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Das Bamf führt die Verfahren durch und entscheidet über Asylanträge.

© Fabrizio Bensch/Reuters

Folge der Corona-Pandemie: Zahl der Asylanträge in der EU um ein Drittel gesunken

Vor der Pandemie waren die Zahlen der Anträge noch gestiegen, dann brachen sie ein. Deutschland bleibt das beliebteste Zielland von Asylbewerbern.

Die Zahlen der Asylbewerber in Deutschland sowie in der Europäischen Union sind in diesem Jahr um etwa ein Drittel gesunken. In Deutschland wurden von Januar bis Ende November 93.710 Erstanträge auf Asyl registriert, wie aus Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht.

Im ganzen Jahr 2019 waren es noch 142.450 gewesen, im Jahr davor 161.885. Für alle 27 EU-Staaten zusammen ergibt sich aus der Statistik ein ähnlicher Rückgang: Bis Ende November gibt die EU-Statistikbehörde 370.745 Anträge an, im Vorjahr waren es 675.535.

Die wenigsten Asylbewerber in EU meldet Ungarn

Die Bundesrepublik bleibe auch 2020 das wichtigste Zielland von Asylbewerbern in Europa mit rund 24 Prozent aller Erstanträge in den ersten neun Monaten, berichteten die Funke-Zeitungen. Dahinter rangierten Spanien mit fast 23 Prozent (70.655) der Anträge und Frankreich mit 19 Prozent (58.468).

Auf die drei EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Spanien entfielen zusammen zwei Drittel aller Erstanträge auf Asyl in den 27 EU-Staaten. Die wenigsten Asylbewerber in der EU meldete Ungarn mit lediglich 70 Erstanträgen von Januar bis Ende September.

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Grund für den Rückgang der Asylbewerber-Zahlen sei offenkundig die Corona-Krise, hieß es. Vor dem Lockdown im März war noch ein Anstieg festgestellt worden. Mit dem Lockdown brachen die Zahlen dramatisch ein.

Verfahren in Ankerzentren überdurchschnittlich lang

Asylverfahren in sogenannten Ankerzentren dauern einem Bericht zufolge überdurchschnittlich lange. Zwischen Antragstellung und Entscheidung der Behörde in einem Ankerzentrum lagen zwischen Januar und November 2020 durchschnittlich 8,5 Monate, wie die Funke-Zeitungen am Freitag aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Linken-Anfrage berichteten. Im Schnitt aller Asylverfahren in diesem Zeitraum lag die Verfahrensdauer bei 8,3 Monaten, wie die Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke weiter ergab.

Die Ankerzentren, deren Einführung im Koalitionsvertrag beschlossen worden war, vereinen mehrere für Asylverfahren relevante Behörden an einem Ort und sollen so die Verfahren beschleunigen.

Jelpke sieht dieses Ziel als nicht erreicht an. Die überdurchschnittlich hohe Verfahrensdauer in den Ankerzentren sei eine "desaströse Bilanz" für Innenminister Horst Seehofer (CSU), sagte Jelpke den Funke-Zeitungen. Angeblich sollten die Asylverfahren in den Zentren erheblich schneller sein, sagte sie. "Doch das Gegenteil ist richtig, wie sich jetzt zeigt."

Im Schnitt dauern die Asylverfahren 8,3 Monate

Die Linken-Politikerin kritisierte, in den Zentren würden Asylsuchende "auf engstem Raum zusammengepfercht, sie sollen von unabhängigen Beratungsstrukturen und der unterstützenden Zivilgesellschaft abgeschnitten werden". Nicht nur angesichts der Notwendigkeit einer möglichst dezentralen Unterbringung in Zeiten der Corona-Pandemie sei dieses Modell "völlig daneben".

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Insgesamt stieg der Regierungsantwort zufolge die durchschnittliche Dauer von Asylverfahren in diesem Jahr auf 8,3 Monate. 2019 lag sie noch bei 6,1 Monaten, wie die Funke-Zeitungen weiter berichteten. Das Innenministerium begründet das in seiner Antwort auf die Linken-Anfrage in erster Linie mit der Corona-Pandemie.

Zum einen sei zwischenzeitlich die Zustellung von ablehnenden Bescheiden fast gänzlich eingestellt worden, weil während der Pandemie die Möglichkeiten der Antragstellenden begrenzt gewesen seien, dagegen vorzugehen. Zum anderen seien 2020 viele Altfälle abgeschlossen worden, die den Schnitt der Verfahrensdauer nach oben treiben, hieß es dem Bericht zufolge in der Regierungsantwort. (epd, AFP)

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