes einen Politiker in solcher Weise verfolgt."

Christian Wulff selbst sagt, über zwei Monate habe eine durch die Bild-Zeitung angeführte "Treibjagd" gegen ihn gedauert und ihn so zum Rücktritt gezwungen. Seine eigene Zeit als Bundespräsident sah Wulff fortan "in den Nebel gerückt": "Ich selber kann mich, wenn ich über meine Amtszeit nachdenke, nicht ohne weiteres von den Erinnerungen freimachen, die mit den entwürdigenden Umständen verbunden sind, die zu meinem Rücktritt geführt haben."

Wulff suggeriert Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft

Neben der Pressehetze will Wulff auch das Verhalten der Staatsanwaltschaften in Celle und Hannover im Buch kommentieren und die Fragen aufwerfen, ob alles mit rechten Dingen zuging. Er suggeriert, um seine Person sei eine regelrechte Affäre inszeniert worden. Allerdings werde Wulff im Buch auch eigene Fehler benennen. Es sei, so die Pressemitteilung des Verlags, "ein Lehrstück über Politik, Presse und Justiz, das nachdenklich macht".

Vorab erklärt Wulff den Inhalt jedoch zur Geheimsache: Erst am Vortag zur Erscheinung wird es eine Leseprobe auf der Webseite von C.H.Beck zur Verfügung stehen - Journalisten sollen Rezensionsexemplare erst ab dem offiziellen Verkaufsstart erhalten.

Spannend ist die Frage, ob sich Christian Wulff einen Medienpartner zur Präsentation seines Buches gesucht hat. Oft begleiten exklusive Vorabdrucke die Erscheinung eines Politikerbuches, das "aufdecken" will. Aber für "Ganz oben Ganz unten" wird Wulff vielleicht darauf verzichten, mit jenen Redaktionen zu kooperieren, die ihn erst nach ganz oben - und dann wieder nach ganz unten - gebracht hatten.

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