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Nähe zu Russland? Marine Le Pen, Kandidatin des französischen "Rassemblement National".

© Thomas SAMSON/AFP

Frankreichs Präsidentschaftskandidatin: Wie stark sympathisiert Marine Le Pen wirklich mit Russland?

Den Krieg in der Ukraine hat sie deutlich verurteilt. Doch ihre Vergangenheit und ihr Programm zeigen, wie Le Pen sonst auf Russland blickt.

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine haben Marine Le Pen und ihr Team versucht, eine klare Haltung zu kommunizieren – und Bedenken über eine zu große Russland-Nähe der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin aus dem Weg zu räumen. Am Tag des Angriffs verurteilte Le Pen einen Krieg gegen die Ukraine „unmissverständlich“.

Außerdem sprach sich die sonst migrationsfeindliche Politikerin für die Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten aus. Fragen nach ihrer kremlfreundlichen Vergangenheit konterte sie mit dem Verweis, sie sei „eine der wenigen Politikerinnen“ gewesen, die sich für einen gleich großen Abstand sowohl zu den USA als auch zu Russland eingesetzt haben.

Doch schon kurz nachdem Le Pen 2011 den Vorsitz ihrer Partei übernahm, die damals noch „Front National“ hieß, zeigte sie eine Nähe zu Russland. Damals gab sie der russischen Zeitung „Kommersant“ ein Interview, in dem sie einer „gewissen Bewunderung“ für Wladimir Putin Ausdruck verlieh. Zudem sagte sie, die Wirtschaftskrise könne ein Impuls für Frankreich sein, sich von den USA ab- und Russland zuzuwenden.

In den Jahren danach folgten Reisen nach Russland: Bei ihrem Besuch 2013 wurde Le Pen vom damaligen Vorsitzenden der Staatsduma, Sergei Naryschkin, empfangen. Vier Jahre später, mitten im Präsidentschaftswahlkampf, traf sie Wladimir Putin persönlich im Kreml. Wenige Monate zuvor hatte sie in einem Radiointerview erklärt, dass die Annexion der Krim durch Russland „nicht illegal“ sei.

Neue Sicherheitsordnung

2014 schon erhielt der Front National einen Kredit einer russisch-tschechischen Bank. Dieser Kredit soll immer noch nicht abbezahlt sein. Gegen den Vorwurf, dass mit dem Geld politische Interessen verbunden seien, wehrte sich Le Pen erst kürzlich wieder: „Ich schaue nicht auf die Nationalität der Bank, bei der ich einen Kredit aufnehme“, sagte sie.

Den aktuellen Wahlkampf finanziert sie mit dem Kredit einer ungarischen Bank. In beiden Fällen begründete die Partei die ausländischen Kredite auch damit, dass sie keine französische Bank gefunden habe, die ihr Kredite habe geben wollen.

In einem Pressestatement zur Vorstellung ihres verteidigungspolitischen Programms vom 11. Februar – noch vor Ausbruch des Krieges – hatte Marine Le Pen erklärt, mit ihr werde Frankreich mit Russland ein Bündnis aushandeln, das auf drei Hauptachsen beruhe: der „Einbeziehung von Russland in eine europäische Sicherheitsarchitektur“, der „Verteidigung des Multilateralismus“ und dem „Kampf gegen islamistischen Terrorismus“.

Die frühere Putin- und Russland-Nähe dürfte von Le Pens Kontrahenten ums Präsidentschaftsamt, Emmanuel Macron, in den kommenden zwei Wochen verstärkt zum Thema gemacht werden.

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