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Mitglieder rechtsextremer Gruppen mit Fackeln und polnischen Flaggen beim Marsch zum Unabhängigkeitstag in Polen.

© dpa/Czarek Sokolowski

„Fuck Islam“ und „Anti-Antifa“-Shirts: Zehntausende Rechte demonstrieren am Unabhängigkeitstag in Polen

Gegen den Willen des Warschauer Bürgermeisters gehen Zehntausende Rechte und Rechtsextreme auf die Straße. Geduldet durch die PiS-Regierung.

Schon Stunden bevor es losgeht, ist das Warschauer Zentrum voller fliegender Händler, die Flaggen, Armbänder und weitere Utensilien in den polnischen Nationalfarben verkaufen. Doch der traditionelle Unabhängigkeitsmarsch, der an diesem Tag stattfinden wird, ist keine harmlose Feierlichkeit des polnischen Nationalfeiertages. Es ist ein im Kern rechter bis rechtsextremer Aufmarsch. Das zeigen weitere Produkte, die von den Verkäufern angeboten werden. So gibt es an diesem sonnigen Vormittag eine Mütze mit dem Slogan "Fuck Islam" oder ein Shirt mit der Parole "Anti-Antifa" erwerben.

Mehr als 800 Polizisten waren am Donnerstag in Polens Hauptstadt Warschau zusätzlich im Einsatz, um den jährlichen Unabhängigkeitsmarsch abzusichern. Doch zu sehen war von den Beamten auffällig wenig. Lediglich in den Seitenstraßen begleiteten einzelne Einsatzwagen einen der größten rechten Aufmärsche Europas.

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Die polizeiliche Zurückhaltung lässt sich vor allem damit erklären, dass die rechtskonservative PiS-Partei den Marsch nach gerichtlich bestätigtem Verbot durch den liberalen Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski kurzerhand zum "Ereignis nationaler Tragweite" erklärte. Und sich damit über die Gerichte hinwegsetzte und selbst die Schirmherrschaft übernahm.

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Die Schirmherrschaft für ein Schaulaufen von zehntausenden patriotischen Demonstranten, darunter Familien mit Kindern, Rentner, aber auch tausende Neonazis, Hooligan-Gruppierungen und andere nationalistischer Kräfte.

Unabhängigkeitstag in Polen: Mittendrin ein schwarzer Block autonomer Nationalisten

Gegen 13 Uhr versammelte sich die Menge nahe des Kulturpalastes im Zentrum der Hauptstadt und zog von dort zum Nationalstadion auf der anderen Seite der Weichsel. Mittendrin ein schwarzer Block autonomer Nationalisten mit "White Power"-Symbolen und rassistischen Sprechchören, die unterstützt wurden von Neonazi-Parteien und rechtsextremen Gruppierungen aus dem Ausland.

So waren sowohl Unterstützer der rechtsextremen italienischen "Forza Nuova" nach Warschau gekommen als auch ungarische Neonazis. Auch die erzkonservative, homophobe "Allpolnische Jugend" war mit mehreren hundert Unterstützern vor Ort.

Nachdem im vergangenen Jahr durch die Demonstranten eine Wohnung wegen einer darunter hängen Regenbogenflagge abgefackelt wurde, versuchten sich die Organisatoren nun im Abschirmen des verhassten Symbols. Mit großen Bannern und Transparenten wurden Fenster mit Regenbogenflaggen oder dem Zeichen der polnischen Frauenproteste verdeckt. Trotzdem versuchten einzelne Demonstranten die Wohnungen mit Pyrotechnik anzugreifen.

Bereits in den vergangenen Jahren war die Stimmung auf dem Unabhängigkeitsmarsch stets deutschfeindlich. Dieses Jahr warben die Organisatoren mit einem Mobilisierungsplakat, das einer historischen Bekanntmachung Nazi-Deutschlands im damals besetzten Polen ähnelte. Darauf stand auf Deutsch geschrieben, dass Warschauer Bürger aufgefordert werden, keine Nationalfarben am Tag der Unabhängigkeit zu tragen. Damit sollte das gescheiterte Verbot der Demonstration durch den Warschauer Bürgermeister lächerlich gemacht werden.

Seit Jahren ist es in der rechten Szene Polen äußerst beliebt, politischen Gegnern Nazi-Vergleiche anzuhängen. Die Propaganda wirkt sich mittlerweile offenbar auch auf der Straße aus: gleich zu Beginn verbrannte ein Teilnehmer des Unabhängigkeitsmarsches eine Deutschlandfahne. Niemand schritt ein, stattdessen filmten dutzende Menschen die Szene mit ihren Smartphones.

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