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Der ehemalige Präsidentschaftskandidat Viktor Babariko

© REUTERS/Vasily Fedosenko

Früherer Präsidentschaftskandidat: Belarussischer Oppositioneller Babariko zu 14 Jahren Haft verurteilt

Der Manager Babariko galt bei der Präsidentenwahl in Belarus 2020 als der aussichtsreichste Oppositionsvertreter. Doch Lukaschenko ließ ihn festnehmen.

Der belarussische Oppositionelle Viktor Babariko ist nach Angaben seiner Unterstützer wegen Korruption ein Jahr nach seiner Festnahme zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Er müsse seine Strafe in einem Hochsicherheits-Straflager verbüßen, teilten seine Unterstützer auf dem Twitter-Account des 57-Jährigen am Dienstag mit.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem ehemaligen Chef der Belgazprombank unter anderem die Annahme von Bestechungsgeldern zur Last gelegt. Babariko selbst hatte jegliches Fehlverhalten verneint.

„Ich kann kein Verbrechen eingestehen, das ich nicht verübt habe“, sagte Babariko Ende Juni in seinem Schlusswort. Der frühere Bankier hatte die Vorwürfe zurückgewiesen; er habe weder den Mitarbeitern noch den Kunden der russischen Belgasprombank Schaden zugefügt, betonte er.

Babariko hatte bei der Präsidentschaftswahl in Belarus im vergangenen Jahr kandidiert und galt als wichtigster Herausforderer von Amtsinhaber Alexander Lukaschenko. Wenige Wochen vor der Abstimmung wurde er festgenommen.

Babarikos Verhaftung führte dazu, dass sich mehrere Lager von Regierungskritikern zusammenschlossen und die Kandidatur der inzwischen im Exil lebenden Swetlana Tichanowskaja unterstützten.

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Sein Prozess steht international als politische Inszenierung in der Kritik, um ihn mundtot zu machen. Babariko gilt als einer von mehr als 400 politischen Gefangenen der Ex-Sowjetrepublik.

Babariko war am 18. Juni 2020 mit seinem Sohn Eduard auf dem Weg zur Zentralen Wahlkommission festgenommen worden, als er Unterschriften für seine Kandidatur übergeben wollte. Er hatte die Bank im Mai verlassen, um sich ganz dem politischen Kampf zu widmen. Lukaschenko hatte damals die Behörden offen dazu aufgerufen, gegen seinen Herausforderer vorzugehen.

Babarikos Sohn sitzt weiter im Gefängnis

Babariko soll mit Kollegen der Bank laut Lukaschenkos Behörden eine kriminelle Vereinigung gebildet und sich bereichert haben. Mitangeklagte räumten in dem als Inszenierung kritisierten Prozess die angeblichen Taten ein.

[Mehr zum Thema: Demokratiebewegung in Belarus - Jetzt beginnt der Marathon (T+)]

Auch Babarikos Sohn sitzt weiter im Gefängnis und seine Wahlkampfmanagerin Maria Kolesnikowa, die in Stuttgart lange als Kulturmanagerin tätig gewesen war. Babariko und Kolesnikowa wollten mit der neuen Partei Wmeste (Gemeinsam) einen proeuropäischen Kurs in Belarus einschlagen. Um einen Nachfolge für den seit mehr als einem Vierteljahrhundert regierenden Lukaschenko hatte sich auch der populäre Blogger Sergej Tichanowski beworben, der ebenfalls im Gefängnis sitzt.

Seine Frau Swetlana Tichanowskaja erklärte nach der Inhaftierung von Lukaschenkos Gegnern selbst ihre Kandidatur. Sie gewann die Wahl nach Überzeugung der Opposition, wurde allerdings dazu gezwungen, das Land zu verlassen.

Nach der Präsidentenwahl am 9. August kam es monatelang zu Massenprotesten gegen den als „letzten Diktator Europas“ kritisierten Lukaschenko. Zehntausende Menschen wurden vorübergehend festgenommen, Hunderte verletzt und mehrere getötet. Die EU erkennt Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten an und hat wegen des brutalen Vorgehens gegen Andersdenkende zahlreiche Sanktionen gegen den Machtapparat verhängt.

Der international weitgehend isolierte Lukaschenko hält sich vor allem wegen der finanziellen und politischen Unterstützung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Macht. Russland sieht Belarus als seinen Bruderstaat und Einflussgebiet in der Konfrontation mit der EU und den USA.

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