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Vor langer Zeit im Bundesrat: Kurt Beck und Klaus Wowereit bei einer Sitzung 2012.

© Hannibal Hanschke/p-a/dpa

Friedrich Ebert sucht einen Erben: Könnte das Wowereits politisches Comeback werden?

Kurt Beck hört Ende des Jahres auf als Chef der Stiftung – die Wahl des Nachfolgers hat Signalwirkung für den Kurs der SPD. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Noch ist es ein wenig Zeit, aber geführt werden muss diese Personaldiskussion von den Sozialdemokraten schon: Kurt Beck wird Ende des Jahres die Leitung der Friedrich- Ebert-Stiftung abgeben.

Es muss ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden werde. Und weil die FES – mit 90 Jahren älteste aller parteinahen Stiftungen – ein machtvolles politisches Instrument im sogenannten vorpolitischen Raum ist, beziehungsweise sein kann, ist die Auswahl von entsprechender Bedeutung. Sie hat Signalwirkung für den künftigen Kurs der Sozialdemokratie, zumal der gerade nicht wenigen rätselhaft ist.

Über die Nachfolge von Kurt Beck soll die Mitgliederversammlung im Dezember entscheiden. Die Leitung der Stiftung übernahm er 2013. Vorgänger war Peter Struck, legendärer Fraktionsvorsitzender im Bundestag und Bundesminister der Verteidigung, der 2012 starb.

Nach dem finanziellen kommt der personelle Einschnitt

Beck wollte, seiner Vorstellung von Amt und Würden gemäß, selbst bestimmen, wann es genug ist. Der inzwischen 71-Jährige war als Nachfolger Rudolf Scharpings von 1994 bis 2013 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und 2006 bis zu seinem Rücktritt im September 2008 SPD-Bundesvorsitzender.

Das wird ein personeller Einschnitt. Der finanzielle ist bereits vorgenommen: Beck hat der Stiftung, der Rechtsform nach ein Verein, einen Sparkurs verordnet. Beschlossen ist, ohne betriebsbedingte Kündigungen zehn Prozent der Kosten zu verringern, also um rund 20 Millionen Euro, wie der „Spiegel“ berichtet. Grund ist eine Reduzierung der staatlichen Zuschüsse.

Beck hätte sich Gabriel vorstellen können

Um so wichtiger ist die Personalauswahl. Beck hatte sich eine Zeit lang Sigmar Gabriel als seinen Nachfolger bei der FES vorstellen können, wie er ein Ex-SPD-Chef. Von Gabriel hatte sich Beck immer unterstützt gefühlt.

Doch das ist in der sozialdemokratischen Nomenklatura nicht mehr durchsetzbar. Gabriel und sie haben sich zu sehr entfremdet.

Drei Namen werden derzeit gehandelt

Inzwischen werden drei andere Namen gehandelt: Martin Schulz, Barbara Hendricks und Klaus Wowereit. Schulz (64) ist der außenpolitisch Versierteste, er war von 2012 bis 2017 Präsident des EU-Parlaments. Von 1999 an in der Spitze der SPD, 2017 mit 100 Prozent an die Spitze gewählt – aber mit nur gut 20 Prozent als Kanzlerkandidat gescheitert. Unter anderem an der Partei. Außenminister wurde er auch nicht. Einige in der Führung meinen, etwas wiedergutmachen zu sollen.

Wie es heißt, macht sich Hendricks (68), einzige Frau im Feld, schon größere Hoffnungen. Sie war Finanzstaatssekretärin, Umweltministerin und SPD-Schatzmeisterin.

Dann, nicht zuletzt: Klaus Wowereit (66). Er war 13 Jahre Berlins Regierender Bürgermeister, dazu von 2009 bis 2013 einer der Vizechefs der SPD. In der Partei breitet sich das Gefühl aus, dass sie seine Gabe der Menschennähe gerade gut gebrauchen könnte. Das alles bietet in jedem Fall genug Stoff zur Diskussion.

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