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Gelandet. Der saudische Prinz ist als erster Teilnehmer des G-20-Treffens in Buenos Aires eingetroffen. Er wurde vom argentinischen Außenminister Jorge Marcelo Faurie begrüßt.

© Saudi Broadcast Authority/AFP

G20-Treffen in Buenos Aires: Der saudische Prinz als unangenehmer Gast

Saudi-Arabiens Thronfolger will der Welt beim G20-Treffen zeigen, dass er noch zum Kreis der Mächtigen gehört. Kommt es wegen des Falls Khashoggi zum Eklat?

Vielleicht reist er ja doch noch ab. Dann wären die Teilnehmer des G20-Gipfels aus dem Schneider und müssten nicht überlegen, wie sie dem unangenehmen Gast gegenübertreten. Nur: Diesen Gefallen wird ihnen der saudische Kronprinz kaum tun.

Denn für Mohammed bin Salman, der am Mittwoch in Buenos Aires eintraf, steht nach dem Mord am Regimekritiker Jamal Khashoggi einiges auf dem Spiel. Es geht um seinen Ruf, seine Position als anerkannter Partner und nicht zuletzt um seine Macht.

Anzeige erstattet

Der 33-Jährige will deshalb aller Welt zeigen, dass er nach wie vor zum Kreis der Großen und Mächtigen gehört. Kann diese Rechnung aufgehen, obwohl der künftige König im Verdacht steht, für Khashoggis Tod verantwortlich zu sein? Obwohl der Prinz vermutlich in saudischen Gefängnissen foltern lässt? Obwohl er im Jemen einen verheerenden Krieg führt?

Einfach wird der Besuch sicherlich nicht. Aber für Saudi-Arabiens De-facto-Herrscher dürfte das G20-Treffen diplomatisch betrachtet eher glimpflich ausgehen. Und ob die argentinischen Behörden juristisch gegen den Thronfolger vorgehen, gilt als sehr fraglich. Auch wenn die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wegen des Falls Khashoggi Anzeige erstattet hat.

Bloß keine Bilder!

Auf politischer Ebene werden die Teilnehmer des Gipfels vermutlich mehrheitlich auf größtmögliche Distanz setzen. Das heißt dem Prinzen aus dem Weg gehen und Bilder mit einem freundlich lächelnden Thronfolger vermeiden. Doch mit großen Zerwürfnissen auf offener Bühne rechnen Beobachter nicht.

„Fast alle Staaten haben großes Interesse, mit Saudi-Arabien auf die eine oder andere Weise zusammenzuarbeiten“, sagt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Das gelte vor allem für die USA. „Präsident Donald Trump hat mehrfach deutlich gemacht, dass er trotz aller Vorwürfe und Verdächtigungen den Saudis im Allgemeinen und dem Kronprinzen im Besonderen die Treue hält.“

Solange Trump diesen Kurs beibehalte, werde man die Golfmonarchie weiter auf internationaler Ebene hofieren. „Die Saudis sind einfach zu reich und zu wichtig, um sie einfach zu ignorieren.“

In Tunesien gab es Proteste gegen den Besuch des Prinzen. Auf Plakaten hieß es: „Du bist nicht willkommen.“
In Tunesien gab es Proteste gegen den Besuch des Prinzen. Auf Plakaten hieß es: „Du bist nicht willkommen.“

© H. Dridi/dpa

Dennoch vermisst Steinberg eine klare und harte Reaktion der Nato. „Bin Salman hat aller Wahrscheinlichkeit nach einen Mord angeordnet, der auf dem Territorium der Türkei verübt wurde – also auf dem Gebiet eines Bündnismitglieds. Alle Nato-Staaten sollten deshalb nicht nur Sanktionen gegen den engeren Kreis der mutmaßlichen Täter verhängen, sondern gezielt auch Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden ausweisen, die zum Botschaftspersonal gehören.“

Feindselig wie freundlich gesinnte Staaten dürften nicht glauben, sie könnten ungestraft ihre Gegner im Ausland eliminieren. „Das gilt für die Saudis, aber zum Beispiel auch für Russen, Türken und Iraner."

Klare Worte von Erdogan?

Ob es doch zu einem Eklat in Buenos Aires kommt, hängt nicht zuletzt vom türkischen Staatschef ab. Recep Tayyip Erdogan hat deutlich gemacht, dass er Khashoggis Tod im saudischen Konsulat von Istanbul dem Kronprinzen anlastet. Bin Salman dürfte daher darauf bedacht sein, mit Erdogan ein klärendes Gespräch zu führen. Und der wird um passende Worte kaum verlegen sein.

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