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Anschlag auf das Wahlkreisbüro des SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh.

© Helge Lindh/dpa

Fragen des Tages: 2,2 Millionen Corona-Fälle weltweit und Anschlag auf SPD-Büro - was heute wichtig war

Außerdem: Drei positive Zahlen zur Corona-Epidemie. FDP-Chef Lindner kämpft um Aufmerksamkeit. Der Nachrichtenüberblick und Tipps für die Corona-Zeit.

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Das Corona-Update

Die aktuellen Zahlen zur Pandemie:

1. Die Johns-Hopkins-Universität meldet weltweit knapp 2,2 Millionen bestätigte Infizierte und rund 150.000 registrierte Tote. Aktuell werden damit täglich rund 100.000 Neuinfizierte und 10.000 Todesfälle registriert.

2. Zum Wochenende gibt es eine Reihe von erfreulichen Zahlen zum Stand der Pandemie in Deutschland: Die wichtige Reproduktionszahl - die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt - hat den Wert 0,7 erreicht. Vor Ostern lag der Wert noch bei 1,2. Die Verdopplungsrate der Fälle hat jetzt im Schnitt der Bundesländer 17 Tage erreicht, sechs Bundesländer haben sogar schon 19 Tage oder mehr (eine genaue Erklärung der Zahlen finden Sie hier). Knapp 12.000 Intensivbetten sind derzeit in Deutschland frei. Und trotz immer mehr Tests, die pro Tag gemacht werden, nimmt der Anstieg der Infiziertenrate nicht zu. Jens Spahns hatte also durchaus Recht, als er heute sagte: „Der Ausbruch ist wieder beherrschbar geworden.“

Sommerurlaub, Sommerferien - gibt es das dieses Jahr? Sicher ist das Stand heute nicht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält in diesem Jahr einen Sommerurlaub in Spanien, Italien, Frankreich oder der Türkei für "unwahrscheinlich". Damit ist er nicht allein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen empfiehlt, mit der Reiseplanung zu warten. "Für Juli und August kann derzeit niemand verlässliche Vorhersagen machen", sagt sie.
Was das für die Bürger und die Reiseunternehmen bedeutet, hat meine Kollegin Heike Jahberg hier aufgeschrieben.

Die Frage, wie es mit Festivals und Volksfesten in den kommenden Monaten aussieht, haben wir hier beantwortet

Für Aufregung sorgt der Vorschlag von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, die Sommerferien wegen der Corona-Krise zu verkürzen.Lehrer und Kultusminister protestieren.

Ist Remdesivir das neue Hoffnungsmittel im Corona-Kampf? Eine Studie der Universität Chicago zeigt Erfolge bei der Behandlung von Covid-19-Patienten mit einem Ebola-Medikament. Die Aktien des US-Unternehmens, das Remdesivier anbietet, verteuerten sich daraufhin um 20 Prozent, selbst die Wall Street reagierte positiv. Allerdings ist Vorsicht angebracht, was die Studie betrifft. Denn noch sind es nur Teilergebnisse und wissenschaftlichen Standards, zum Beispiel gab es keine Kontrollgruppe, hält sie nicht stand. 

Woran sterben Covid-19-Erkrankte wirklich? Derzeit verdichten sich die Hinweise, dass nicht allein die so genannte „Schocklunge“, das akute Atemnotsyndrom, den Tod verursacht, sondern Lungenembolien – also das Verstopfen lebenswichtiger Lungengefäße mit Blutgerinnseln, berichtet mein Kollege Sascha Karberg. Bestätigt sich das, könnten eventuell handelsübliche Blutverdünnungsmittel - auch als Clexane bekannt - den Betroffenen helfen. 

Nils Kucher, Angiologe und Kardiologe an der Universität Zürich und Spezialist für Thrombosen und Lungenembolien, ist überzeugt, dass “wenn wir Clexane früh geben, wir dann die schwere Gerinnungsstörung, die dieses Virus auslöst, verhindern und möglicherweise die Sterblichkeit reduzieren können”. In der Schweiz startet demnächst eine Studie mit dem Mittel, erste Ergebnisse sind in ein paar Wochen zu erwarten. 

Wie viele Intensivbetten hat Deutschland jetzt eigentlich? Im Newsletter gestern hatteich einen Artikel der Kollegen aus dem Datenteam empfohlen. Einem findigen Leser fiel auf, dass die genannten rund 26.000 Intensivbetten in Deutschland deutlich von der vor einigen Wochen von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) kommunizierten Zahl von 40.000 Betten abweicht. Wie kommt es zu der Abweichung? 

1. Die 26.000 Betten, von denen im Newsletter die Rede war, sind die real verfügbaren, die jetzt erstmals meldepflichtig sind. Laut Statistik gibt es in Deutschland 28.000 Intensivbetten (die Zahl ist allerdings von 2017), von denen aber nicht immer alle einsatzfähig sind.

2. Die vor einigen Wochen von der DKG kommunizierten 40.000 Betten sind die 28.000 plus die Zahl der Betten, die sehr schnell verfügbar wären, wenn nötig.

3. Am Beispiel einer großen Klinik in Berlin lässt sich das gut erklären: Das Haus hat eigentlich 500 verfügbare Intensivbetten und hat jetzt auf real nutzbare 530 Betten aufgestockt - das Krankenhaus hat aber Material und Raum, um innerhalb von 24 Stunden auf 630 Betten aufzustocken, wenn nötig. Im Melderegister taucht diese Reserve aber nicht auf, weil sie nicht aktuell belegbar ist. 

Der Corona-Ticker: + Armin Laschet rechnet mit Corona-Einschränkungen bis 2021+ Betrug bei Corona-Soforthilfen: Offenbar mehr als 200.000 Euro Schaden in Berlin+ Wie Chinas Konjunktur sich nach dem Absturz wieder erholt+ Trump will USA in drei Phasen wieder öffnen+ Wie FDP-Chef Lindner um Aufmerksamkeit kämpft+ Nach der Pandemie könnte eine neue Bankenkrise drohen+ Hochlauf der Autoproduktion - am Band mit Sicherheitsabstand

Was sonst noch wichtig war:

Linksextremer Anschlag auf Büro von Wuppertaler SPD-Politiker: Pflastersteine gegen das Wahlkreisbüro des SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh: Auf Indymedia gibt es ein Selbstbezichtigungsschreiben.

Wie FDP-Chef Lindner um Aufmerksamkeit kämpft: Liberalen-Chef Christian Lindner will sich in der Krise mit Groko-Kritik profilieren. Doch sein Tonfall gefällt nicht allen in der Partei.

Abtreibungsverbote und Sexualkunde in Polen: Volksbegehren zwingen die Regierungspartei zu heiklen Gesetzesentwürfen. Landesweit schließen sich Frauen zu Regenschirmprotesten zusammen.

Unsere Tipps für den Corona-Alltag :

Unser Rezept-Tipp: Teil 22 empfiehlt eine Köstlichkeit aus den Schweizer Alpen – Risotto mit Ziegenfrischkäse.

Unser Lese-Tipp: Ostdeutsche Reality-Soap, Faszination fürs Windige: Moritz von Uslar ist für „Nochmal Deutschboden“ in die brandenburgische Provinz zurückgekehrt.

Unsere Streaming-Tipps: Heute gibt es einen Ballettklassiker aus Stuttgart, ein Foto-Brief aus den Cevennen und musikalische Frühlingsgrüße.

Unser Sport-Tipp: Die heutige Übung zählt zu den beliebtesten überhaupt. Sie trainiert den Rumpf und die Beine – und verbessert Balance, Koordination und Haltung.

Gibt es was im Fernsehen?

Das Drama „Just Mercy“ zeigt den Rassismus der US-Justiz. Es nutzt einfache Mittel und ist doch sehr wirkungsvoll. Der Film ist als Download erhältlich.

Was sollte ich für Montag wissen?

Die EU und Großbritannien verhandeln weiter über die Beziehungen nach dem Brexit: Dies ist der Auftakt zur ersten von drei einwöchigen Verhandlungsrunden per Videokonferenz im April, Mai und Juni. Die Gespräche dürften weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen. Es geht um das Handels- und Partnerschaftsabkommen für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase Ende 2020. Großbritannien hatte die EU Ende Januar verlassen, ist aber vorerst noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion.

Kleine Läden öffnen wieder: In den meisten Bundesländern, mit Ausnahme von etwa Bayern und Berlin, dürfen von diesem Montag an bundesweit Läden mit einer Fläche bis zu 800 Quadratmeter wieder öffnen.

Zahl des Tages!

46,2 Prozent der Bundesbürger finden, dass Deutschland eine Maskenpflicht einführen sollte. Das geht aus einer Umfrage für den Tagesspiegel hervor. Die Stadt Jena hat gute Erfahrungen mit der Pflicht gemacht: Seit acht Tagen gibt es dort keine Neuinfektionen. Details gibt es hier. 

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Wenn Sie Fragen, Anregungen, Kritik zu diesem neuen Newsletter haben, schreiben Sie mir: benjamin.reuter@tagesspiegel.de 

Herzliche Grüße,
Benjamin Reuter
Leiter Newsroom

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