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G20-Afrika-Konferenz: Die Welt wird vom afrikanischen Wachstum profitieren

In den aufstrebenden Ökonomien Afrikas steckt enormes Potential. Die G20 müssen das erkennen und fördern. Ein Kommentar.

Kanzlerin Angela Merkel hat eine neue „Partnerschaft mit Afrika“ auf die Agenda der deutschen G20-Präsidentschaft gesetzt - dafür verdient sie Applaus. Die G20-Konferenz „Partnerschaft mit Afrika“ sollte ein erster Baustein dafür sein. Als Afrikaner und Investoren teilen wir Angela Merkels Sicht, dass ein enormes Potential in den aufstrebenden Ökonomien Afrikas steckt. Sie bergen allerdings auch ein großes Risiko, wenn wir dieses Potential nicht nutzen. Afrikas Bevölkerung hat sich seit 1985 verdoppelt und wird sich bis 2050 erneut verdoppeln – auf dann 2,5 Milliarden Menschen. Diese neue, junge Generation braucht 22,5 Millionen neue Jobs pro Jahr. 2050 wird Afrika zehnmal so viele Jugendliche beherbergen wie die Europäische Union. Gerade in Ländern, die von organisierter Kriminalität und extremen Ideologien unterwandert werden, wächst die Bevölkerung besonders stark. Es steht also viel auf dem Spiel für die langfristige Sicherheit Afrikas, Europas und der Welt insgesamt.

Landwirtschaft muss gestärkt werden

Deshalb müssen wir dringend in die afrikanische Jugend investieren. 100 Millionen afrikanische Kinder gehen nicht zur Schule, die meisten davon Mädchen. Hunderte Millionen weitere Kinder gehen zwar zur Schule, aber sie erhalten weder die Grundlagen, die sie später für einen Job qualifizieren, noch ausreichend Nährstoffe, um sich körperlich und geistig zu entwickeln.

Die G20 unter deutscher Präsidentschaft schlagen nun Investitionspartnerschaften, sogenannte „Compacts with Africa“, mit bestimmten afrikanischen Ländern vor. Die Compacts können Privatinvestitionen und Wachstum ankurbeln, was Arbeitsplätze schafft. Sie müssen jedoch inhaltlich und regional erweitert werden. Der Zugang zu Projektvorbereitungsfinanzierung und Risikoversicherungen muss ausgebaut, die technische Unterstützung besser koordiniert und die Regularien harmonisiert werden. Zudem müssen die Compacts auch Staaten einbeziehen, die besonderer Unterstützung bedürfen, besonders die fragilen und am wenigsten entwickelten.

Die Landwirtschaft ist Afrikas größter Arbeitgeber. Sie kann Ernährungssicherheit, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen. Im Rahmen der Compacts müssen Landwirtschaft und Infrastruktur priorisiert werden. Dazu müssen die Compacts mit der Afrikanischen Entwicklungsbank koordiniert werden, und die Weltbank sollte ihre Aktivitäten in Afrika ausweiten. Allerdings plant US-Präsident Trump massive Kürzungen bei der internationalen Entwicklungsorganisation der Weltbankgruppe. Hier müssen wir einschreiten.

Eine Koalition der Willigen für Afrika

Eine erfolgreiche G20-Partnerschaft mit Afrika muss mehr umfassen als Verträge für Privatinvestitionen. Letztlich wissen wir, dass sich sowohl die Bevölkerung als auch der Privatsektor am besten entwickeln, wenn Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und Rechenschaftspflicht geachtet werden – kurz: „gute Regierungsführung“. Dies muss ein wesentlicher Bestandteil dieser neuen G20-Partnerschaft sein. Dazu müssen beide Seiten Verpflichtungen zu Rechenschaftspflicht und Finanztransparenz eingehen. Die EU kann hier eine internationale Führungsrolle einnehmen, indem sie eine Anti-Geldwäsche-Richtlinie verabschiedet, die öffentliche Register für wirtschaftlich Berechtigte von Unternehmen und Trusts vorsieht. Bedauerlicherweise beobachten wir, dass ausgerechnet Deutschland hier auf die Bremse drückt. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss klar werden, dass sie keine gute Partnerin für Afrika sein kann, wenn sie sich dem Kampf gegen Korruption nicht stellt.

Auf Basis unserer Erfahrung, unserer Stiftungen, unserer Investmentkarrieren und unserer Arbeit mit Partnern wie ONE und Bürgerbewegungen wie „Africans Rising“, sind wir davon überzeugt, dass es möglich ist, eine Koalition der Willigen aus dem öffentlichen und privaten Sektor und der Zivilgesellschaft zu schmieden, um Afrikas Ökonomien zu transformieren und die UN-Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung (SDGs) zu erreichen. Dies ist im gemeinsamen Interesse Afrikas, Europas und der G20. Die heute beginnende Konferenz und die Gipfel der Afrikanischen Union und der G20, die beide Anfang Juli stattfinden, könnten den Beginn dieser neuen Koalition einläuten.

Donald Kaberuka war bis 2005 Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, Mo Ibrahim ist ein britisch-sudanesischer Mobilfunkunternehmer und Vorsitzender der Mo-Ibrahim Stiftung, die Preise für good governance an afrikanische Staats- und Regierungschefs vergibt, und Alika Dangote ist ein nigeranischer Unternehmer und der reichste Mann Afrikas.

Donald Kaberuka, Mo Ibrahim, Alika Dangote

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