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Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz.

© AFP

Fragen des Tages: Zahlen zur Pandemie, Österreich will Lockdown beenden - was heute wichtig war

Außerdem: Markus Söder fordert Steuersenkungen und Luxemburg will Flüchtlingskinder aus Lesbos holen. Der Nachrichtenüberblick und Tipps für die Corona-Zeit.

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• Die aktuellen Zahlen zur Pandemie

- Die Johns-Hopkins-Universität meldet weltweit knapp 1,3 Millionen Infizierte (etwa 300.000 mehr als am Freitag) und knapp 71.000 Tote (15.000 mehr als Freitag). 

- Die Auswertung der Zahlen aus den deutschen Landkreisen meiner Kollegen aus dem Tagesspiegel-Datenteam zeigt: In den Bundesländern nimmt die Verdopplungszeit der Infiziertenzahlen weiter zu, was ein gutes Zeichen ist. Die Zehn-Tagesschwelle haben bis auf das Saarland alle Bundesländer geschafft - am Freitag waren es erst sechs von 16 Bundesländern. Zur Orientierung: Österreich, das heute einen Fahrplan für die Lockerung der Corona-Maßnahmen bekannt gegeben hat (siehe unten), hat eine Verdopplungszeit von 20,5 Tagen. 

- Gute Nachrichten gibt es auch aus anderen europäischen Ländern: Die Todeszahlen in Italien sind zwei Tage nacheinander bis auf 525 gefallen. Zur Erinnerung: Ende März waren sie bei knapp 1000 pro Tag. In Frankreich nehmen die Fälle seit vier Tagen ab, ebenso wie in Spanien. 

• So will Österreich nach und nach den Corona-Lockdown beenden: 

Wenn alle noch eine Woche streng alle Regeln durchhalten, verspricht der Bundeskanzler Sebastian Kurz, könne Österreich „die Wiederauferstehung nach Ostern“ in Angriff nehmen. Gewichtige Worte, die einem ganzen Land Hoffnung machen. Hoffnung auf das Ende des Shutdowns. Österreich ist damit das erste EU-Land, das die stufenweise Rückkehr zur Normalität in Angriff nimmt.

Die Eckpunkte des Plans: Ab Mitte April werden erste Geschäfte wieder öffnen, ab dem 1. Mai alle Geschäfte inklusive Friseursalons und Einkaufszentren. Der Schulbetrieb wird frühestens Mitte Mai wieder aufgenommen, auch Restaurants dürfen wohl erst dann nach und nach wieder öffnen. Großveranstaltungen bleiben bis mindestens Ende Juni verboten. Die strengen Ausgangsbeschränkungen im Land gelten erstmal bis Ende April weiter. Die Regierung in Berlin hat sich heute nicht zu dem Plan geäußert.

• Was ist eigentlich in Europa los? 

„Auch Deutschland wird es auf Dauer nur gut gehen, wenn es Europa gut geht“, sagte Angela Merkel heute bei einer Pressekonferenz. Die Antwort auf die Corona-Krise könne nur "ein stärkeres Europa und mehr Europa" sein, sagte sie weiter.

Dass Europa stärker werden muss, darin würden der Kanzlerin wohl alle EU-Staaten zustimmen - obwohl es sicher Dissenz gäbe, was denn "stärker" genau heißt. Bei "mehr Europa" würde wohl ein gewichtiger Player im Staatenbund an einer bestimmten Stelle "Nein!" sagen: Und das ist Deutschland selbst.

Denn die Bundesregierung weigert sich mit aller Kraft gegen sogenannte Corona-Bonds, also gemeinsame Staatsanleihen, die zum Beispiel Italien und Spanien ermöglichen würden, sich zum selben Preis Geld zu leihen wie Deutschland. Warum Deutschlands Ablehnung gegen die Corona-Bonds ein schwerer Fehler ist, können Sie hier nachlesen. Die zahlreichen Bruchlinien in Europa jenseits des Streits um die Krisenfinanzierung zeichnen meine Kollegen aus dem Politik-Ressort an dieser Stelle nach.

• „Der gute alte Handschlag könnte auf Dauer verschwinden“: 

Stephan Weil (61) ist seit 2013 Ministerpräsident in Niedersachsen, er wurde lange auch als Kandidat für den SPD-Vorsitz gehandelt. In der Corona-Krise steht auch er vor seiner größten Bewährungsprobe. Im Interview mit meinem Kollegen Georg Ismar spricht er über "Baumarkt-Tourismus", schwierige Exit-Debatten, gerissene Lieferketten, warum unsere Gesellschaft asiatischer werden muss und was er nach dem Corona-Stillstand als erstes machen wird.

• Hygiene in Corona-Zeiten: 

Viele fragen sich derzeit: Lohnt es sich, Flächen im Haushalt zu desinfizieren? Nein, sagt Deutschlands derzeit einflussreichster Virologe Christian Drosten. Generell sei die Ansteckungsgefahr über Oberflächen nicht besonders hoch. Anti-Coronavirus-Maßnahmen sollten Luft- und Tröpfchenübertragung ausschließen, empfiehlt er. Wenn es möglich ist, sollte deshalb jeder eine Maske tragen.

Und da die gerade rar sind, geben wir Ihnen an dieser Stelle eine Anleitung zum Selbermachen einer Maske. Aber Achtung: Die Maske schützt Sie nicht vor der Ansteckung durch andere, sondern schützt andere vor Ihnen. Alles zumThema Mund- und Nasenschutz finden Sie hier.

Der Corona-Ticker:

+ Insgesamt 73 Bewohner in Berliner Pflegeheimen an Covid-19 erkrankt
US-Botschaft wirft Berliner Senat „Desinformationskampagne“ vor
+ Linksextreme Szene bereitet sich auf 1. Mai vor - und will Masken tragen
Boris Johnson will auch aus dem Krankenhaus die Regierung führen
+ Hunderte beim Gebet - Berliner Imam will „interreligiöse Aktion“ vorerst nicht wiederholen
+ Auch Zahnärzte wollen unter den Corona-Rettungsschirm
Zehntausende harren auf Kreuzfahrtschiffen aus
+ Laut US-Experten könnte es in den USA sehr viel mehr Corona-Tote geben als offiziell bekannt

• Was sonst noch passiert ist

Ein Junge sitzt am Strand von Lesbos, nachdem er mit einem Beiboot die Ägäis von der Türkei aus überquert hat.
Ein Junge sitzt am Strand von Lesbos, nachdem er mit einem Beiboot die Ägäis von der Türkei aus überquert hat.

© dpa/Angelos Tzortzinis

Evakuierung von Flüchtlingskindern aus Lesbos: Luxemburg will Flüchtlingskinder aus dem Lager Moria holen. Ob das andere Länder zum Engagement motiviert, ist unklar. Innenminister Seehofer zögert noch. 

Söder fordert Steuersenkungen: Was trotz Rekordeinnahmen nicht klappte, wird nun gefordert: Steuersenkungen auf breiter Front. Bayerns Ministerpräsident Söder geht dabei voran. 

Auto von Berliner AfD-Schatzmeister ausgebrannt: In Berlin häuft sich die Zahl der mutmaßlichen Attacken auf Politiker der AfD. Betroffen ist diesmal Vorstandsmitglied Frank-Christian Hansel

Unsere Tipps für die Corona-Zeit:

Die Streaming-Tipps: Heute bewundern wir Raffael in Berlin und hören einem US-Indie-Sänger beim Schrammeln zu. 

Der Rezept-Tipp: Heute gibt es in unserer Koch-Kolumne das israelische Nationalgericht Schakschuka, eine Tomaten-Eierpfanne. 

Der Homeoffice-Tipp: So gelingt die Arbeit zu Hause ohne Rückenweh und Erschöpfung. 

Der Kinder-Tipp: Ein verschwundenes Geschenk und jede Menge mysteriöse Hinweise. Findest du heraus, wer der Dieb war? Ein Kinderkrimi zum Vorlesen und Mitknobeln. 

Der Lese-Tipp: Debra Jo Immergut veröffentlicht mit ihrem literarischen Debüt einen außerordentlicher Kriminalroman über zwei Häftlinge. 

Der Sport-Tipp: Heute ist bei unseren Fitnessübungen zuhause der Po an der Reihe.

Gibt es was im Fernsehen?

Zwischen muslimischer Tradition und den Verlockungen des Millennial-Daseins: Die zehnteilige Comedy-Serie „Ramy“ ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Streaminglandschaft, findet mein Kollege Andreas Busche
Die geheimnisvolle Landschaft inspiriert TV-Macher. Nun wird auch ZDF-Ermittlerin Sarah Kohr im Moor dort tätig. Zu sehen heute Abend um 20:15 Uhr. 

Was sollte ich für morgen wissen?

Eurogruppe will Vorschläge gegen Corona-Wirtschaftskrise machen: Die EU-Staats- und Regierungschefs konnten sich Ende März nicht auf gemeinsame Hilfen für in der Corona-Krise besonders betroffene Mitgliedsstaaten einigen. Hintergrund ist der Zwist über Corona-Bonds. Ein Videogipfel erteilte den Finanzministern in der Eurogruppe den Auftrag, binnen zwei Wochen neue Vorschläge zu machen. Diese Vorschläge kommen morgen.

Japans Regierungschef Shinzo Abe will wegen der Ausbreitung des Coronavirus den Notstand für Tokio und andere Städte ausrufen. Wie japanische Medien heute berichteten, will der Rechtskonservative die Maßnahme, die bis zum 6. Mai gelten soll, voraussichtlich an diesem Dienstag bekanntgeben.

Zahl des Tages!

60 Prozent des entgangenen Nettoentgelts erhalten Angestellte in Kurzarbeit. Derzeit haben rund eine halbe Millionen Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit beantragt. Alles, was Sie über das Kurzarbeitergeld wissen müssen, hat meine Kollegin Marie Rövekamp an dieser Stelle zusammengetragen

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Bleiben Sie gesund! Wenn Sie Fragen, Anregungen, Kritik zu diesem Newsletter haben, schreiben Sie mir gerne: benjamin.reuter@tagesspiegel.de

Ihr Benjamin Reuter Leiter Newsroom

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