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Homeoffice ist für einige seit Jahren Alltag, für andere der Sprung ins kalte Wasser. Zu Hause bleiben schützt vor der Infizierung mit Covid-19.

© Kitty Kleist-Heinrich

Freiwillige Quarantäne: Bleib verdammt nochmal zu Hause!

Immer mehr Menschen begeben sich wegen des Coronavirus freiwillig in Quarantäne. Wer gerade noch als Hysteriker verspottet wurde, ist nun Teil einer Bewegung.

Das Covid-19-Virus existiere gar nicht. Eliten schürten bloß Panik, um von ihren eigennützigen Zielen abzulenken. Diese und andere Verschwörungstheorien verbreiten sich derzeit parallel zum Coronavirus in sozialen Netzwerken.
Florian Reifschneider möchte solch kontrafaktischen Behauptungen etwas entgegensetzen. Der Frankfurter wolle diejenigen sensibilisieren, die das Virus aus seiner Sicht nicht ernst genug nehmen:

„Was passieren kann, wenn erst zu spät Maßnahmen ergriffen werden, sehen wir momentan in Italien. Wenn heute jeder beginnt, sich einer Selbst-Quarantäne zu unterziehen und das nur in einem Rahmen, der individuell vertretbar ist, dann können wir eine Situation wie in Italien vielleicht noch abwenden.“

Am Dienstagmorgen veröffentlichte Reifschneider daher ein „Selbst-Quarantäne-Manifest“, das Menschen in weniger als tausend Wörtern dazu bewegen soll, zu Hause zu bleiben. Das Manifest ist in bereits zehn Sprachen verfügbar und umfasst zwölf Maßnahmen. Die schwerste, aber effektivste Maßnahme sei die zwölfte: „Verlasse dein Zuhause nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.“

Große Präsenz in Social Media

Reifschneider zufolge wurde der Link https://staythefuckhome.com/ auf Twitter und Facebook unter dem Hashtag #StayTheFuckHome je etwas mehr als 500.000 mal auf Facebook und Twitter geteilt.

Auch unter den Hashtags #IStayAtHome und #MeQuedoEnCasa rufen vor allem daheim gebliebene Spanier*innen und Italiener*innen dazu auf, es ihnen gleich zu tun und das Haus bis auf weiteres nicht mehr zu verlassen.

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Florian Reifschneider ist CTO von Rocketloop - einem Startup, das sich auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, spezialisiert hat. Neben Familienmitgliedern, die zu Risikopatienten zählen, habe seine Arbeit ihn dazu motiviert Menschen in dieser Form zum Zu-Hause-Bleiben zu bewegen:

„Wir bei Rocketloop beschäftigen uns täglich mit der Modellierung von Vorhersagemodellen und Simulationen komplexer Systeme. Jedes Modell zeigt, dass die Reduzierung von Kontaktpunkten zwischen Menschen die effektivste Maßnahme gegen eine schnelle Verbreitung von SARS-CoV-2 darstellt.“

Generalprobe für die Zukunft?

Zu Beginn der Woche hatten sich eine Mutter und ihr Kind in Prenzlauer Berg freiwillig in Quarantäne begeben, weil die Möglichkeit bestand, dass der Sohn sich über ein Kita-Teammitglied angesteckt hatte.

Die Frau machte ihre Entscheidung öffentlich. Daraufhin wurde ihr Panikmache vorgeworfen - sie solle sich schämen.

Fünf Tage später wird sich ein immer größer werdender Teil der Gesellschaft bewusst, dass der und die Einzelne Verantwortung dafür trägt, wie schnell sich das Virus verbreitet. Insbesondere in den Metrolpolregionen haben sich viele Unternehmen daher dazu entschlossen, ihre Mitarbeiter - soweit möglich - ins Home-Office zu schicken.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Branchendienstes Bitkom war Homeoffice bei 61 Prozent der Arbeitnehmer*innen noch im vergangenen Jahr eher Ausnahme denn Regel. Durch die akute Bedrohungslage durch eine Pandemie sind Arbeitgeber zum Umdenken gezwungen.

Physische Anwesenheit oft nicht nötig

Physische Präsenz im Unternehmen ist verzichtbarer als angenommen. Das gilt selbst für Fridays For Future, deren Anhänger*innen vorgeworfen wird, dass sie die für den Kampf gegen den Klimawandel wertvolle Schulbildung missachteten.

Luisa Neubauer und Co planen um. Twittern statt Schwänzen - ist das der Kompromiss, der einen Hauptkritikpunkt am Dauer-Schulstreik zunichte macht?

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Auch wenn es für Unternehmen technische und logistische Hürden mit sich bringt und einen Kraftakt insbesondere für solche, die sich noch im digitalen Transformationsprozess befinden: SARS-COV-2 könnte der Probelauf für eine Zukunft sein, in der mobiles Arbeiten die Regel sein wird.

Die Ausnahmesituation, in der sich die deutsche Arbeitswelt derzeit befindet, könnte auch als Chance begriffen werden, sich mit den Vor- und Nachteilen von Homeoffice über einen längeren Zeitraum auseinanderzusetzen.

Und dass es eben vielleicht doch nicht immer notwendig ist, für einen Geschäftstermin in die Ferne zu reisen, dass vielleicht doch nicht täglich weite Wege zum Arbeitsplatz zurückgelegt werden müssen - funktionierendes, schnelles Internet vorausgesetzt.

Vielleicht lernen wir sogar die Möglichkeiten, die uns unsere Mobilität bis vor wenigen Wochen noch bot, neu wertzuschätzen.

Carola Tunk

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